Der Goldvulkan
viel er sich auch sagte, daß dieser Hunter und er inmitten des riesigen Gewimmels von Auswandrern schwerlich die Aussicht hätten, einander wieder vor Augen zu kommen, so verließ ihn dieser Gedanke doch nicht gänzlich. Fast unbewußt und nur als triebe ihn eine dunkle Ahnung dazu an, wandte er sich zwei Stunden später an das Bureau des Hotels, um einige Aufklärung über den Neuangekommenen zu erhalten.
»Hunter? erhielt er auf seine erste Frage zur Antwort, wer sollte den nicht kennen.
– Ist er Besitzer eines Claims?
– Jawohl; eines Claims, den er selbst ausbeutet.
– Und wo liegt dieser Claim?
– Natürlich in Klondike.
– Nein, ich meine, in welcher Gegend dort?
– Am Forty Miles River.
– Am Forty Miles River! wiederholte Summy verwundert. Das ist wahrhaftig merkwürdig!… Schade, daß ich die Nummer seines Claims wohl nicht erfahren kann. Ich möchte wetten…
– O, diese Nummer, fiel ihm der Hotelbeamte ins Wort, die kann Ihnen in Vancouver jeder Junge auf der Straße nennen.
– Nun… welche ist es denn?
An Bord drängten sich alle durcheinander.. (S. 68.)
– Nummer 131.
– Tod und Teufel! rief Summy ganz außer sich. Und wir haben die Nummer 129. Wir sind die Nachbarn dieses prächtigen Herrn. Na, das kann ja hübsch werden!«
Ja, etwas Bessres wußte Summy Skim nicht zu sagen.
Fußnoten
1 Das kann sie in der Tat auch nicht; der Autor hat hier übersehen, daß das Quecksilber schon zwischen 39 und 40° C erstarrt. (Anm. des Übers.)
Fünftes Kapitel.
An Bord des »Foot-Ball«.
Mit achtundvierzig Stunden Verspätung stach der »Foot-Ball« am 16. April in See. Daß der zwölfhundert Tonnen messende Dampfer nicht mehr Passagiere als Tonnen zählte, lag daran, daß der Hafenmeister sein Veto dagegen eingelegt hatte.
Seine durch den roten Kreis am Rumpfe kenntlich gemachte Schwimmlinie lag überdies schon etwas tiefer, als es eigentlich gesetzlich zulässig war.
Im Laufe von vierundzwanzig Stunden hatten die Krane am Kai unzählige Packen der Auswandrer an Bord geschafft, meist schwere Hilfswerkzeuge für den Grubenbetrieb, daneben aber auch noch eine vielköpfige Herde von Rindern, Pferden, Eseln und Renntieren, ohne von mehreren hunderten Bernhardiner-und Eskimohunden zu reden, die bei der Fahrt über das Seengebiet als Schlittengespanne dienen sollten.
Unter den Passagieren des »Foot-Ball« waren alle Nationen vertreten: Engländer, Kanadier, Franzosen, Norweger, Schweden, Deutsche, Australier, Süd-und Nordamerikaner, die einen gleich mit Familie, andre allein.
An Bord drängten sich alle durcheinander… ein lebendes Bild buntester Unordnung.
In den Kabinen hatte man mehr Lagerstätten als sonst – statt deren zwei gleich drei bis vier – aufgebaut. Das Zwischendeck bot das Bild eines mächtigen Schlafsaales mit langen Reihen fester Gestelle, zwischen denen noch Hängematten angebracht waren. Auf dem Verdeck war der Verkehr arg behindert, die armen Teufel, die sich keinen Kabinenplatz – der kostete fünfunddreißig Dollars – leisten konnten oder keinen solchen mehr erhalten hatten, lagerten hier längs der Windfangwände, der Treppenkappen und an der Schanzkleidung. Hier bereiteten sie auch ihre dürftigen Mahlzeiten, machten Toilette und besorgten ihren »Haushalt« vor den Augen aller andern.
Ben Raddle hatte zwei Plätze in einer der Kabinen des Hinterdecks belegen können, die aber noch einen dritten, von einem Norweger eingenommenen Platz enthielt. Royen, so hieß der Schlafgenosse, besaß einen Claim an der Bonanza, einem der Nebenflüsse des Klondike. Ein friedfertiger und sanftmütiger Mann, war er doch klug und unternehmend, wie man das so häufig bei Skandinaviern findet, die ihre Erfolge der Zähigkeit einer langsamen Bemühung verdanken. In Christiania einheimisch, kehrte er, nachdem er den Winter in seiner Vaterstadt zugebracht hatte, jetzt nach Dawson City zurück… ein wenig mitteilsamer, doch auch wenig belästigender Reisegefährte.
Ein Glück für die beiden Vettern war es, daß sie ihre Kabine nicht mit dem Texaner Hunter zu teilen hatten, das wäre jedoch, selbst wenn sie es gewollt hätten, unmöglich gewesen. Hunter hatte die Dollars nicht ängstlich angesehen und dadurch hatte er es erreicht, allein mit seinem Begleiter eine Kabine mit vier Plätzen benützen zu können.
Vergeblich hatten mehrere andre Reisende versucht, die protzigen Männer zu bewegen, ihnen die beiden noch freien Plätze zu überlassen; eine grobe
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