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Der Goldvulkan

Der Goldvulkan

Titel: Der Goldvulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Marsch verlieh den Gliedern Patricks nach und nach wieder die frühere Elastizität und bald schlug das merkwürdige Paar eine schnellere Gangart ein. Kurz vor der Mittagsstunde wurde zu einem Frühstück Halt gemacht. Janes bemächtigte sich freilich einige Unruhe, als sie sah, wie der Begleiter ihre Vorräte arg verschwinden ließ. Dieser große Körper war ein Abgrund, den zu füllen nicht leicht fallen würde.
    Gegen Abend stießen beide auf eine neue, rechts von der Straße mündende Schlucht. Jane und Patrick drangen in den, die früher gesehenen an Breite überragenden Einschnitt ein und folgten ihm bis zum Strome hinunter.
    Mit der Annäherung an diesen nahm die Schlucht an Größe nur noch zu. Ihre Breite mochte am Fuße der Seitenhöhen wohl fünfhundert Meter betragen. Hier war ihre Bodenfläche deutlich in zwei Stufen geteilt, eine höhere, sozusagen stromauf-und eine niedrigere stromabwärts, und zwar durch einen lotrecht zum Creek stehenden und fast genau horizontalen Felsendamm, der, aus dem Talweg der Schlucht aufragend, am Ufer des Wasserlaufs in einem etwa zehn Meter hohen Sporn auslief. Jane betrachtete prüfend die untere Stufe, nach der der Zufall sie geführt hatte.
    Die regelmäßige Bodensenkung in diesem Teile der Schlucht war es, die hinter sich den stromaufwärts steilen Felsendamm bildete. Der Erdboden war hier von vielen, an Brunnenschächte erinnernden und zum Teil wieder von Schutt und Geröll ausgefüllten Vertiefungen durchlöchert und rings umher lagen Reste von Goldwäschergerätschaften verstreut. Offenbar war hier die Stelle eines frühern Claims.
    Daß man diesen aufgegeben und verlassen hatte, stand außer allem Zweifel. Der Zustand der Schächte und der Geräte bewies das handgreiflich und überdies bezeichnete auch kein numerierter Pfahl die Grenze. Immerhin konnte es, da hier die gröbste Arbeit schon geleistet war, interessant sein, eine Wiederausbeutung aufzunehmen, und Jane beschloß deshalb, hier ihren ersten Versuch zu wagen.
    Als am nächsten Tage die notwendigsten Geräte (Eimer, Schüsseln, Schöpfnäpfe u. a.) in der Nachbarschaft, und zwar zu recht hohem Preise, eingekauft waren, ging Patrick unter ihrer Leitung daran, einen der Schächte auszuräumen, und noch keine vierundzwanzig Stunden später begann er daraus hervorgeholten Sand auszuwaschen, während Jane die geeigneten Schritte tat, die Grenzpfähle aufstellen zu lassen und sich das Eigentum an dem Claim zu sichern.
    Diese Formalitäten waren in weniger als drei Tagen erledigt, doch schon als man die Grenzen ihres Claims festlegte, der die Nummer 127b erhielt, mußte sie sich sagen, daß dieser Claim, wenn er überhaupt erzhaltig war, doch nur eine verschwindend kleine Menge Gold enthielte und daß sie kaum Aussicht hätte, hier eine Ernte von Pepiten zu machen. Trotz eifriger Arbeit Patricks konnten beide, jedenfalls infolge ihrer Unerfahrenheit, in vierundzwanzig Stunden höchstens hundert Schüsseln auswaschen, deren Ausbeute dann von jeder nur wenig über den Wert eines Zehnteldollars betrug. Das reichte gerade hin, den angenommenen Helfer zu entlohnen und ihren persönlichen Unterhalt zu bestreiten. Wenn sich die Verhältnisse nicht besserten, mußte sie zu Ende des Sommers noch ebenso arm sein wie bei dessen Anfang.

    Hatte sie nun unrecht daran getan, sich an dieser Stelle festzusetzen? Hätte sie nicht weiter hinausziehen und die Grenze überschreiten sollen, von der sie, nach den bei ihrem Konzessionsgesuche erhaltenen Mitteilungen, höchstens fünf-bis sechshundert Meter trennten?
    Jane hatte aber auch noch etwas andres erfahren. Sie kannte jetzt den Namen des Wasserlaufs, der an einer Seite ihren Claim begrenzte, wo sie sich in dem rauhen Gewerbe der Prospektorin versuchte, den Namen Forty Miles, das heißt desselben Creeks, an dem auch, dem ihren ziemlich nahe, der Claim 129 lag, der jedenfalls hinter dem die Schlucht im Südwesten abschließenden Hügel zu suchen war.
    Ob sie nun eine unbestimmte Hoffnung leitete oder nur die einfache Hartnäckigkeit, das einmal begonnene Vorhaben auch durchzuführen, jedenfalls wollte Jane sich nicht für besiegt bekennen, ehe sie bis zum äußersten gekämpft hätte, und mehr als je strengte sie sich an, so viel wie möglich von den Schüsseln auszuwaschen, die ihr doch nur einen so dürftigen Ertrag lieferten.
    Eines Nachmittags – es war am 11. Juni – war sie ebenso wie Patrick mit der gewohnten Arbeit so eifrig beschäftigt, daß sie die übrige Welt

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