Der Goldvulkan
Mount nicht von der Seite unsres Lagers aus ersteigen kann. Vom andern Rande des Plateaus aus hätten wir sie jedenfalls sehen können.
– Ja freilich, Bill, das ist bedauerlich, antwortete Ben Raddle.
– Ich glaube übrigens, fuhr der Scout fort, es kann keine Gefahr dabei sein, wenn wir uns jetzt ein paar hundert Schritt weit vom Berge entfernen.
– Gewiß nicht, Bill, es ist hier ja keine Menschenseele zu sehen. Was unsre Leute gestern getan haben, können wir heute auch tun. Und selbst wenn uns jemand entdeckte, hätten wir immer noch Zeit genug, zum Kanal zurückzukehren und die Barrikade zu verschließen.
– So wollen wir gehen, Herr Raddle; wir können dann wenigstens den Gipfel des Vulkans übersehen. Vielleicht sind die Rauchwolken darüber jetzt dichter und der Krater fängt an, Lava auszuwerfen.«
Beide gingen nun etwa eine Viertellieue nach Süden zu.
Keine Veränderung an der Mündung des Kraters, aus dem mit Flammen vermischte Dampf-und Rauchwolken hervorquollen, die vom Winde nach dem Meere hin getragen wurden.
»Heute kommt es hier noch zu nichts, meinte der Scout.
– Und auch morgen noch nicht, sagte dazu der Ingenieur. Mir ist das übrigens sehr recht, denn ich wünsche jetzt, daß die Eruption nicht eher stattfindet, als bis Hunter davongezogen ist… wenn er das überhaupt tut.
– Das wird wohl nicht geschehen, sagte Bill Stell, während er nach einem leichten Rauche wies, der neben dem äußersten Vorsprunge des Golden Mount aufstieg.
– Ja wahrlich, rief Ben Raddle, die Burschen sind noch immer da und tun, als ob sie hier zu Hause wären! Und da wir keinen Versuch machen, sie zu verjagen, werden sie daraus schließen, daß wir uns dazu zu schwach fühlen.«
Nach einem allseitigen Überblick über die Ebene wandten sich beide dem Kanale wieder zu und kehrten ins Lager zurück.
Jetzt war schon der 23. Juli und der Ingenieur sah mit Schmerzen die Tage verrinnen, ohne daß er einen Schritt weiter kam.
In drei Wochen war es, wie der Scout versicherte, schon sehr spät, den Rückweg nach Klondike einzuschlagen, da die Karawane dort vor dem 15. September nicht eintreffen könnte. Zu dieser Zeit haben aber die Goldgräber, die die rauhe Jahreszeit in Vancouver abzuwarten vorziehen, Dawson City schon verlassen und die letzten Paketboote dampfen bereits den Yukon hinunter.
Summy Skim besprach sich hierüber häufiger mit Bill Stell und auch am heutigen Nachmittag, während Ben Raddle am Kanalufer auf-und abging.
Dieser bog nach Besichtigung des Dammes die Zweige auseinander, die den Eingang zur Galerie verdeckten, und ging darin bis zur Wand, die diese noch vom Kamin des Vulkans trennte.
Noch einmal überzeugte er sich von der Lage der sechs in der Felswand angelegten Bohrlöcher, die er selbst schon geladen und mit Lunten versehen hatte.
Er fand auch, daß sechs andre Sprengpatronen im Damme eingegraben und deren Lunten im besten Zustande waren… Ein Streichhölzchen… und das Wasser stürzte unaufhaltsam in den Gang hinein.
Ohne die Anwesenheit der Texaner hätte er sein Glück schon heute versucht. Warum sonst noch warten, da die Zeit drängte und es nicht den Anschein hatte, daß der Ausbruch von selbst erfolgen würde?
Es hätte genügt, die mehrere Minuten glimmenden Lunten anzuzünden, und nach einem halben Tage, nach zwei Stunden, nach einer, vielleicht noch eher, würde sich der angesammelte Dampf mit Gewalt einen Ausgang ins Freie gebrochen haben.
Ben Raddle stand nachsinnend vor der dünnen Scheidewand und verwünschte seine Ohnmacht und die Unmöglichkeit, die Erreichung seines kühnen Planes auf der Stelle herbeizuführen.
Als er so darüber grübelte, vernahm er die Geräusche aus dem Zentralkamine. Das Donnern und Dröhnen darin schien ihm stärker geworden zu sein.
Er glaubte sogar das Krachen gegeneinander geworfener Felsblöcke zu hören, so als ob diese von Dämpfen emporgehoben und dann zurückgestürzt wären. Ob das wohl Vorzeichen eines baldigen Ausbruchs waren?
Da erschallten plötzlich von draußen Stimmen durcheinander; er unterschied davon nur die Bill Stells, der durch die Mündung der Galerie hereinrief.
»Herr Raddle!… Herr Raddle!
– Was gibt es denn? fragte der Ingenieur.
– Kommen Sie… aber schnell, schnell!« antwortete der Scout.
Ben Raddle glaubte, die Bande unternähme noch einen dritten Angriff, und er beeilte sich deshalb, wieder nach dem Damm zu kommen. Hier fand er Summy Skim und Jane Edgerton nebst Bill Stell.
»Die
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