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Der Goldvulkan

Der Goldvulkan

Titel: Der Goldvulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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möglich war – was er nun tun sollte. Dann setzte er sich aber mit schweren, täppischen Schritten wieder in Bewegung. Je näher er herankam, desto deutlicher erkannte Jane seine Gesichtszüge und da sie darin den unverkennbaren Ausdruck von Wildheit zu sehen glaubte, bemächtigte sich ihrer eine zunehmende Unruhe.
    Nach wenigen Sekunden stand der unheimliche Mann an der Wegspalte, vor der Jane stehen geblieben war, als wollte sie diese als Schutz-und Verteidigungsmittel benützen. Auf der andern Seite blieb auch der Mann stehen.
    Über seine Absichten konnte kaum ein Zweifel walten. Der unstete Blick seiner blutdurchzognen Augen, der verzerrte Mund, der die Zähne bloßlegte, die mächtigen, zum Anfallen geballten Fäuste… alles an ihm verriet den Wahnsinn der Mordgier. Jane ergriff ihren Revolver und streckte ihn schußfertig hinaus.

    Als ob er über eine solche, von der Hand eines Kindes geführte Waffe spöttelte, zuckte der Mann an der andern Seite der Spalte hohnlächelnd die Achseln, hob einen Stein auf und schleuderte ihn kräftig hinüber… Das Wurfgeschoß verfehlte aber sein Ziel und da sprang er in die Vertiefung, die er leicht mit drei Sätzen durchmessen konnte. Kaltblütig erwartete Jane den Feind, entschlossen, nur einen sicher treffenden Schuß abzugeben.
    Das sollte jedoch nicht nötig werden. Beim ersten Schritte stürzte der Riese, auf einem Stein ausgleitend, lang hin und stieß ein furchtbares Geheul aus, ohne sich wieder aufzurichten.
    Was ihm zugestoßen sein mochte, konnte Jane vorläufig nicht entscheiden. Tot war der Angreifer nicht, seine Brust arbeitete in kurzen Stößen und lautes Wehklagen kam über seine Lippen. Da er jedenfalls außer Gefecht gesetzt war, erschien es Jane am ratsamsten, die Schlucht wieder zurückzulaufen, die Straße zu gewinnen und über diese hinzuflüchten.
    Ein noch schmerzlicheres Seufzen des Gestürzten hielt sie aber zurück und lenkte ihre Aufmerksamkeit dem am Boden liegenden Gegner zu. Dieser war kaum wieder zu erkennen. Die wulstigen Lippen waren jetzt eingezogen und verrieten nichts mehr von Wildheit; aus den vorher so blutrünstigen Augen sprach nur noch ein unerträglicher Schmerz, die grobe Faust hatte sich geöffnet und die Hand streckte sich dem jungen Mädchen wie bittend entgegen. Der vorher einen Mord planende unheimliche Fremde hatte sich wie durch Zauberschlag zu einem armen Teufel verwandelt, der, die Beute eines schweren Unfalls, plötzlich schwächer als ein kleines Kind geworden war.
    »Wollen Sie mich denn hier elend umkommen lassen?« fragte er mit rauher Stimme, jedoch in gutem Englisch.
    Sofort wandte sich Jane ihm zu; das Mitleid des Weibes war in ihrem Herzen erwacht. Ohne Zögern stieg sie in den Spalt hinunter und näherte sich dem Gestürzten.
    »Oder wollen Sie mich vielleicht gar töten?« seufzte der Unglückliche, dessen starre Blicke an dem Revolver hingen, den Jane noch in der Hand hielt.
    Sie steckte daraufhin die Waffe in den Gürtel und ging näher an den Mann heran.
    »Was ist Ihnen zugestoßen? fragte sie. Was fehlt Ihnen?
    – Ich habe sicherlich ein Glied gebrochen… ich fühle es… hier und auch da antwortete der Verletzte, der nach dem Rücken und dem rechten Fuße zeigte.
    – Lassen Sie mich machen… ich werde nachsehen,« sagte Jane niederkniend.
    Mit sanftem, doch sicherm Griff streifte sie die beschmutzte Jacke und den untern Teil des zerlumpten Beinkleides in die Höhe.
    »Sie haben nichts gebrochen. erklärte Jane nach sorgsamer Untersuchung, das sind nur Schmerzen an Muskeln, die beim Ausgleiten zu stark gedehnt wurden. In einer Viertelstunde wird es mit Ihnen besser gehen.«
    Ohne an die Gefahr zu denken, der sie sich damit aussetzte, daß sie im Bereich der kurz vorher so drohenden Hände blieb, suchte sie dem Verletzten nach Möglichkeit zu helfen. Sie massierte ihn verständig, rieb ihn tüchtig ab und setzte ihm, so gut es ging, eine Art Schröpfköpfe unter Benützung des Becherchens, das oben auf ihre Prospektoren-Feldflasche geschraubt war… ein Arzt hätte nicht zweckmäßiger vorgehen können. Die guten Folgen dieser Behandlung ließen auch nicht lange auf sich warten. Mochten ihre Eingriffe auch zuweilen etwas schmerzhaft sein, so bildeten sie doch nur das kleinere Übel. Bald atmete der Verletzte wieder ruhiger. Eine halbe Stunde später konnte er, wenn auch noch nicht stehen, doch mit dem Rücken, an einem Felsblock gelehnt, aufgerichtet sitzen und auf die Fragen der barmherzigen

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