Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Goldvulkan

Der Goldvulkan

Titel: Der Goldvulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Mädchen die Augen auf und kam wieder zum Bewußtsein. Summy trug sie nun eiligst bis zu den Zelten hin; ein wenig Ruhe mußte sie bald wieder völlig herstellen.
    Die beiden feindlichen Parteien hatten inzwischen jede ihre Verteidigungsstellung beibehalten. Die Kanadier behaupteten die am Kanal, von der aus ihre Flinten den Texanern das Betreten der Ebene unmöglich machten. Diese wieder hielten, selbst durch den Bergvorsprung gedeckt, ihre Gegner ebenso in Schach. Es war nicht zu erraten, wann die so seltsame Lage ihr Ende finden würde.
    Der ganze Tag verlief in gleicher Weise, dann wurde es dämmerig und endlich dunkel.
    Das gestattete den kriegführenden Parteien etwas mehr Bewegungsfreiheit. Ben Raddle und seine Gefährten zogen sich vom Kanale zurück; an dem wurden nur drei Mann als Wache zurückgelassen und noch einer nördlich vom Gehölz aufgestellt, um acht zu haben. daß vom Rio Rubber her kein neuer Überfall erfolgte. Die andern begaben sich ins Lager, wo sie nach dem Abendessen einige Stunden Schlaf fanden.
    Mit Tagesanbruch waren die Kanadier, vielleicht etwas ermüdet, doch vollzählig, wieder auf den Beinen. Sobald es hell genug geworden war, wendeten sich alle Blicke dem Süden zu.
    Ob nun die Texaner die Dunkelheit benützt hatten, ihrem Anführer Hilfe zu bringen? Hatte die Lage jetzt irgendeine Veränderung erfahren?
    Vom Vorsprunge des Golden Mount her war kein Geräusch zu vernehmen. Auf großem Umwege längs des Rio Rubber wagten sich einige der Kanadier ein paar hundert Schritt auf die Ebene hinaus, um den Fuß des Vulkans weiterhin übersehen zu können. Da überzeugten sie sich, daß die Feinde ihre Stellung verlassen hatten.
    Nichts störte mehr die Ruhe der Ebene, die ebenso still wie vorher dalag. Von den zwei Körpern, die die Finsternis gestern verhüllt hatte, war bei Tagesanbruch nur noch einer vorhanden. In einiger Entfernung vom Kanal lag das tote Pferd, der einzige dunkle Fleck auf dem hellen Wiesengrün. Schon flatterten Raubvögel um die willkommne Beute.
    Hunter war verschwunden.
Vierzehntes Kapitel.
Der Ausbruch des Vulkans.
    Der zweite Angriff war also wie der erste, nur mit noch größerm Erfolge, abgeschlagen worden. Von den Kanadiern fehlte beim Appell kein einziger, die Angreifer dagegen hatten ein Viertel ihrer Mannschaft verloren.
    Wenn sich die Lage hiermit auch gebessert hatte, war sie doch noch keineswegs glänzend. Die beiderseitigen Streitkräfte waren immer noch ungleich und von einem wirklichen Siege konnte nur die Rede sein, wenn das Gebiet von dem letzten der Raubgesellen gesäubert war. Bis dahin nahm die Sorge für ihre Verteidigung die ganze Aufmerksamkeit der Karawane in Anspruch und vorher konnte an eine Sicherheit bei der geplanten Ausbeutung des Golden Mount nicht gedacht werden.
    Ob es wohl dazu in gelegner Zeit überhaupt noch kam? Oder sollten sich vielleicht alle in nutzlosen Kämpfen erschöpfen und den Sieg erst dann erringen, wenn die Nähe des Winters auch ihn nutzlos machte? In drei Wochen mußte die Karawane nun wieder aufbrechen, wenn sie der schlechten Jahreszeit entgehen wollte, der Zeit mit den Stürmen, dem Schneetreiben und den schrecklichen Blizzards, wenn sie, nach Abweisung des Angriffs der Menschen, sich nicht dem noch hartnäckigern und wildern Angriffe der Natur aussetzen wollte.
    Und sollte etwa Ben Raddle, unter dem Vorwande, Zeit zu gewinnen, solange die Texaner noch da waren, seinem Plan, einen Ausbruch herbeizuführen, Folge geben, indem er das Wasser des Rios in den Krater einleitete? Würde da nicht Hunter als Herr des Vulkangipfels die Frucht so vieler Mühen und Anstrengungen pflücken?
    Den ganzen Tag des 22. Juli, der übrigens durch keinen Zwischenfall gestört wurde, beschäftigte sich Ben Raddle mit diesem Gedanken.
    Die ungewohnte Ruhe konnte ihn nicht täuschen. Hunter beabsichtigte jetzt vielleicht, die Sache in die Länge zu ziehen. Dann sahen sich die Belagerten in die Notwendigkeit versetzt, des nahenden Winters wegen ihren Feinden auf offnem Felde entgegenzutreten und um jeden Preis einen Streit auszufechten, der sich doch nicht endlos hinziehen konnte.
    Frühzeitig am folgenden Tage begaben sich der Scout und Ben Raddle über den Kanal hinaus, um die Ebene zu besichtigen. Diese war öde und leer, auch nach der Seite des Waldes kein abziehender Trupp zu sehen. Sollte sich da Hunter wirklich entschlossen haben, seine Pläne endgültig aufzugeben?
    »Es ist recht ärgerlich, sagte Bill Stell, daß man den Golden

Weitere Kostenlose Bücher