Der Goldvulkan
man auf die Grenze zwischen Alaska und der Dominion; der Claim Nummer 129 liegt ja aber noch im kanadischen Gebiete.
– Wir brechen sofort dahin auf, wenn wir erst den Kapitän Healey gesprochen haben, erklärte Summy.
– Einverstanden,« antwortete sein Vetter.
Nun vergingen aber mehrere Tage, ohne daß der Kapitän Healey wieder erschien. Zum zehnten Male verließen Ben und Summy am Nachmittage des 7. Juni das Northern-Hotel, um sich nach dem Bureau des Chicagoer Syndikats zu begeben.
Der Stadtteil, durch den ihr Weg führte, war heute besonders belebt. Ein auf dem Yukon angelangter Dampfer hatte soeben eine große Menge Passagiere ans Land gesetzt. Während diese nun warteten, bis sie sich nach den verschiednen Zuflüssen des Stromes begeben könnten, die einen, um die ihnen gehörigen Lagerstätten zu bearbeiten, die andern, um ihre Arme zu möglichst hohem Preise zu vermieten, schlenderten die Leute in der Stadt umher. Am schlimmsten von allen Straßen war der Trubel auf der Front Street, wo sich die wichtigsten Agenturen befanden.
Zu der großen Menschenmenge kam noch eine große Masse von Hunden. Bei jedem Schritt stieß man an eines dieser Tiere, die so wenig vertrauenerweckend wie möglich aussahen und deren Bellen und Heulen einem das Trommelfell zu zersprengen drohte.
»Das ist ja die reine Hundemetropole, dieses Dawson! rief Summy Skim ärgerlich. Ihr Bürgermeister sollte eigentlich ein Schäferhund und ihr zutreffender Name Dog City sein!«
Nicht ohne Drängen und Stoßen, ohne Scheltworte und Beleidigungen anhören zu müssen, gelang es Ben Raddle und Summy Skim, sich auf der Front Street bis zum Bureau des Syndikates hindurchzuwinden. Da der Kapitän Healey noch immer nicht wieder zurückgekehrt war, begnügten sie sich, mit dein zweiten Direktor, dem Herrn William Broll, zu sprechen, der jetzt in ihre Angelegenheit eingeweiht war.
Die beiden Vettern nannten deutlich ihre Namen.
»Die Herren Summy Skim und Ben Raddle aus Montreal,« wurden sie dem Subdirektor angemeldet.
»Ah, sehr erfreut, Sie zu sehen, meine Herren, begrüßte sie Broll, mir in der Tat sehr angenehm!
– Und uns nicht minder, Herr Direktor, antwortete Summy Skim verbindlichen Tones.
– Die Erben Josias Lacostes, des Eigentümers des Claims 129 am Forty Miles Creek, fuhr Broll, wie um sich weiter zu vergewissern, fort.
– Wie Sie sagen, erklärte Ben Raddle.
– Wenigstens, fügte Summy hinzu, in dem Falle, daß dieser verflixte Claim seit unserm Aufbruche zu der schier endlosen Reise hierher nicht spurlos verschwunden ist.
– O nein, meine Herren, versicherte William Broll, der befindet sich noch genau an derselben Stelle, die der Katasterbeamte dafür bestimmt hatte, dicht an der Grenze, wenigstens an der vermutlichen Grenze der beiden Staaten.
– Der vermutlichen Grenze? Warum der vermutlichen? Was soll das merkwürdige Eigenschaftswort hier bedeuten?
– Herr Direktor, nahm Ben Raddle wieder das Wort, ohne auf das geographische Rätsel William Brolls einzugehen, wir sind in Montreal benachrichtigt worden, daß Ihr Syndikat den Claim 139 anzukaufen wünscht.
– Wünschte, wollen wir sagen; das ist richtiger, Herr Raddle.
– Wir, mein Miterbe und ich, wir sind nun hierhergekommen, uns über den reellen Wert jenes Claims zu unterrichten, und möchten zunächst freilich wissen, ob sich das Syndikat noch an sein Gebot gebunden erachtet.
– Ja und nein, antwortete William Broll.
– Ja und nein! rief Summy Skim erstaunt.
– Ja und nein! wiederholte auch Ben Raddle. Wollen Sie uns das nicht näher erklären?
– O, das ist das einfachste Ding der Welt, meine Herren, gab der Subdirektor seelenruhig zur Antwort. Das Ja gilt, wenn der Claim eine gewisse Lage, das Nein, wenn er eine andre hat. Kurz, ich will…«
Ohne eine weitre Erklärung abzuwarten, rief Summy Skim ziemlich erregt:
»Ach was, Lage hier, Lage da, wir können uns doch nur an Tatsachen halten, mein verehrter Herr. War unser Onkel, Josias Lacoste, rechtmäßiger Eigentümer des betreffenden Claims und sind wir nicht seine Rechtsnachfolger, da seine Hinterlassenschaft ausdrücklich uns anheimgefallen ist?«
Zur Unterstützung dieser Erklärung entnahm Ben Raddle seiner Brieftasche die Beweisstücke, die ihre Rechte, das Eigentum am Claim Nummer 190 am Forty Miles Creek anzutreten, unwiderleglich bekräftigten.
»Ja ja, sagte der Subdirektor, indem er die Papiere mit einer Handbewegung zurückwies, diese Besitztitel sind völlig in Ordnung;
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