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Der Goldvulkan

Der Goldvulkan

Titel: Der Goldvulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Abweisung war alles, was sie dabei erreichten.
    Es lag auf der Hand, daß Hunter und Malone – so nannte sich des Texaners getreuer Akoluth – nicht aufs Geld sahen. Was sie durch die Ausbeutung ihres Claims zusammenrafften, das gaben sie auch in törichter Verschwendung wieder aus und warfen es, eine Handvoll nach der andern, unbedacht auf die Baccarat-oder die Pockerlische. Ohne Zweifel verbrachten sie auch während der Reise die meiste Zeit im Spielsalon des »Foot-Ball«.
    Seit sechs Uhr aus dem Hafen und der Bai von Vancouver ausgelaufen, steuerte der »Foot-Ball« durch den Kanal dessen nördlichem Ausgange zu. Von da aus hatte er, vielfach unter dem Schutze der Königin Charlotte-und der Prinz von Wales-Inseln, nur in geringer Entfernung von der amerikanischen Küste hinzudampfen.
    Im Laufe der sechs Tage, die die Fahrt dauerte, konnten die Passagiere des Hinterteils das ihnen vorbehaltene Oberdeck kaum verlassen. Wollten sie sich etwa eine Abwechslung verschaffen, so konnten sie doch jedenfalls nicht nach dem Hauptdecke hinuntergehen, denn das war bedeckt von den Pferchen, worin die Tiere, Rinder, Pferde, Esel und Renntiere eingeschlossen waren, und dazu kam die überall umherlaufende Meute von Hunden, die sich auch zwischen bejammernswerten Gruppen von zwar noch jungen, doch vom Elend schon ausgemergelten Leuten und von erschöpften Frauen mit kränklichen Kindern hindurchdrängten.
    Diese Menschen wanderten nicht etwa aus, einen Erzlagerplatz zum eignen Nutzen auszubeuten, sie wollten vielmehr ihre schwache Arbeitskraft den Syndikaten anbieten, um deren Dienste sie sich noch stritten.
    »Nun ja, begann Summy Skim, als der Dampfer von der Reede hinausglitt, du hast’s gewollt, Ben! Nun sind wir wirklich auf dem Wege nach einem Eldorado. Auch wir gehören dazu, zu diesem Haufen von Goldsuchern, die mir einen nicht gerade vertrauenswürdigen Eindruck machen.
    – Ja, was könntest du andres erwarten, lieber Summy? antwortete Ben Raddle. Man muß die Dinge eben hinnehmen, wie sie kommen.
    – Ich möchte am liebsten gar nichts dergleichen hinzunehmen haben, erwiderte Summy. Was zum Teufel, Ben! Wir sind doch Leute andern Schlages als die da unten. Wir haben wohl einen Claim geerbt… zugegeben! Der Claim mag auch mit Goldklümpchen gewürzt sein… auch das will ich glauben, beides zwingt uns aber doch nicht, selbst zu Goldsuchern zu werden.
    – Natürlich nicht,« antwortete Ben Raddle mit einer leichten Schulterbewegung, die Summy Skim kaum über die Bedeutung der Antwort beruhigte. So nahm er denn gleich wieder das Wort.
    »Wir gehen nach Klondike, den Claim unsers Onkels Josias zu verkaufen, das war doch ausgemacht; nicht wahr?… Herr mein Gott! Wenn das nicht wäre, wie könnten wir sonst die Instinkte, die Leidenschaften und Sitten dieser Rotte von Abenteurern auch nur kurze Zeit ertragen!
    – Nimm dich in acht, ermahnte ihn Ben Raddle scherzend, du schlägst bald einen Predigerton an!
    – Warum sollte ich das nicht, Ben? Ja, es empört mich aufs tiefste, hier den unersättlichen Durst nach Gold, die abscheuliche Gier nach Schätzen zu sehen, die die Leute selbst vor so vielem Elend nicht zurückschrecken läßt. Ein Hasardspiel ist es, weiter nichts, ein Wettrennen nach dem großen Lose, nach dem dicksten Goldklumpen!… Ach, wenn ich daran denke, daß ich doch jetzt, statt an Bord dieses Dampfbootes nach rätselhafter Gegend zu schwimmen, in Montreal sein sollte, freudig beschäftigt mit den Vorbereitungen für meinen Sommeraufenthalt im prächtigen Green-Valley!
    – Du hast mir versprochen, dich nicht mehr zu beklagen, Summy.
    – Ja, ja, Ben, das war auch das letzte Mal. Von nun an denke ich nur noch daran…
    – Nach Dawson City zu kommen? fragte Ben Raddle mit leichter Ironie.
    – Von da zurückzukehren, Ben, zurückzukehren, so bald wie möglich!« antwortete Summy Skim offenherzig.
    Solange der »Foot-Ball« noch im Kanale dahinglitt, hatten die Passagiere vom Meere nichts zu leiden, da sich bisher kaum ein schwaches Schlingern bemerkbar gemacht hatte. Als das Paketboot aber die äußerste Spitze der Insel Vancouver passiert hatte, war es dem Seegange des offnen Meeres ausgesetzt.
    Das Wetter war kalt und es wehte ein ziemlich heftiger, rauher Wind. Hohe Wellen rollten schäumend über den Strand des kolumbischen Ufers hinaus. Einzelne Windstöße brachten starke, mit Schneefall gemischte Regengüsse und natürlich hatten die meist auch von der Seekrankheit ergriffnen Deckpassagiere

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