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Der Goldvulkan

Der Goldvulkan

Titel: Der Goldvulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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der dicke Marius, der jetzt wieder ernster wurde. Das ist wahr, daß der Kleine bis hierher fortgekommen ist! Du hast aber immerhin ein recht unpassendes Metier gewählt. Armes Kerlchen! Doch da kommt mir ein Gedanke: Du gefällst mir, obgleich dir der Kamm etwas geschwollen zu sein scheint. Ich brauche gerade einen Gehilfen und wenn du den Platz annehmen willst… besser ist das allemal als das verzwickte Goldsuchen.
    – Einen Gehilfen? fragte Jane. Einen Gehilfen wofür oder wozu?
    – Für alles, erklärte Marius Rouveyre. Ich handle mit all und jedem. In meinem Lagerhause, ja schon hier in meinem Wagen, findet sich allerlei. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie vielerlei die Kisten hier enthalten: Zwirn, Näh-und Stecknadeln, Garn und Schnüre, Schinken, Briefpapier, Würste, Schnürleibchen, Konserven, Strumpfbänder, Tabak, Männer-und Frauenkleider, Schmertöpfe, Schuhe usw. Es ist ein richtiger Basar! Hier in der Pappschachtel hab’ ich einen hohen Hut, den einzigen, den es in Fort Cudahy gibt. Den verleihe ich zu jeder Trauung, da bringt er mir seinen Preis tausendfach ein. Natürlich muß das Ding auf jeden Schädel passen! Und hier in der andern befindet sich ein Kleid… ein Ballkleid… auch gehörig ausgeschnitten… nach der neuesten Pariser Mode, mein Freund.
    – Und diese suchen werden hier verkauft?
    – Ich und mein Staatskleid verkaufen? Ich weiß, man würde sich darum reißen, der glückliche Finder des ersten größern Goldklumpens würde es seiner Gattin bringen, damit diese bei den Tanzvergnügungen in Fort Cudahy alle andern Frauen an Luxus überstrahlte. Doch nein, an dergleichen denk’ ich nicht. Das Beste steckt aber da hinten in den andern Kisten und Kasten: Champagner. Brandy, Wisky u. dgl. Davon kann ich gar nicht genug kommen lassen, es reicht doch niemals aus. Na, heraus mit der Sprache, gefällt dir mein Vorschlag? Vier Dollars den Tag, neben Unterhalt und freier Wohnung.
    – Nein, Herr Rouveyre, antwortete Jane Edgerton freimütig. Ich danke Ihnen, will aber doch meinen eignen Plänen nachgehen.
    – Ein schlechter Vorsatz, Bürschchen, ein schlechter Gedanke! versicherte Marius Rouveyre mit Überzeugung. Die Goldschlemmerei… die kenne ich. Ich kann dir davon aus eigner Erfahrung erzählen.
    – Sie sind auch Prospektor gewesen?
    – Sapperment, so wie hier jedermann. Man fängt ja immer damit an. Unter je hundert ist aber nur einer, dem’s glückt, zwei, die bald umsatteln, ein Dutzend, die nachher so bettelarm sind wie zuvor, und die übrigen… die tragen gar ihre Haut zu Markte. Ich hätte auch bald zu ihnen gehört!
    – Wirklich? rief Jane, die auf weitere Mitteilungen gespannt war.
    – Wie du mich hier siehst, Kleiner, fuhr Marius fort, bin ich eigentlich Seemann, ein Seemann aus Marseille in Frankreich. Ich hatte meine Schiffskiste schon in allen fünf Erdteilen umhergeschleppt, als ich mich, wir lagen im Hafen von Vancouver, von einem schlechten Subjekt übertölpeln ließ. Seiner Rede nach brauchte man sich hier nur zu bücken, um Goldklumpen wie Kinderköpfe groß aufzulesen. Da fuhren wir denn beide ab. Natürlich fielen die Reisekosten auf mich und noch natürlicher fand ich hier nichts als das graue Elend. Ich hatte nichts mehr als Haut und Knochen, meine Börse war zusammengeschnurrt und dann… nun, dann machte sich der Spitzbube, der mich hierhergeschleppt hatte, heimlich aus dem Staube. Nun fing ich an zu überlegen, was zu tun wäre, und da Marius nicht dümmer ist als andre, sah er bald ein, daß alles, was ein Goldsucher in Klondike gewinnt, schließlich doch in Klondike hängen bleibt, daß es verlottert wird in den Schenken, den Ballhäusern, oder ausgegeben in den Läden, wo man für hundert Francs kauft, was anderswo hundert Sous kostet. Ich entschloß mich also, Tanzbodenwirt und Händler – Kaufmann – zu werden, und wahrlich, ich hab’s nicht zu bereuen gehabt, schloß Marius Rouveyre seine Worte, während er sich mit Selbstbefriedigung den Bauch klopfte, denn meine Börse und ich, wir sind gemeinsam rund und fett geworden!«
    Der Wagen hatte jetzt die Höhe der Straßensteigung erreicht.
    »Nun also, du willst entschieden nicht? Marius hielt dabei still.
    – Entschieden nicht! erklärte Jane Edgerton.
    – Daran tust du unrecht,« sagte Marius fast seufzend und wippte schon mit der Peitsche.
    Der Wagen, der sich in Bewegung setzte, hielt aber sofort noch einmal an.
    »Na, es soll doch keiner sagen können, daß ich dich auf der

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