Der Goldvulkan
sich ins Northern-Hotel zurück.
Dort trafen sie den Scout, der über die Lage der Dinge unterrichtet wurde.
»Auf jeden Fall, meine Herren, riet er ihnen, werden Sie gut daran tun, so bald wie möglich nach dem Forty Miles Creek hinauszufahren.
– Das ist auch unsre Absicht, sagte Ben Raddle. Wir wollen schon morgen hinaus. Und Sie, Bill, was beginnen Sie zunächst?
– Ich?… Ich kehre baldigst nach Skagway zurück, um eine neue Karawane nach Dawson City zu führen.
– Wie lange werden Sie da von hier wegbleiben?
– Ungefähr zwei Monate.
– Sie wissen, wir rechnen auf Sie für die Rückreise.
– Das ist ja so verabredet, meine Herren. Verlieren Sie aber ja keine Zeit, wenn Sie Klondike noch vor dem Winter verlassen wollen.
– Da vertrauen Sie nur mir, Bill, versicherte Summy mit Wärme, obwohl wir eigentlich beim ersten Anlauf einen recht schweren Stein des Anstoßes gefunden haben.
– Ach, es gibt ja noch andre, weniger krittlige Käufer, versicherte Ben Raddle. Vor allem wollen wir selbst von den Dingen Einsicht nehmen…
– Natürlich, unterbrach ihn Summy, eben fällt mir übrigens ein, da begegnen wir vielleicht unserm liebenswürdigen Nachbarn…
– Dem Texaner Hunter, vollendete Ben Raddle des Vetters Worte.
– Und dem Herrn Malone. O, das sind zwei hochachtbare Herren!
– Sagen Sie, ein Paar Burschen, die an den Galgen gehören, verbesserte Bill Stell seine ironischen Worte. Die kennt von Skagway bis Dawson, wie man sagt, jedes Kind. Es sind Ihre Nachbarn, weil der Claim Nummer 131 zwar auf der andern Seite der jetzigen Grenze, aber doch dicht bei dem Ihrigen liegt. Eine schlechte Nachbarschaft für Sie!
– Um so mehr, erklärte ihm Ben Raddle, als Summy schon Gelegenheit gehabt hat, einem der Herren eine recht scharfe Lektion zu erteilen. Das wird unsre zukünftigen Beziehungen auch nicht begünstigen.«
Bill Stell schien eine Weile nachzudenken.
»Ihre Angelegenheiten, meine Herren, sind ja nicht die meinigen, begann er dann ernsten Tones, doch erlauben Sie mir, Ihnen einen Rat zu erteilen. Nehmen Sie Begleitung mit, wenn Sie sich nach dem hundertneunundzwanzigsten Claim begeben. Wollen Sie dazu Neluto wählen, so stelle ich Ihnen den zur Verfügung. Und gehen Sie nur wohlbewaffnet da hinaus.
– Na ja, da winken schon Abenteuer, rief Summy, die Arme gegen den Himmel emporstreckend. Wenn ich bedenke, daß unser Claim, wenn wir ruhig in Montreal sitzengeblieben wären, jetzt längst verkauft sein würde, da der Handel vor diesen albernen Grenzstreitigkeiten abgeschlossen worden wäre! Und ich, ich säße still und seelenvergnügt in Green Valley!
– Ich denke, du willst auf Klagen und Vorwürfe verzichten, setzte ihm Ben Raddle zu, du weißt, du hast es versprochen, Summy. Und wenn du in Montreal geblieben wärst, hättest du eine so anziehende, merkwürdige und außerordentliche Reise jetzt und in deinem ganzen Leben nicht gemacht.
– Ach, das läßt mich ungeheuer kalt.
– Du wärst heute nicht in Dawson…
– Von wo ich nur lieber heute als morgen wieder wegkommen möchte, lieber Ben.
– Du hättest Edith und Jane Edgerton keine Ritterdienste leisten können.«
Summy drückte seinem Vetter warm die Hand.
»Soll ich dir eine Sache sagen, Ben? Nun; auf Ehre, das ist das erste verständige Wort, das du seit zwei Monaten gesprochen hast,« sagte er, während sein Gesicht plötzlich von einem Lächeln innrer Befriedigung strahlte.
Elftes Kapitel.
Von Dawson City nach der Grenze.
Bill Stell hatte den beiden Vettern einen guten Rat erteilt, als er ihnen empfahl, sich zu beeilen. Sie hatten wirklich keinen Tag zu verlieren, ihre Angelegenheit irgendwie zu ordnen. In dieser hohen Breitenlage tritt die arktische Kälte oft überraschend schnell ein. Schon hatte der Monat Juni angefangen und es ist keine Seltenheit, daß Flüsse und Seen bereits gegen Ende August wieder erstarren und Schneegestöber und Stürme über das Land fegen. Drei Monate, länger dauert die schöne Jahreszeit in Klondike nicht, und die beiden Vettern mußten ja auch noch genügend Zeit behalten, über das Seengebiet nach Skagway zurückzugelangen oder, wenn sie einen andern Weg einschlugen, auf dem Yukon von Dawson City nach St. Michel hinunterzufahren.
Ben Raddle und Summy Skim waren bald zum Aufbruche fertig. Es fehlte ihnen an nichts, selbst wenn sich der Aufenthalt am Claim 129 länger, als sie vorausgesehen hatten, ausdehnte. Übrigens brauchten sie Betriebsmaterial weder zu erwerben noch
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