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Der Goldvulkan

Der Goldvulkan

Titel: Der Goldvulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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zusammensetzte. Eine so fragwürdige Bequemlichkeit sollte glücklicherweise nur für wenige Tage in Kauf genommen werden. Die Gesellschaft Bill Stells sah sich in jeder Hinsicht besser versorgt, sobald sie die Seengegend erreicht hatte.
    Die Witterung war kalt und die Temperatur hielt sich bei einem eisigen Nordwinde auf zehn Grad unter Null. Als die Schlitten aber erst bis an die »Fährten« gekommen waren, glitten sie leicht über den harten Schnee dahin. Das war für die Gespanne ein recht günstiger Umstand. Der Weg stieg sehr steil an. Maultiere, Hunde, Pferde, Rinder und Renntiere gehen hier in großer Zahl zugrunde und der Chilkoot wie der White-Paß sind mit ihren Kadavern übersät.
     

    Über den Abhang des Chilkoot.
     
    Von Skagway aus hatte der Scout die Richtung nach Dyea eingeschlagen, wobei er sich an der rechten Seite des Kanals hielt. Seine Schlitten, die weniger belastet waren als andre, welche man den Bergstock hinaufsteigen sah, hätten diese bequem überholen können. Es herrschte aber ohnehin schon ein wirkliches Gedränge. Bei den heftigen Windstößen, die, wenn sie durch den engen Hohlweg hinfegen, augenblendende Schneewirbel aufjagen, sah man an vielen Stellen umgeworfene Gefährte aller Art, Tiere, die trotz aller Aufmunterung und trotz kräftiger Nachhilfe mit der Peitsche nicht weiter fort wollten. Da setzten die einen alles daran, sich einen Durchgang zu erzwingen, und die andern nicht weniger, jedes Vorfahren zu verhindern, da gab es Zank und Streit, flogen Beleidigungen hin und her und zuweilen artete der Tumult zu Schlägereien aus, bei denen es auch an ein paar Revolverschüssen nicht zu fehlen pflegte. Im allgemeinen sperrten aber unüberwindliche Hindernisse die Straße dermaßen, daß jeder seine Gangart wohl oder übel der des Langsamsten anpassen mußte. Manchmal gerieten auch die Zughunde hart aneinander und es kostete ihren Führern viele Zeit, den Knäuel der halbwilden, heulend bellenden Tiere zu entwirren.
    Die Entfernung zwischen Skagway und dem Paß ist nur gering und man kann sie trotz der Schwierigkeiten des Weges in wenigen Stunden hinter sich bringen. Noch am Vormittage machte die Karawane des Scout denn auch schon in Dyea Halt.
    Das bestand eigentlich nur aus einer regellosen Anhäufung um das Ende des Kanals aufragender Hütten. Doch welch unglaubliches Menschengewühl! Über dreitausend Auswandrer drängten sich in diesem Embryo einer Stadt nahe dem Eingange zum Chilkoot-Paß zusammen.
    Um sich die kalte Witterung, die die Bewegung der Schlitten erleichterte, möglichst zunutze zu machen, beeilte Bill Stell mit Recht die Weiterfahrt von Dyea. Zu Mittag brach die Gesellschaft schon wieder auf, Ben Raddle und Summy Skim zu Fuß, die beiden jungen Mädchen wie vorher in ihrem Schlitten. Es wäre schwierig gewesen, die wilden und großartigen Landschaftsbilder, die jede Windung des Engpasses vor den Reisenden entrollte, nicht zu bewundern, das Waldesdickicht von Fichten und mit Rauhfrost geschmückten Weiden, das bis zum Gebirgskamm hinausreichte, oder die Sturzbäche, die der Frost nicht hatte in Fesseln schlagen können und die rauschend im Grunde unabsehbar tiefer Schluchten verschwanden.
    Das Sheep-Camp war nur vier Lieues (fast 18 km) von hier entfernt. Einige Stunden mußten genügen, bis dahin vorzudringen, obgleich der Paß jetzt sehr steile Rampen bildete und die Zugtiere häufig, um Atem zu schöpfen, stehen blieben. Ihr Führer hatte allemal einige Mühe, sie wieder in Gang zu bringen.
    Während sie so langsam dahintrotteten, plauderten Ben Raddle und Summy Skim wiederholt mit dem Scout. Auf eine an ihn gerichtete Frage antwortete dieser:
    »Nun, meiner Rechnung nach müssen wir binnen fünf bis sechs Stunden beim Sheep-Camp sein und da ruhen wir bis zum Morgen aus.
    – Werden wir dort ein Gasthaus finden, wo sich unsre beiden Begleiterinnen bequem erholen und schlafen können? fragte Summy Skim.
    – Jawohl, dort gibt es einige, antwortete Bill Stell, denn Sheep-Camp ist ein Halteplatz für alle Auswandrer.
    – Ist man aber auch sicher, dort Platz zu finden? erkundigte sich Ben Raddle.
    – Das ist freilich zweifelhaft, erklärte der Scout. Übrigens sind alle die Herbergen dort nicht gerade von einladender Art. Vielleicht empfähle es sich weit mehr, unsre Zelte aufzuschlagen.
    – O, meine Herren, rief Edith, die das Gespräch von ihrem Schlitten aus mit angehört hatte, wir wollen Sie in keiner Weise genieren.
    – Genieren! erwiderte Summy Skim,

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