Der Goldvulkan
vielfach umherstreiften. Draußen war kein Boot, kein Segel eines Walfängers, kein Rauch eines Dampfers sichtbar. Und doch war gerade jetzt die Jahreszeit, wo die Walfischfänger und die Robbenjäger die nördlichen Meere in großer Zahl zu besuchen pflegen. Fast hätte man daraus schließen können, daß vor Ben Raddle und seinen Gefährten kaum jemand hierhergekommen und Jacques Ledun der einzige gewesen wäre, der seine Nachforschungen bis zur Mündung des Mackensie fortgesetzt, der einzige also, der das Vorhandensein des Goldvulkans konstatiert hätte.
Wenn das Goldlager überhaupt existierte, gehörte es auf jeden Fall Ben Raddle auf Grund des Rechts als erster Besitzergreifer des Golden Mount. Da auch kein Grenzpfahl auf eine bereits erteilte Lizenz zur Ausbeutung hinwies, konnte von keiner Seite ein Einspruch erhoben werden und selbst die kanadische Verwaltung konnte keinen Zins verlangen.
Am Fuße des vom Rio Rubber durch Birken-und Eschengehölz getrennten östlichen Abhangs des Berges schlug der Scout, etwa eine halbe Lieue von der Küste, sein Lager auf. An Süßwasser und an Holz konnte es hier niemals mangeln.
Nach Westen und nach Süden hin lagen ausgedehnte grüne Ebenen mit einzelnen Baumgruppen, die nach Summy Skims Ansicht sehr wildreich sein mußten.
Unter der Leitung Bill Stells kam alles bald in Ordnung. Die Zelte wurden am Saume des Gehölzes aufgeschlagen; der Wagen und die Lastkarren fanden auf einer Lichtung Platz und die angefeilten Maultiere ließ man auf den benachbarten Wiesengründen weiden. An passend ausgewählten Stellen wurden eine Art Feldwachen errichtet, denn vorsichtigerweise mußte die Umgebung des Lagers Tag und Nacht sorgsam im Auge behalten werden, obgleich für dieses kaum eine Gefahr zu befürchten war… höchstens eine solche durch Bären, die in den Gebieten der Dominion überall vorkommen.
Übrigens waren alle der Überzeugung, daß die Ausbeutung des Golden Mount nicht lange dauern werde, es sollten ja nur die im Krater angehäuften Schätze zusammengerafft und damit die Wagen beladen, dann aber die Rückreise sofort angetreten werden. Hier brauchte man voraussichtlich weder Axt noch Spitzhaue, hier war auch kein Auswaschen nötig. Nach Jacques Leduns Aussage fand sich das Gold hier als loses Pulver oder in Form von Pepiten… alle Vorarbeiten waren schon sozusagen von den »Prospektoren Plutos« erledigt.
Über diese Verhältnisse konnte sich Ben Raddle natürlich erst zuverlässig klar werden, nachdem er den Berg erstiegen und sich über die Anordnung des Kraters unterrichtet hatte, in den man nach Leduns Mitteilungen leicht sollte hinuntersteigen können.
Bill Stell machte eine in dieser Hinsicht recht verständige Bemerkung.
»Herr Ben, sagte er, als der Franzose Ihnen von dem Vorhandensein des Golden Mount sprach, hat er da nicht gesagt, daß es sich hier um einen erloschnen Vulkan handle?
– Jawohl, Bill.
– Er hatte ihn, wie ich glaube, doch wohl auch bis zum Gipfel erstiegen?
– Ja freilich; er ist sogar in den Krater selbst eingedrungen. Seit jener Zeit könnten freilich die eruptiven Kräfte wieder erwacht sein.
– Daran ist desto weniger zu zweifeln, antwortete der Scout, als jetzt Rauchwolken aus dem Berge aufsteigen. Unter diesen Verhältnissen dürfte es sich wohl verbieten, zum Krater hinunterzusteigen.«
Ben Raddle hatte hieran schon selbst gedacht. Es handelte sich offenbar nicht mehr um einen erloschnen, sondern um einen vielleicht zeitweise schlummernden Vulkan, der gelegentlich auch wieder tätig wurde.
»Das kann wohl sein, antwortete er, doch dieser Strich durch unsre Rechnung könnte auch sein Gutes haben. Könnte eine Eruption uns nicht alle Arbeit ersparen, indem sie die im Golden Mount enthaltenen Pepiten herauswürfe? Dann hätten wir diese nur am Fuße des Berges einzusammeln. Doch wir werden den Umständen gemäß handeln, wenn wir morgen den Gipfel erstiegen haben.«
Die Bewachung wurde nun vom Scout geordnet, die Nacht verlief jedoch ohne Störung, abgesehen von dem entfernten Brummen einiger Bären, die aber nicht bis zum Golden Mount herankamen.
Um fünf Uhr früh waren alle wieder auf den Füßen.
Summy Skim betrachtete jetzt den berühmten Golden Mount doch nicht ohne ein gewisses Interesse.
»Weißt du, woran ich denke, Ben? fragte er seinen Vetter.
– Nein, Summy, erwiderte Ben Raddle. Ich werde es aber wissen, nachdem du’s mir gesagt hast.
– Ja… wahrscheinlich, Ben. Nun also, ich denke, wenn unser
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