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Der Goldvulkan

Der Goldvulkan

Titel: Der Goldvulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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völlig vergaß, als sie urplötzlich von einer ihr bekannten Stimme angerufen wurde.
    »Ist’s mir erlaubt, mein Fräulein, mich nach Ihrem Befinden zu erkundigen?
    – O… Herr Skim! rief sie, errötend vor angenehmer Überraschung, die sie gar nicht zu verbergen suchte.
    – Ja, er selbst, sagte Summy, indem er warm die ihm dargebotene Hand drückte.
    – Ich… ich befinde mich vortrefflich, Herr Skim, fuhr Jane fort.
    – Und wie steht es mit Ihrem Claim, wertes Fräulein, denn wie ich sehe, haben Sie sich einen solchen erworben.
    – Ja, da muß ich Ihnen gestehen, Herr Skim, daß ich von dem gar nicht entzückt bin, gab Jane ganz wohlgemut zu; der liefert mir auf jede Schüssel nur zehn bis zwölf Cents… kaum genug, meine Unkosten zu decken.
    – Das ist freilich traurig genug, sagte Summy, den ein solches Unglück übrigens gar nicht tiefer zu berühren schien. Was haben Sie denn nun beschlossen?
    – Ja, eigentlich noch gar nichts Bestimmtes, erklärte Jane, vielleicht weiterzugehen, jedenfalls diesen schlechten Claim aufzugeben, der mir mehr gekostet hat, als er wert ist, und zu dem mich nur ein unglücklicher Zufall hingeführt hat.
    – Ein Zufall? wiederholte Summy verwundert. Sie wissen also nicht, daß unser Claim dicht neben dem Ihrigen liegt?
    – O doch, freilich erst seit wenigen Tagen. Als ich aber zuerst hier Halt machte, hatte ich keine Ahnung davon, daß das hier der Forty Miles Creek wäre und daß Ihr Besitztum an der andern Seite des Hügels dort läge.
    – Nein doch! stieß Summy etwas enttäuscht hervor.
    – Warum aber sollten Sie, mein Fräulein, fuhr er nach kurzem Stillschweigen fort, aus diesem Zufall – da es doch nun reiner Zufall ist – keinen Nutzen zu ziehen suchen? Mir scheint es, ehe Sie sich tiefer in die Einöde Alaskas hineinwagen, doch angezeigt, zunächst die Stelle, die Sie zuerst gewählt haben, gründlichst zu untersuchen. Meine Unterstützung biete ich Ihnen dazu nicht an, denn ich bin in solchen Dingen zu unerfahren; etwa fünfhundert Meter von hier weilt aber mein Vetter Ben Raddle, wie Sie wissen, ein Ingenieur, und einer, wie man ihm nicht alle Tage begegnet. Wenn es Ihnen also paßte…
    – Ein guter Rat ist allemal willkommen und ich werde den des Herrn Ben Raddle mit Vergnügen annehmen. Wenn er meinen Claim untersucht hat, wird er ja selbst beurteilen können, was von demselben zu erhoffen ist.
    – Das ist also abgemacht. Doch nun, mein Fräulein, erlauben Sie mir noch eine Frage, wenn sie Ihnen nicht zu indiskret erscheint.
    – Das wird sie jedenfalls nicht sein, versicherte Jane im voraus.
    – Nun, ich sehe hier keine Spur von einem Unterkunftshäuschen. Wo schlafen Sie denn in der Nacht?
    – Ach… höchst einfach: unter Gottes freiem Himmel, antwortete Jane lachend. Ein Lager von dürrem Laube, ein Kopfkissen von Sand… da schlummert sich’s prächtig!«
    Summy Skim sah sie mit großen Augen an.
    »Unter freiem Himmel! rief er. Das kann doch nicht Ihr Ernst sein, bestes Fräulein, es ist ja eine Unklugheit sondergleichen!
    – Warum nicht gar! erwiderte Jane. Ich habe ja zwei Leibwächter, Herr Skim.
    – Zwei Leibwächter?
    – Hier ist der eine, erklarte Jane, während sie auf den in ihrem Gürtel steckenden Revolver hinwies, und dort der andre,« setzte sie hinzu, auf Patrick Richardson zeigend. der aus einiger Entfernung den Ankömmling voller Erstaunen betrachtete.
    Summy schien davon nur halb befriedigt zu sein.
    »Der Wilde dort? entgegnete er. Groß genug ist er zwar, Sie beschirmen zu können, doch das ist nicht die Hauptsache. Sie würden weit besser tun, nach beendigtem Tagewerke den Hügel da zu übersteigen und die Gastfreundschaft anzunehmen, die wir, mein Vetter und ich, uns glücklich fühlen würden, Ihnen anzubieten.«

    Jane schüttelte ablehnend den Kopf.
    »Sie tun unrecht. mein Fräulein, redete Summy ihr zu, Sie tun wirklich unrecht. Glauben Sie mir, es wäre bei uns sichrer, und wenn wirklich nicht wesentlich sichrer, so doch wenigstens…
    – Nun, doch wenigstens passender,« stieß Summy Skim, auf die Gefahr hin, das junge Mädchen zu verletzen, hervor.
    Jane Edgerton runzelte die Augenbrauen. Welches Recht hatte Summy Skim zu solcher Rede? Sie wollte schon eine spitze Antwort geben und den ungebetenen Berater mit einem ihrer Schlagworte über die Gleichberechtigung der Geschlechter in seine Schranken zurückweisen… und doch wagte sie es augenblicklich nicht. Summy, der es vermied, ihr gerade ins Gesicht zu sehen,

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