Der Goldvulkan
uns Zeit zur Überlegung.«
Der Ingenieur mochte nachsinnen, soviel er wollte, sein sonst so erfinderischer Geist bot ihm keine befriedigende Lösung der vorliegenden Aufgabe und die Lage schien sich ins Endlose zu verlängern.
Diese Lösung sollte aber Patrick finden.
Das aufregende Warten dauerte schon fast eine Viertelstunde, als man ihn aus dem Gehölz hervortreten sah, wohin er durch einen außerordentlichen Zufall hatte gelangen können, ohne die Aufmerksamkeit der Texanerbande zu erwecken. Patrick ging nicht schnell, weil er sich rückwärts bewegte und auch weil er auf der Erde eine schwere und umfängliche Last nachschleppte, nämlich den Kadaver eines der Pferde, die kurz vorher durch die Schüsse der Leute des Scouts getötet worden waren.
Was hatte Patrick vor und was wollte er mit dem toten Pferde beginnen? Diese Frage hätte niemand beantworten können.
Von der andern Seite des Kanals her hatten die hinter dem Vorsprunge des Golden Mount versteckten Texaner den Riesen ebenfalls aus dem Gehölz hervortreten sehen.
Sein Erscheinen war das Zeichen zu einem wüsten Geschrei, das ein Hagel von Kugeln begleitete. Patrick schien jedoch weder auf das eine noch auf das andre zu achten. Mit gleichmäßiger und ruhiger Anstrengung zog er seine Last weiter bis an den Damm heran, den er mit unerklärlichem Glück heil und gesund erreichte.
Dann ging er daran, sich in der Barrikade einen genügend weiten Durchgang zu öffnen, was für ihn das Werk weniger Minuten war; darauf packte er das Pferd an den Vorderbeinen, richtete es auf seinen Hinterteil auf und warf es sich mit einem einzigen Ruck auf die Schultern.
Trotz des Ernstes der Lage brachen die Kameraden des Irländers, enthusiasmiert über dieses Kraftstückchen, in hellen Jubel aus. Wenn das Pferd auch nicht sehr groß war, so hatte es doch ein bedeutendes Gewicht und Patricks Heldentat hatte fast etwas Übermenschliches an sich.
Übrigens hätte keiner sagen können, was der Riese eigentlich beabsichtigte. Keiner außer einem einzigen.
»Bravo, Patrick!« rief Summy Skim, der sich mit Gewalt aus den ihn zurückhaltenden Händen befreite, sich schnell erhob und unbesorgt um die Kugeln, die um ihn herpfiffen, dem Irländer zum Damme nachlief, den dieser überschreiten wollte.
Von dem vorhandnen Material waren nur noch Trümmer übrig. (S. 415.)
Die beiden feindlichen Abteilungen konnten jetzt einen wahrhaft originellen Auftritt beobachten.
Den Kadaver des Pferdes, dessen Hinterbeine auf der Erde hinschleppten, auf den Schultern, ging Patrick langsamen und sichern Schrittes über den Damm hin und unter seinem Schutze Summy Skim mit ihm.
Kaum auf die Ebene hinausgetreten, knatterten wieder die Gewehre vom Bergvorsprunge her, über den sich die Texaner nicht hinauswagten. Patrick aber, vor dem Summy hinging, kehrte ihnen den Rücken zu und was vermochten ihre Kugeln gegen seinen dicken Panzer? Weder Summy Skim noch Patrick ließen sich durch diese beunruhigen und setzten nebeneinander ihren Weg fort.
Sie brauchten nur wenige Minuten, die Stelle zu erreichen, wo Jane Edgerton lag. Hier blieb Patrick stehen, während Summy Skim das junge Mädchen vorsichtig aufhob.
Jetzt handelte es sich noch um den Rückweg, der sich schwieriger gestalten mußte, da beide jetzt genötigt waren, den Feinden das Gesicht, statt den Rücken, zuzukehren. Sie mußten deshalb eine schräge Richtung einschlagen und mußten lavieren, wodurch sich der Weg um das Drei-bis Vierfache verlängerte; schließlich gelang es Summy Skim und Patrick, jedem mit seiner Last, aber doch glücklich, über den Kanal wegzukommen, während die Texaner in ein ohnmächtiges Wutgeheul ausbrachen.
Jenseits des Dammes trafen sie schon zwei ihrer Gefährten, die, längs des Walles hinkriechend, hierhergekommen waren und sich beeilten, die Bresche in der Barrikade wieder zu schließen. Die beiden Retter verfolgten, ohne sich stören zu lassen, ihren Weg bis zum Rande des Gehölzes, das sie auch ohne Unfall erreichten.
Hier entledigte sich Patrick des von ihm »erfundenen Schildes«, an dem leicht zu erkennen war, was er genützt hatte: das Pferd war wenigstens von zwanzig Kugeln getroffen worden.
Summy Skim beschäftigte sich nun zunächst mit Jane Edgerton, die nicht die geringste Verletzung zu haben schien. Ihre Bewußtlosigkeit war jedenfalls nur eine Folge des heftigen Sturzes.
Das Besprengen ihres Gesichts mit kaltem Wasser zeigte schnell eine gute Wirkung. Bald schlug das junge
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