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Der Goldvulkan

Der Goldvulkan

Titel: Der Goldvulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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wollte, und alle vier wanderten am südlichen Rande des Bergfußes hin, um nach dessen westlichem Ausläufer zu kommen.
    Von dem letzten Vulkanausbrüche – wieviel Zeit mochte seit diesem verflossen sein? – fand man am Fuße des Berges kein Anzeichen, nicht die geringste Spur von Eruptivstoffen und vor allem nicht von Goldstaub, den dieser nach Jacques Leduns Aussage doch in so großer Menge enthalten sollte. Vielleicht war daran zu denken, daß die Auswurfmassen des Vulkans nach dem Meere zu geschleudert worden waren und nun unter dem tiefen, an das Ufer brandenden Wasser begraben lagen.
    »Was tut uns das? meinte Ben Raddle auf eine diesbezügliche Bemerkung Bill Stells. Es ist doch höchstens ein Beweis dafür, daß seit der Anwesenheit Jacques Leduns kein neuer Ausbruch stattgefunden hat. Nur darauf kommt es doch an. Die Pepiten, die er gesehen hat, werden auch wir bald sehen.«
    Es war neun Uhr geworden, als die vier Bergsteiger an der Westseite des Berges anlangten.
    Der Scout setzte sich sofort an die Spitze und der Aufstieg begann. Anfangs stieg der Boden nur allmählich an und die Grasdecke bot dem Fuße einen sichern Halt.
    Spitzhaue und Seil waren hier also entbehrlich. Bill Stell hatte jedoch Erfahrung im Bergsteigen. Ihn führte ein sichrer Instinkt und er war so kraftvoll, so geübt in solchen Dingen, daß seine Begleiter ihm nur mit Mühe folgen konnten.
     

    Der Aufstieg wurde immer beschwerlicher. (S. 331)
     
    »Nun ja, da sieht man’s, sagte Summy Skim etwas atemlos, so zwanzigmal den Chilkootpaß überschritten zu haben: das gibt einem die Beine von Gemsen und Knöchel aus Stahl.«
    Nach dem ersten Drittel des Aufstiegs wäre jedoch wohl auch eine Gemse in Verlegenheit gekommen und die Flügel eines Geiers oder Adlers wären hier recht erwünscht gewesen.
    Der Neigungswinkel des Bodens war jetzt so groß, daß man zum Vorwärtskommen Knie, Füße und Hände benützen und sich an dem magern Buschwerk anhalten mußte. Bald ging es auch nicht mehr ohne Spitzhaue und Seil weiter. Der Scout kletterte immer voraus, schlug seine Spitzhaue ein, wo das möglich war, und ließ das Seil abrollen, woran sich die andern bis zu ihm hinauszogen. Immer war die größte Vorsicht nötig, denn ein Absturz wäre hier sicher tödlich gewesen.
    Gegen elf Uhr waren die Bergsteiger bis zur Mitte der Bergflanke gekommen. Hier wurde einmal Halt gemacht, um Atem zu schöpfen. Gleichzeitig stärkten sich alle durch einen Schluck aus den Feldflaschen und dann wurde der Marsch weiter hinauf fortgesetzt.
    Obgleich die unterirdischen Kräfte in Tätigkeit waren, was ja die Rauchwolken am Gipfel des Berges bezeugten, so wurde doch keine Erschütterung seiner Wände, kein Dröhnen in seinem Innern bemerkt. An dieser Seite war die Bergwand wahrscheinlich besonders dick und das ließ darauf schließen, daß sich die Kratermündung mehr an der Nordseite in der Nähe der Meeresküste befinden würde.
    Der Aufstieg ging weiter; er wurde zwar, je höher man kam, immer beschwerlicher, doch nirgends geradezu unmöglich. Und was Jacques Ledun gelungen war, sollten das der Scout und seine Gefährten nicht auch ausführen können?
    Ben Raddles Uhr zeigte genau dreizehn Minuten nach zwölf, als die Bergsteiger den Teil des Kegels erreicht hatten, der das Plateau des Berges bildete.
    Mehr oder weniger erschöpft, setzten sie sich auf die Quarzblöcke, die die im Umkreise drei-bis vierhundert Fuß messende Hochfläche einrahmten. Ungefähr in deren Mitte öffnete sich der Kraterschlund, aus dem schwarze Dämpfe und gelbliche Fumarolen hervorquollen.
    Ehe sie sich dahin begaben, betrachteten Ben Raddle und seine Gefährten, während sie frisch Atem schöpften, das weite, vor ihren Augen ausgebreitete Panorama.
    Gegen Süden hin flog der Blick über die grünenden Ebenen, durch die die Karawane eben gezogen war, und reichte bis zu den entfernten Bodenwellen, hinter denen das Fort Macpherson die Umgebung beherrschte.
    Gegen Westen sah man die sandige Küste des Arktischen Ozeans und nach dem Innern des Landes zu, etwa in der Entfernung von anderthalb Lieues, die düstre Masse eines ausgedehnten Waldes.
    Im Osten neben dem Fuße des Golden Mount verästelte sich das hydrographische Netz des Mackensiedeltas, dessen zahlreiche Arme in eine weite, von nackten Inselgruppen und schwärzlichen Klippen geschützte Bucht mündeten. Weiter draußen verlief die Küste mehr nach Norden und endigte in einem Vorgebirge, einer Art von großem Hügel, der

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