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Der Goldvulkan

Der Goldvulkan

Titel: Der Goldvulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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jedem Tage und durch die Straßen schleppten Hunde unausgesetzt schmucklose Leichenwagen mit den unglücklichen Verstorbenen nach dem Friedhofe hinaus, wo diese Elenden dann vielleicht in einem von goldhaltigem Erze reichen Boden ihre vorzeitige Ruhestätte fanden.
    Trotz solch herzbeweglicher Bilder überließen sich die Dawsoner, mindestens die Schatzgräber, den tollsten Belustigungen. Sowohl die »Grünen«, die zum ersten Male nach den Lagerstätten kamen, als auch die »Stammgäste«, die hierher zurückkehrten, in der Hoffnung, ihr in wenigen Monaten vergeudetes Vermögen wieder zu ersetzen, führten in den Kasinos das große Wort und erfüllten die Spielsäle mit wüstem Lärm. Eine sich drängende Volksmenge füllte die Speisehäuser und die Trinkstuben, während die Epidemien die Stadt dezimierten. Sah man diese hunderte von Trinkern, Spielern und Abenteurern jeder Art, die alle recht gesund und kräftig aussahen, so hätte man gar nicht glauben mögen, daß so viele Elende, ganze Familien, Männer, Frauen und Kinder, durch Hunger und Krankheiten ausgemergelt, den Krallen des Todes anheimfallen könnten.
    Die ganze, nach heftigen Erregungen gierige Volksmenge drängte sich in den »Folies Bergère,« dem »Monte Carlo«, der »Dominion« und dem »Eldorado« – vom Abend bis zum Morgen hätte man nicht sagen können, weil es jetzt zur Zeit der Sonnenwende einen Morgen und einen Abend überhaupt nicht gab und auch weil diese Vergnügungsorte nicht einen Augenblick geschlossen wurden. Das Pokern-, das Dreiblatt-und das Roulettespiel nahmen hier niemals ein Ende. Dabei bestand der Einsatz auf dem grünen Tuche nicht in Guineen oder Piastern, sondern in Goldklümpchen und Goldstaub, und dazu herrschte ein unbeschreiblicher Tumult, ein wüstes Geschrei, gegenseitige Beschuldigungen flogen hin und her und oft genug entstand daraus eine Rauferei, wenn nicht gar die Revolver »von selbst losgingen«. Hier kam es zu den widerlichsten Auftritten, in denen Burschen wie Hunter und Malone oder ihnen ähnliche Rüpel die erste Rolle spielten.
    Die Speisehäuser sind in Dawson City Tag und Nacht offen. Man ißt hier Hühnchen, das Stück zu zwanzig Dollars, Ananas zu zehn Dollars, als frisch gelegt garantierte Eier das Dutzend zu fünfzehn Dollars; dazu trinkt man Wein, die Flasche zu zwanzig Dollars, oder auch Whisky, der gleich so viel wie ein Landhaus kostet.
    Drei-bis viermal wöchentlich kommen die Prospektoren von den Claims in der Nachbarschaft nach der Stadt herein und verschleudern in Restaurants oder in Spielhöllen binnen wenigen Stunden alles, was sie aus dem schlammigen Sande der Bonanza und deren Nebenflüssen zusammengescharrt hatten.
    Ein trauriger, tief betrübender Anblick ist es, der sich so oft hier bietet, wo sich die niedrigsten Laster der Menschen offenbaren, was nach den ersten Stunden, wo er es beobachtet hatte, Summy Skims Abscheu vor dieser Welt von Abenteurern vermehrte.
    Er rechnete stark darauf, keine Gelegenheit zu haben, diese widerwärtigen Verhältnisse gründlicher kennen zu lernen, und er setzte alles daran, seinen Aufenthalt in Klondike so kurz wie möglich zu machen.
    Schon am Tage der Ankunft der Reisegesellschaft und gleich nach dem Frühstück im Northern-Hotel richtete Summy Skim das Wort an seinen Vetter.
    »Vor allem laß uns jetzt an unser Geschäft denken. Da nun ein Syndikat sich erboten hat, den Claim Nummer 129 zu kaufen, wollen wir dieses Syndikat aufsuchen.
    – Sobald du es wünschest,« antwortete Ben Raddle.
    Unglücklicherweise erhielten sie im Bureau der
American Trading and Transportation Company
die Mitteilung, daß sich deren Direktor, der Kapitän Healey, auf einem Ausfluge durch die Umgebung befinde und erst nach einigen Tagen zurückkehren werde. Die beiden Erben mußten ihrer Ungeduld also Zaum und Zügel anlegen.
    Inzwischen suchten sie sich wenigstens annähernd zu unterrichten, wo ihr Besitztum eigentlich läge. Bill Stell war hierfür jedenfalls die geeignetste Auskunftsperson.
    »Ist der Forty Miles Creek wohl weit von Dawson City? fragte ihn Ben Raddle.
    – Selbst dort gewesen bin ich niemals, antwortete der Scout. Auf der Karte sieht man jedoch, daß dieser Creek sich nordwestlich von Dawson City beim Fort Cudahy in den Yukon ergießt.
    – Nach der Nummer, die er hat, glaub’ ich nicht, daß der Claim unsres Onkels Josias gar so entfernt liegen wird.
    – Weiter als dreißig Lieues kann es bis dahin nicht sein, erklärte der Scout, denn dann trifft

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