Der Goldvulkan
ich so vermessen, mir zu sagen, daß ich mit Ihnen quitt wäre; heute erkenne ich, daß mir das niemals möglich sein wird.
– Patrick war es also, der Ihnen das in den Kopf gesetzt hat, Fräulein Jane? antwortete Summy ausweichend. Na, da ist er in diesem Falle sehr bescheiden gewesen, denn in Wahrheit ist er’s, der alles getan hat.
– Nein, Herr Skim, entgegnete Jane wärmer werdend. Ich weiß, welche Rolle Patrick dabei gespielt hat, und ich bewahre ihm ein Andenken, wie er es verdient, ich weiß aber auch, welche Rolle Ihnen zugefallen war.
– Mir? rief Summy. Ich habe doch nur die eines Jägers gespielt, weiter nichts. Ein Jäger sieht etwas, das vor ihm flüchtet… das schießt er natürlich. Das ist doch sehr einfach.«
Summy brach seine Rede kurz ab, dann setzte er scheinbar recht zornig noch hinzu:
»Genug hiervon! Ich mag nicht, daß man weiter von der Sache spricht.
– Wie Sie wünschen, gab Jane zu; gesprochen werden wird davon ferner nicht mehr, daran denken werde ich aber immer.«
Gegen acht Uhr setzte sich die Karawane in Bewegung. Der Ingenieur und Summy Skim nahmen die Spitze ein vor Jane Edgerton, die in dem von Neluto geführten Wagen saß. Die mit dem Material des Lagers beladnen Karren folgten unter Führung des Scouts.
Die Ernährung aller war hinreichend gesichert; Jagd und Fischfang hatten gestattet, während des Aufenthalts am Golden Mount an den vorhandenen Konserven zu sparen. Auch unterwegs konnte es nicht fehlen, daß die Jäger manches Rebhuhn, manche Wildente oder ein Stück größres Wild erlegten. Ja, wenn Summy Skim vom Glücke so weit begünstigt wurde, eins der berühmten Orignale vor das Rohr zu bekommen, hätte man fast sagen können, daß er dann die ganze Reise nicht länger bedauerte.
Das Wetter war unsicher; darüber konnte sich bei der schon vorgeschrittenen Jahreszeit aber niemand wundern. Es war übrigens zu erwarten, daß die Hauptstadt von Klondike vor dem Monat September erreicht und daß man bei der Rast in der Nacht jetzt noch von keiner strengen Kälte zu leiden haben würde.
Als die Karawane zum Frühstück anhielt, war der Golden Mount noch am Horizonte sichtbar. Ben Raddle hatte sich umgewendet, er konnte den Blick von den Rauchwirbeln seines Gipfels nicht losreißen.
»Ich bitte dich, Ben, sprach Summy Skim ihn an, laß das! Das Gold geht in Rauch auf wie so vieles in der Welt. Wir wollen nicht mehr daran denken, nicht mehr nach jener Seite, sondern nach dieser da ausschauen.«
Summys Hand wies dabei nach Südosten, etwa in der Richtung, wo das geliebte, ferne Montreal liegen mußte.
Ben Raddle und der Scout hatten sich übereinstimmend für einen andern Weg zur Rückkehr entschieden. Statt einen Umweg nach Osten – über das Fort Macpherson hin – zu machen, zog die Gesellschaft geraden Wegs nach Süden, wodurch die Rückreise wesentlich verkürzt wurde. An Wasser konnte es in der von Creeks durchzognen Gegend nicht fehlen, vorzüglich, wenn man sich den Quellen der Porcupine näherte.
Am Ende des ersten Tages wurde die Aufmerksamkeit der Führer durch viele Spalten im Erdboden erregt. Das zwang unaufhörlich zu Umwegen, die die tatsächlich nutzbar zurückgelegte Strecke empfindlich verkürzten. Ging das ebenso weiter, so mußte man nach rechts oder links abbiegen, bis sich ein für das Fortkommen der Wagen geeigneter Boden fand.
Zum Glück erfuhr die Lage nach einigen Kilometern eine günstige Änderung. Die Spalten wurden tiefer, gleichzeitig aber seltner. Sie schienen sich nach und nach zu vereinigen, so daß bald nur noch wenige, dafür aber vergrößerte Spalten übrig waren, die alle die umfaßten, die in ihnen aufgegangen waren.
Dieselbe Erscheinung zeigte sich mit mathematischer Strenge, je weiter die Karawane vorwärts kam. Sechzig Kilometer vom Golden Mount war nur noch eine einzige, aber so breite und tiefe Spalte vorhanden, daß sie schon mehr den Namen einer Schlucht verdiente. Der fünfzehn Meter tiefe und sechzig Meter breite Riß, mit zackigem Rande infolge seiner plötzlichen Bildung, verlief mit geringer westlicher Abweichung von Norden nach Süden. Er schien also fast genau auf Dawson City zuzuführen und die Karawane brauchte nur seinem östlichen Rande zu folgen, um sich nicht von einer geometrisch geraden Linie zu entfernen.
Diese merkwürdige Erscheinung wurde natürlich von allen lebhaft besprochen. Unverändert geradlinig reichte der ungeheure Graben über Sehweite hinaus. An seinen, von keiner Grasnarbe
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