Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Goldvulkan

Der Goldvulkan

Titel: Der Goldvulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
wie könnten Sie uns je genieren? Haben wir denn nicht zwei Zelte? Das eine steht Ihnen zur Verfügung, im andern richten wir uns ein.
    – Und dazu werden wir zwei kleine Öfen haben, worin das Feuer die ganze Nacht nicht erlischt, setzte Bill Stell dazu. Es hat also niemand etwas vom Froste zu fürchten, so kalt es jetzt auch ist.
    – Das ist ja herrlich, rief Jane, die jetzt einmal das Wort ergriff. Alles aber nur unter der Voraussetzung, daß Sie deshalb keine Unbequemlichkeiten haben. Wir sind hier keine Eingeladnen, sondern einfach Teilnehmer, die nur so viel und so wenig Ansprüche machen dürfen wie alle andern. Gilt es, in der Nacht weiterzufahren, wir sind dazu bereit. Wir erwarten, nicht anders als wie Männer behandelt zu werden, und würden alles, was einer Galanterie nur ähnelt, als persönliche Beleidigung empfinden.
    – O, beruhigen Sie sich nur, tröstete Summy Skim sie lachend, und seien Sie überzeugt, daß wir Ihnen weder Anstrengungen noch Beschwerden ersparen werden. Wenn’s sein müßte… na, dann erfinden wir solche!«
    Die Karawane erreichte Sheep-Camp gegen sechs Uhr. Bei der Ankunft waren die Zugtiere sehr erschöpft; sie wurden deshalb sofort abgeschirrt und die Leute des Scout versorgten sie bald reichlich mit Futter.
    Bill Stell hatte völlig recht, daß es den Herbergen des Dorfes an jeder Bequemlichkeit fehlte. Übrigens zeigte es sich, daß darin kein Platz frei war. Der Scout ließ also die zwei Zelte unter dem Schutze einer Baumgruppe und etwas außerhalb Sheep-Camps aufschlagen, um nicht so sehr von dem wüsten Lärmen der Menge gestört zu werden.
     

    Lager am Fuße des Chilkoot.
     
    Edith und Jane konnten sich jetzt zum ersten Male nützlich machen. In wenigen Augenblicken wurden von ihnen die Decken und Pelzfelle zu molligen Lagerstätten verwandelt und in den Ofen prasselte ein lustiges Feuer. Mußte sich die Gesellschaft auch mit kaltem Fleisch begnügen, so gab es wenigstens warme Getränke und an Kaffee und Tee war kein Mangel. Dann setzten die Männer ihre Pfeifen in Brand und obwohl das Thermometer draußen auf siebzehn Grad unter Null herabgesunken war, verlief der Abend doch recht angenehm.
    Was mußten aber alle die Auswandrer ertragen, die – und ihrer waren Hunderte – in Sheep-Camp kein Unterkommen gefunden hatten. Wieviele schon beim Beginn der Reise erschöpfte Frauen, wieviele schwächliche Kinder würden das ferne Ziel überhaupt nicht erreichen!
    Am nächsten Morgen ließ Bill Stell die Zelte schon beim Tagesgrauen wieder verpacken, um vor der lärmenden Menge im Chilkoot-Paß einen Vorsprung zu gewinnen. Das Wetter blieb kalt und trocken, doch selbst wenn das Thermometer noch weiter fiel, war das noch hundertmal den stürmischen Winden, dem tollen Schneetreiben und den heftigen Blizzards vorzuziehen, die im hohen Norden Amerikas mit Recht so gefürchtet sind.
    Jane und Ediths Zelt wurde schon abgebrochen, als die beiden Vettern das ihrige erst verließen. Sofort wurde Kaffee bereitet und heiß aufgetragen, dann verschwand auch das andre Zelt vom Erdboden. Nach ganz kurzer Zeit war das gesamte Material, ohne daß der männliche Teil der Reisegesellschaft hätte eine Hand zu rühren brauchen, auf den Schlitten in schönster Ordnung verladen und dazu auch so, daß jedes Gepäckstück nicht allein den geringsten Raum in Anspruch nahm, sondern daß es auch, ohne die allgemeine Ordnung zu beeinträchtigen, leicht einzeln herausgenommen werden konnte. Ben Raddle, Summy Skim und alle bis auf Bill Stell waren über eine solche Geschicklichkeit im höchsten Maße erstaunt. Der erste fing, als er die überlegene Methode der »Teilhaberinnen« beobachtet hatte, schon an zu glauben, daß der von ihm eigentlich nur aus Gutmütigkeit eingegangene Kontrakt doch vielleicht einmal zu einem recht einträglichen Geschäfte führen könne.
    Summy bewunderte rein verblüfft das Auftreten der zwei Reisegenossinnen, denen er immer auf dem Fuße, aber mit leeren Händen folgte, da sie sein hartnäckiges Anerbieten, ihnen zu helfen, lachend zurückwiesen.
    Der Marsch ging heute nicht schneller vor sich als am Tage vorher. Der Weg wurde immer steiler, je mehr er sich dem Gipfel der Bergmasse näherte. Den kräftigen Maultieren gelang es jedoch, die Gefährte über den holprigen, felsigen und vielfach rissigen Boden, der bei Tauwetter noch unwegsamer gewesen wäre, ohne Überanstrengung hinzuziehen.
    Immer und überall die durcheinanderwimmelnde, lärmende Menschenmenge, immer

Weitere Kostenlose Bücher