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Der Goldvulkan

Der Goldvulkan

Titel: Der Goldvulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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mächtiges Stück ins Meer fiel, das in einer gewaltigen Woge aufschäumte. Mit Steinen, erhärteten Lavabrocken, mit Schlacken und Asche vermischt, züngelten Flammen und Rauchmassen zischend aus dem Krater und schossen mehr als fünfhundert Meter in die Luft empor.
    Von diesem Augenblicke an folgte eine Detonation der andern. Der von neuer Wut geschüttelte Vulkan schleuderte zu tausenden glühende Geschosse heraus. Die einen fielen in den gähnenden Schlund, der sie ausgespien hatte, zurück, die andern folgten dem durch die erste plutonische Kraftentfaltung eröffneten Wege und verschwanden pfeifend und zischend in den Fluten des Arktischen Ozeans.
    »Aber… Gott verzeihe mir! stotterte Summy Skim, der vor übergroßer Erregung gar nicht ordentlich sprechen konnte, da fliegen unsre Pepiten ins Meer!«
    Wenn Ben Raddle und der Scout diese Bemerkung nicht vorher gemacht hatten, lag das nur daran, daß auch sie jetzt keines Wortes mächtig waren. Die Überraschung, richtiger Verzweiflung, hatte sie völlig gelähmt.
    Diese Reise unternommen, sich auf einen Kampf mit der Natur eingelassen zu haben, so viele Anstrengungen, so peinliche Beschwerden… um am Ziele zu scheitern!
    Ben Raddle hatte sich ja nicht getäuscht; es war ihm durch Einleitung des Wassers in den Kamin des Vulkans, wie berechnet, gelungen, die Eruption zu erzwingen, ihm fehlte aber die Macht, dieser Eruption den Weg vorzuschreiben, und sein Unternehmen endete mit einem vernichtenden Fehlschlage.
    Das Ungeheuer, das er befreit hatte, gehorchte nicht mehr seinem Willen. Nichts hätte den wütenden Ausbruch jetzt beruhigen können. Die Erde zitterte, als wollte sie sich jeden Augenblick öffnen, und die Luft vibrierte unter dem Gebraus der Flammen und dem Gezisch der Dampfmassen. Der Endkegel war hinter einem Vorhange von glühendem Rauch und unatembaren Gasen verschwunden.
    Verschiedne der in die Luft emporgeschleuderten Blöcke zerplatzten wie Bomben und zerstreuten sich als goldnes Pulver…
    »Unsre Pepiten zerspringen!« jammerte Summy Skim.
    Alle starrten verwundert auf das erschreckende Schauspiel.
    Augenblicklich dachten sie mit keiner Silbe an die Texaner, sondern nur an die Schätze des reichsten Goldlagers der Welt, die jetzt nutzlos im Wasser des Eismeers versanken.
    Von Hunter und seiner Rotte hatte die Karawane freilich nichts mehr zu fürchten. Überrascht von der Plötzlichkeit des ganzen Vorgangs, mochten sie wohl keine Zeit gefunden haben, sich in Sicherheit zu bringen. Vielleicht war das Plateau unter ihren Füßen geborsten, vielleicht waren sie vom Krater verschlungen worden… vielleicht lagen sie, in die Luft geschleudert, verbrannt und verstümmelt, schon in der Tiefe des Polarmeeres!
    Ben Raddle war der erste, der seine Kaltblütigkeit wiedergewann.
    »Kommt!… Kommt!« rief er dringend.
    Ihm nachfolgend, gingen alle am rechten Ufer des Peel River, der oberhalb des Kanals durch eine Furt überschritten wurde, und dann längs des Fußes des Golden Mount über die Ebene hin. Zwanzig Minuten später war das Lager der Texaner erreicht.
    Die fünf oder sechs Leute, die zu dessen Überwachung zurückgeblieben waren, entflohen, als sie sich überfallen sahen, eiligst dem Walde zu und die durch das Krachen der Eruption und das Knattern der Gewehre erschreckten Pferde zerstreuten sich wilden Laufs in der Prärie.
    Die Kanadier setzten sich in dem von seinen Verteidigern verlassenen Lager fest, dann richteten sie die Blicke nach den steilen Abhängen des Berges.
    Die hoch oben donnernde und dröhnende Eruption hatte ihr Vernichtungswerk vollbracht. Von der Truppe der Raubgesellen waren nur noch wenige übrig, die halb besinnungslos die Abhänge des Golden Mount herunterkletterten oder sich gleich hinabgleiten ließen auf die Gefahr hin, Arme und Beine zu brechen.
    Unter ihnen sah man jetzt Hunter, der sich, schwer verletzt, kaum fortschleppen konnte, etwa hundert Meter über der Ebene auftauchen. Die Leinenbinden um seinen Kopf verhüllten jedenfalls die Spuren seines vorgestrigen Sturzes, der ihn, wie infolge einer Gehirnerschütterung, so lange bewußtlos gemacht hatte.
    Als die dezimierten, waffen-und mutlosen Unglücklichen ihr Lager besetzt sahen, verrieten heftige Gesten ihre Verzweiflung, und mehr nach Norden abbiegend, suchten sie das Meer zu erreichen, um diesem bis zum Walde zu folgen.
    Zwei von ihnen sollten aber nicht mehr dahin kommen.
    Als Hunter, von zweien seiner Leute unterstützt, die ersten Schritte in der neuen

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