Der Goldvulkan
recht gut und schön, meinte Summy Skim, ich rechne aber stark darauf, schon vorher zurückgekehrt zu sein. Bekümmern wir uns jetzt also nicht weiter um diese noch fragliche Eisenbahn, wir wollen uns dafür lieber über den Weg unterrichten, den wir zur Zeit noch einzuschlagen haben.«
Der Scout ging sogleich auf diesen Wunsch ein und entfaltete eine im großen Maßstabe gehaltene Karte des ganzen in Betracht kommenden Gebietes.
»Hier, sagte er, ist zunächst der Lindemansee, der dem Fuße des Chilkoot so nahe liegt und über den wir in seiner ganzen Länge fahren müssen.
– Wird das viel Zeit beanspruchen? fragte Summy Skim.
– Nein, gab der Scout zur Antwort, wenn er eine ununterbrochene Eisdecke trägt oder wenn er ganz eisfrei ist.
– Und weiter? sagte Ben Raddle.
– Dann müssen wir unser Boot und unser Gepäck eine halbe Lieue (fast 2 km) bis zur Station am Bennettsee über Land befördern. Auch die Dauer dieses so kurzen Marsches hängt wesentlich von der Luftwärme ab und Sie haben ja schon erfahren, in welch weiten Grenzen die an einem Tage wechseln kann.
– Ja freilich, gab Ben Raddle zu, um zwanzig bis fünfundzwanzig Grad, je nachdem der Wind aus Norden oder aus Süden kommt.
– Jedenfalls, setzte Bill Stell hinzu, brauchen wir entweder anhaltendes Tauwetter, um das Boot benützen zu können, oder eine tüchtige Kälte, bei der der Schnee ordentlich hart wird, so daß wir das Boot darauf wie einen Schlitten hingleiten lassen können.
– Schön, nahm Summy Skim wieder das Wort, angenommen, wir befänden uns nun am Bennettsee…
– Der erstreckt sich, erklärte der Scout, über eine Länge von zwölf Lieues (463/4 km). Auf die Fahrt darüber hin müssen wir aber mindestens drei Tage rechnen, da wir dazwischen mehrmals ans Land gehen werden.
– Nach diesem See, sagte Summy Skim, während er die Karte betrachtete, kommt wohl noch einmal ein Stück Landweg?
– Nein, da ist der eine Lieue lange Rio du Caribon, der den Bennettsee mit dem Tayischsee verbindet. Dieser dehnt sich sieben bis acht Lieues (gegen 28 bis 30 km) weit aus und steht dann mit dem ungefähr ebensolangen Marschsee in Verbindung. Über diesen See hinaus haben wir ferner etwa zehn Lieues (39 km) weit den Windungen eines Flusses zu folgen, und dabei gelangen wir an die Stromschnellen der White Horses, über die immer schwierig, zuweilen gefährlich, hinwegzukommen ist. Nachher erreicht man, am Ende des Labargesees, die Zuflußstelle des Takheena. Auf dieser Strecke der Fahrt ist man von den ärgerlichsten Verzögerungen bedroht, wenn es gilt, die Stromschnellen der White Horses zu überwinden. Ich bin dort, stromaufwärts vom Labargesee, gelegentlich schon eine ganze Woche aufgehalten worden.
– Doch der See, fragte Ben Raddle, ist der wenigstens bequem zu befahren?
– Auf allen seinen dreizehn Lieues vollkommen bequem.
– Alles in allem, ließ sich jetzt Ben Raddle vernehmen, wird unser Fahrzeug uns, von wenigen kleinen Landstrecken abgesehen, bis nach Dawson City bringen.
– Unmittelbar bis dahin, Herr Raddle, bestätigte Bill Stell, und obendrein ist die Fahrt auf dem Wasser immer die leichteste und angenehmste.
– Und wie lang ist, fragte Ben Raddle, sowohl längs des Lewis als auch des Yukon die Strecke, die den Labargesee noch von Klondike trennt?
– Mit Einrechnung der Bogen der Wasserläufe etwa hundertfünfzig Lieues (585 km).
– Na, eins sehe ich, sagte Summy Skim, angekommen sind wir noch nicht.
– Gewiß nicht, bestätigte der Scout. Wenn der Lewis am Nordende des Labargesees erreicht ist, haben wir erst die Hälfte des Weges hinter uns.
– In Anbetracht der so langen Reise, schlug Summy Skim vor, wollen wir doch einen Vorrat an Kräften sammeln, und da sich hier an der Haltestelle am Lindemansee Gelegenheit bietet, eine Nacht tüchtig auszuschlafen, wollen wir bald zu Bette gehen!«
In der Tat verbrachten die beiden Vettern hier eine der besten Nächte seit der Abreise aus Vancouver. In dem gut geschützten und geschlossenen Hause sorgten die wohlversorgten Öfen für eine mollige Wärme.
Die neunte Morgenstunde des 1. Mai war herangekommen, als die Gesellschaft sich wieder in Bewegung setzte. Die Mehrzahl der Männer, die den Scout von Skagway aus begleitet hatten, sollten ihm auch bis Klondike folgen.
Ihrer Hilfe bedurfte man zur Beförderung des zum Schlitten verwandelten Bootes, da zu erwarten war, daß man später auf den Seen und auf dem Lewis und dem Yukon hinschiffen
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