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Der Goldvulkan

Der Goldvulkan

Titel: Der Goldvulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Anspruch. Hier können nun die Hunde unersetzliche Dienste leisten, ob sie dabei vor Schlitten angeschirrt werden oder nur einfach Ochsenhäute zu schleppen haben, deren man sich gern bedient, weil sie über den harten Schnee des Abhangs leicht hingleiten.
    Dem Nordwinde trotzend, der in voller Wucht längs des Abhangs des Chilkoot hinauffegte und beim Abstieg ihre Beschwerden verzehnfachen sollte, hatten die meisten Auswandrer am Nordrande des Engpasses Halt gemacht. Von diesem Punkte aus sahen die bedauernswerten Leute die Ebenen von Klondike endlich vor sich liegen. Da dehnten sie sich zu ihren Füßen aus, diese Wundergebiete, die ihre überhitzte Einbildung gleich zu unbegrenzten Goldfeldern verwandelte, wo für sie – ausgerechnet für sie – die Keime ungeheuern Reichtums und staunenerweckender Macht nur zum Aufheben bereit lägen. Ihre ganze Seele strebte hinaus nach diesem geheimnisvollen Norden, hinaus mit der ganzen Heftigkeit des Verlangens, mit der ganzen Kraft ihres Wundertraumes, dem bei so vielen nur ein schreckliches Erwachen folgen sollte.
    Bill Stell und seine Karawane brauchten den Aufenthalt auf dem Berggipfel nicht wie andre zu verlängern; sie hatten ja kein Versteck aufzusuchen und hatten keine Veranlassung, den Abhang nochmals zu ersteigen, nachdem sie heruntergekommen waren. Einmal auf der Ebene angelangt, brauchten sie nur eine Strecke von wenigen Lieues zurückzulegen, um die Spitze des Lindemansees zu erreichen.
    Das Lager wurde in gewohnter Weise aufgeschlagen. Die nächste Nacht war aber eine der schlimmsten. Die Temperatur hatte sich plötzlich gehoben und der Sturm begann mit erneuter Heftigkeit zu pfeifen. Die Zelte, die hier nicht im Schutze eines Hohlwegs lagen, wurden durch die Windstöße wiederholt von ihren Pflöcken losgerissen und mußten endlich ganz niedergelegt werden, weil sie sonst unfehlbar in dem tollen Schneetreiben mit fortgeflogen wären. Den Lagerinsassen blieb nichts andres übrig, als sich in ihre Decken zu wickeln und philosophisch den Anbruch des Tages abzuwarten.
    »Na wahrlich, dachte Summy Skim, da reicht die ganze Philosophie aller Weltweisen des Altertums und der Gegenwart doch kaum aus, alle Greuel einer solchen Reise ruhig hinzunehmen, vorzüglich wenn man zu so einer Fahrt nicht unbedingt gezwungen ist!«
    War es dann und wann in der Luft etwas ruhiger, so wurden dabei laute Schmerzens-und Schreckensschreie hörbar, in die sich auch lästerliche Flüche mischten. Und neben dem Jammern von Verwundeten, die der Wind über den Erdboden hinrollte, noch ein wütendes Gebell, ein lautes Wiehern und ohrenzerreißendes Gebrüll der erschreckten Tiere, die auf der Hochebene umherjagten.
    Endlich graute der Morgen des 30. April. Bill Stell drängte zum Aufbruch. Die jetzt an die Stelle der Maultiere tretenden Hunde wurden an die Schlitten gespannt, worauf aber niemand Platz nahm, und nun begann der ziemlich gefährliche Abstieg.
     

    Auf der Höhe des Chilkoot.
     
    Dank der Vorsicht und der Erfahrung des Scout ging er ohne Unfall, wenn auch nicht ohne Beschwerden vonstatten und die beiden Schlitten erreichten glücklich die Ebene am Ende des Chilkoot-Passes. Das Wetter wurde jetzt besser. Der weniger scharfe Wind schlug nach Osten um und die Thermometersäule fing an zu steigen. Zum Glück hielt sie sich aber noch immer unter dem Nullpunkte, denn schnelles Tauwetter hätte die Wanderung sehr beschwerlich gemacht.
    Am Fuße des Berges lagerte eine große Zahl von Auswandrern in Erwartung ihres nur allmählich unten eintreffenden Gepäcks. Platz war hier reichlich vorhanden, das Gedränge also nicht so lästig wie oben auf der Hochebene. Rings umher erhoben sich Waldungen, wo die Zelte unter gutem Schutze errichtet werden konnten.
    Hier verbrachte unsre Karawane die nächste Nacht. Am folgenden Morgen zog sie auf recht bequemem Wege weiter und erreichte gegen Mittag ohne Zwischenfall die Südspitze des Lindemansees.

Achtes Kapitel.
Nach Norden.
    Der Nachmittag dieses Tages wurde der Ruhe gewidmet. Es mußten auch für die nun beginnende Schiffahrt über die Seen einige Vorbereitungen getroffen werden, die der Scout ohne Zögern in die Hand nahm. Im eignen Interesse wie in dem ihrer Reisegefährtinnen konnten sich Summy Skim und Ben Raddle wirklich nur beglückwünschen, mit dem so verständigen und geschickten Manne verhandelt zu haben.
    Am Südende des Lindemansees, wo auch schon an tausend Reisende zusammengeströmt waren, befand sich nun Bill Stells

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