Der Golfklub Mörder Kommissar Morry
Mitgliedern?"
„Darauf wird sich niemand einlassen. Warum auch? Es gibt zahllose Golfklubs, die für einen angemessenen Mitgliedsbeitrag reputierliche Leistungen bieten."
„Ich nehme an, du hast recht."
„Wo wirst du in dieser Nacht schlafen?"
„Ich weiß es noch nicht. Meinst du, der Doktor wird mir einen Vorschuß bewilligen?"
Er versuchte einen Blick auf ihre Manteltasche zu werfen, vermochte aber nicht zu erkennen, ob sich die Rolle mit den Geldscheinen noch darin befand.
„Ich kann dir aus der Patsche helfen", sagte er und nahm eine Zehnpfundnote aus der Tasche. „Hier, das wird für die ersten paar Tage reichen."
Sie schüttelte den Kopf. „Nein", erwiderte sie energisch. „Ich will von dir weder Geld geliehen noch geschenkt haben. Ich will es verdienen."
„Betrachte es als meinen Beitrag für deine Bemühungen um das Gelingen unseres Sommerfestes."
„Nein, James. Wenn du nicht willst, daß ich böse werde, dann stecke das Geld sofort weg!"
Er schob den Schein zurück in die Brieftasche. „Ich verstehe dich nicht..."
Sie unterbrach ihn. „Bitte beleidige mich nicht!"
„Du bist ein merkwürdiges Mädchen, Daphne."
Sie schaute ihn ruhig an und lächelte dann fast ein wenig schmerzlich. „Begreifst du denn nicht, daß ich dich liebe?"
Er wollte etwas erwidern, aber in diesem Moment klingelte das Telefon.
„Entschuldige", sagte er und stand auf. Er ging zum Schreibtisch und nahm den Hörer von der Gabel. Doktor Brooks war am Apparat.
„Ich habe gerade den Zweitschlüssel von der Bank geholt. Aus meinem Safe ist nichts verschwunden."
„Anscheinend haben wir es doch mit einem Verrückten zu tun."
„Sieht so aus. Ist bei Ihnen alles klar?"
„Vielen Dank. Miß Brittle ist gerade hier. Sie befindet sich zum Glück wohlauf, aber auch sie wurde in der vergangenen Nacht bedroht."
„Wenn sie hübsch ist, können Sie das Mädchen engagieren. Aber mehr als drei Pfund können wir ihr nicht zahlen."
„Ich vermute, daß sie damit einverstanden sein wird. Darf ich inzwischen den Betrag verauslagen? Ich glaube, die junge Dame kann das Geld gut gebrauchen."
„Was denn, Sie wollen ihr das Geld im voraus zahlen? Ist das nicht ein wenig ungewöhnlich und unvorsichtig? Wer garantiert uns denn, daß sie kommen wird?"
„Dafür stehe ich gerade."
„Also meinetwegen, James, geben sie ihr das Geld."
„Okay, Doktor. Ich rufe später noch mal an. Wenn es Ihnen recht ist, fahren wir heute nachmittag ins Klubhaus, um zu sehen, wie weit Richardson gekommen ist."
„Geht in Ordnung, James . . . aber nehmen Sie diesmal eine Waffe mit! Man kann nie wissen…"
*
Der Besuch des Sommerfestes war überraschend gut. Anscheinend wollten die Mitglieder beweisen, daß die seltsamen Vorfälle sie nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen vermocht hatten, und so waren es nur verschwindend wenige, die sich unter allerlei fadenscheinigen Vorwänden entschuldigt hatten. Die Stimmung war gut, und am Bartisch herrschte Hochbetrieb. Die Herrenwelt machte keinen Hehl aus ihrer Begeisterung für Daphnes Jugend und Schönheit. Daphne entledigte sich ihrer Aufgabe mit Charme und Geschick. Ein altes Klavier, das zum Inventar des Klubhauses gehörte, wurde abwechselnd von den jüngeren Leuten mit Beschlag belegt; zu seinem Geklimper drehten sich die Paare im Kreise. Die Türen zur Veranda waren geöffnet. Zwischen den Bäumen und Büschen schaukelten einige Lampions im sanften Nachtwind. Doktor Brooks und James hatten ihre anfängliche Nervosität schon bald abgelegt. Sie standen in einer Ecke des großen Raumes und tranken ein Bier. Während James Daphne musterte und sich fragte, woher sie das elegante und offenkundig sehr teure Brokatkleid mit dem tiefen Ausschnitt hatte, fragte der Doktor: „Meinen Sie, daß noch etwas geschehen wird?"
James, der nicht richtig zugehört hatte, zuckte zusammen. „Wie bitte?"
„Glauben Sie, daß uns noch einige Überraschungen bevorstehen?"
James zuckte mit den Schultern. „Das wird sich zeigen."
„Ich muß immerfort an den armen Ginbourgh denken."
„Heute ist die Situation ganz anders als vor einem Jahr. Wir haben die Polizei im Haus."
Doktor Brooks winkte ab. Er zog ein verächtliches Gesicht. „McLean im Smoking! Ein furchtbarer Anblick. Wahrscheinlich hat er sich das Ding im billigsten Kostümverleih besorgt."
„Raney sieht auch nicht viel besser aus. Ich bin überzeugt, jeder ahnt oder weiß, daß sie Polizisten sind. Man sieht es ihnen förmlich an den
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