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Der Goldvulkan

Der Goldvulkan

Titel: Der Goldvulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Macpherson angegriffen hatten.
    Die Nacht verstrich in unveränderter Weise. Als der Tag anbrach, hatten sich die Dunstmassen noch nicht zerstreut. Selbst auf zwei Kilometer weit wäre der Golden Mount nicht sichtbar gewesen.
    Mit mürrischen Gesichtszügen und gefurchter Stirn ging Ben Raddle, der sich kaum noch halten konnte, hin und her.
    Summy Skim empfand trotz seiner natürlichen Gutmütigkeit eine Art boshafter Freude über den Unmut des »Tyrannen«, der ihn so unendlich weit von Green Valley verschleppt hatte.
    »Immer wüte nur, du alter Junge, wüte nur zu, murmelte er für sich. Wenn der Golden Mount nicht existiert, kannst du ihn auch nicht sehen, das liegt auf der Hand!«
    Summy beging bei diesem von gesundem Menschenverstand zeugenden Gedanken, der seine unheilbare Zweifelsucht bewies, nur den Fehler, daß er ihn etwas zu nahe bei Jane Edgerton vor sich hinmurmelte. Diese warf ihm einen strafenden Blick zu, bei dem der schadenfrohe Philosoph bis zu den Ohrläppchen errötete.
    Summy versuchte, seinen Schnitzer wieder gutzumachen.
    »Wenn er aber existiert, fuhr er eiligst fort, wird man ihn sehen, sobald sich das Wetter aufklärt… das liegt auf der Hand.«
    Und wie zur Bekräftigung des zweiten Satzes wiederholte er noch lauter:
    »Ja, das liegt auf der Hand!«
    Um zu erfahren, ob ihm verziehen wäre, streifte er mit einem Seitenblick das junge Mädchen. Da erlitt er aber die Beschämung, daß diese sich gar nicht mehr um ihn zu kümmern schien.
    Das Lager wurde um vier Uhr morgens aufgehoben. Es war schon heller Tag und die Sonne stand bereits mehrere Grade über dem Horizonte. Man merkte sie hinter der Dunstwand, die ihre Strahlen nicht zu durchbrechen vermochten.
    Die Karawane setzte sich wieder in Bewegung. Gegen elf Uhr war die Küste nur noch drei Lieues entfernt. Der Golden Mount blieb noch immer unsichtbar.
    Summy Skim begann sich schon zu fragen, ob sein Vetter nicht bald überschnappen würde. So viele Beschwerden erduldet, so vielen Gefahren getrotzt zu haben und dann… nur eine Enttäuschung zu erleben!
    Kurz vor Mittag wurde die Luft etwas klarer. Die rote Sonnenkugel schimmerte durch die jetzt weniger dichten Dunstmassen. Da ertönte die Stimme Nelutos:
    »Dort… dort!… Eine Rauchsäule!« rief er.
    Er bedauerte es aber sofort, sich jetzt so bestimmt ausgesprochen zu haben.
    »Oder eine Wolke«, sagte er.
    Nach einer Sekunde Überlegung setzte er hinzu:
    »Oder vielleicht nur ein Vogel!«
    Der Lotse überlegte noch immer. Ein Rauch, eine Wolke, ein Vogel… hatte er damit schon alle Möglichkeiten erschöpft? Nein, er konnte noch auf andre Hypothesen kommen. Und vielleicht waren die ebensogut begründet.
    »Oder es ist überhaupt nichts!« schloß er zu seiner Befriedigung und um sich in jedem Falle ein ruhiges Gewissen zu bewahren.
    Hätte er noch lauter gesprochen, man hätte doch nicht mehr auf seine Worte gehört. Die Karawane schien fast zur Salzsäule erstarrt zu sein… Seelen und Augen wendeten sich nur dem Norden zu.
    Auch Ben Raddle starrte, von dumpfer, unbestimmter Unruhe gefoltert, in derselben Richtung hin.
    »Ein Rauch? murmelte er. Doch nein, das ist unmöglich, da der Golden Mount nach Jacques Leduns Versicherung ja ein erloschner Vulkan ist.«
    Und doch hatte Neluto unrecht, so zaghaft zu sein. Seine erste Hypothese war die richtige.
    Der Nebeldunst zerstreute sich mehr und mehr. Bald strahlte die Sonne glänzend an dem mattblauen Himmel und begrüßt von einem Hurrah der Prospektoren, erschien der wunderbare Berg, der Goldvulkan, aus dessen Krater rußige Dünste aufstiegen.
Siebentes Kapitel.
Eine unerwartete Komplikation.
    Trotz der Schwierigkeiten des Weges bedurfte es nicht mehr als zwei kleiner Stunden, daß Ben Raddle und seine Gefährten die Entfernung zurücklegten, die sie noch vom Golden Mount trennte. Ohne ein Wort zu sprechen, ganz versunken in den Anblick des Zieles, das sie endlich erreichen sollten, marschierten alle so schnell, wie es die Natur des Terrains erlaubte. Es war, als würden sie von dem Berge wie von einem Riesenmagneten angezogen.
    Schon vor drei Uhr machte die Karawane Halt am Fuße des Vulkans, um den sich an der Ostseite der Rio Rubber hinzog, während im Norden das Eismeer seine letzten Ausläufer bespülte.
    Alles ringsumher war wüst und leer. Weder jenseits des Berges im Westen noch an der Seite der Mündungen des Mackensie gewahrte man ein Dorf von Eingebornen oder eine Gruppe von Indianern, die auf dem Küstengebiete sonst so

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