Der Golfklub Mörder Kommissar Morry
Seine Augen traten rund und furchterfüllt hervor, und man sah, wie sich seine dicke, rosa Zunge zwischen die Lippen legte.
„Lieber Himmel!" stammelte Doktor Brooks. „Das ist doch wohl nicht möglich!"
Er hastete auf Prentiss zu, der in diesem Moment mit einem unartikulierten Schrei in die Knie brach, sich wenige Sekunden mit zurückgeworfenem Kopf wie ein Mondanbeter in den Hüften wiegte, und dann kopfüber zu Boden fiel. Seine Stirn schlug mit einem harten, häßlichen Laut auf das alte Parkett. Sofort bildete sich eine Gruppe erschreckter und aufgeregt durcheinander sprechender Menschen um Prentiss. Doktor Brooks hatte Mühe, sich zu dem Gefallenen durchzukämpfen.
„Zurücktreten!" rief er aufgebracht. „Seien Sie doch um Himmels willen vernünftig!"
Man machte ihm Platz. Er kniete neben Prentiss nieder und drehte den Makler vorsichtig auf den Rücken. Die dunkelbraunen Augen des Mannes sahen starr und gläsern aus. Die Röte war aus dem Gesicht verschwunden und hatte der alten, wächsernen Blässe Platz gemacht.
„Gewiß hat er sich verschluckt", bemerkte eine dünne, weibliche Fistelstimme in die aufkommende Stille hinein. „Ich habe beobachtet, wie er rot geworden ist. Helfen Sie ihm doch, Doktor!"
Doktor Brooks zog die Augenlider von Prentiss in die Höhe. Dann stand er auf und nahm ein Taschentuch aus seinem Jackett. Nervös tupfte er sich die schweißfeuchte Stirn ab. „Er ist tot", sagte er.
„Tot?" kam es wie ein vielstimmiges, ungläubiges Echo aus den Mündern der Umstehenden.
„Ein Schlaganfall?" fragte die dünne weibliche Stimme.
Doktor Brooks schüttelte den Kopf und steckte das Taschentuch ein. „Nein", erwiderte er. „Ich fürchte, es war Mord."
Nur langsam schien man zu begreifen, daß der Mörder innerhalb des Westside Golf Clubs ein zweites Mal zugeschlagen hatte. Der Mörder war sehr wahrscheinlich noch unter ihnen . . . und es gab kaum einen Zweifel darüber, daß er einer der ihren war . . .
„Ich gehe . . . komm, Ralph, laß uns gehen!" schluchzte plötzlich eine hysterisch anmutende Frauenstimme. „Ich will nach Hause, ich will sofort nach Hause!"
Die Worte schienen das Eis zu brechen. Viele lösten sich aus der Erstarrung, in die sie das Geschehen gestürzt hatte, und drängten zum Ausgang. Sie benahmen sich so, als könne nur die unverzügliche Flucht sie davor schützen, das nächste Opfer des Mörders zu werden.
„Halt!" donnerte in diesem Moment Mc Leans Stimme durch den Raum. Er war gerade durch die Verandatür eingetreten und erfaßte mit einem Blick die Situation. „Keiner verläßt das Gebäude!" fuhr er scharf fort. „Das ist eine polizeiliche Anordnung, der sich alle zu fügen haben!"
Er schwenkte, um seinem Befehl Nachdruck zu verleihen, seine polizeiliche Erkennungsmarke in der Luft umher und bahnte sich eine Gasse durch die Schar der Gäste. Neben dem Toten blieb er stehen. Mr. Prentiss hielt noch immer das leere Glas in der Hand. Es war bei dem Fall nicht einmal zersprungen.
„Vergiftet", konstatierte Doktor Brooks erregt. „Der Tote trägt den Namen Prentiss. Eines unserer Mitglieder. Ich vermute, daß er einem enorm rasch wirkenden Gift erlegen ist . . . wahrscheinlich Zyankali. Genaues wird man erst nach der Obduktion der Leiche sagen können."
„Wer hat zuletzt mit ihm gesprochen?" wollte McLean wissen.
„Ich", stotterte das grauhaarige Männchen und rückte aufgeregt an seinem Kneifer herum. „Er wollte hören, was mein Geschäft macht. Ich antwortete ihm, daß ich nicht klagen könne. Im nächsten Moment wurde er puterrot, als habe er eine Gräte verschluckt. Er griff sich an den Hals und würgte daran. Ich trat einen halben Schritt zurück und warf dabei einen Stuhl um . . . das ist alles, was ich dazu sagen kann."
McLean wandte sich an Doktor Brooks.
„Vorher stand Mr. Prentiss, wenn ich mich nicht irre, mit Ihnen und Mr. Lee zusammen, nicht wahr?"
Der Doktor nickte. „Gewiß, wir sprachen kurz miteinander. Er versuchte uns auseinanderzusetzen, daß nicht die geringste Gefahr bestünde, und daß Sir Ginbourghs Tod wahrscheinlich auf Selbstmord zurückzuführen sei. Wir widersprachen dieser Theorie. Dann bat er uns noch, weniger Nervosität zu zeigen, um die gute Atmosphäre des Festes nicht zu stören. Anschließend entfernte er sich. Ich bemerkte noch, wie er dem Klavierspieler auf die Schulter klopfte."
„ Welchem Klavierspieler?"
„Das war ich", sagte ein junger Mann mit wirrem, weichem Blondhaar, der die anderen
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