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Der Golfklub Mörder Kommissar Morry

Der Golfklub Mörder Kommissar Morry

Titel: Der Golfklub Mörder Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Nasenspitzen an."
    Prentiss trat zu ihnen. Er war ein gepflegt aussehender Mittvierziger mit grauem, in der Mitte gescheiteltem Haar. Er war von transparenter Blässe. Um die schmalen Lippen lag ein hochmütiger Zug. „Sie sehen nervös aus, lieber Doktor", sagte er. „Ich finde, Sie haben keinerlei Anlaß, sich zu sorgen. Das Fest läuft doch glänzend!"
    „Es ist noch nicht Mitternacht, mein Lieber."
    „Ach, Unsinn . . . wissen Sie, was ich denke? Der gute Ginbourgh hat damals Selbstmord begangen. Ich frage mich, warum bis heute noch kein Mensch an diese Theorie gedacht hat."
    „Man bringt sich nicht inmitten einer heiteren Gesellschaft um."
    „Ginbourgh war ein komischer Kauz. Ein Wissenschaftler. Diese Forschernaturen haben doch alle einen Tick. Vielleicht gelangte sein Schwermut gerade inmitten des für ihn unerträglich erscheinenden und so völlig nichtssagenden Geplappers zum überlaufen. Er wollte einfach nicht mehr weiterleben. Seine Leistungskurve befand sich auf dem absteigenden Ast, und er wußte das. Ich halte das Ganze für einen typischen Fall geistiger Umnachtung. Ein Kurzschlußakt, möchte ich sagen."
    „Wären Sie denn in der Lage, etwas Ähnliches zu tun?" fragte James, der die Argumentation für dumm und ungerechtfertigt hielt.
    Prentiss lachte. „Mein Bester, ich bin zum Glück kein Wissenschaftler. Ich bin ein nüchterner Geschäftsmann, und das allerletzte, woran ich dächte, wäre ein Selbstmord."
    „Mir geht es genauso", meinte Doktor Brooks. Er hielt in der einen Hand sein Bierglas, die andere steckte in der Jackettasche. „Aber ich denke im Moment nicht an Selbstmord . . . sondern an Mord."
    „Unken Sie nicht, Doktor", sagte James.
    Doktor Brooks seufzte. „Ich kann einfach das Theater nicht vergessen, das wir gerade hinter uns gebracht haben. Glauben Sie wirklich, der Täter würde es dabei bewenden lassen?"
    „Ja, das glaube ich", meinte Prentiss, obwohl die Frage nicht an ihn gerichtet war. „Ich vermute, er wird inzwischen wieder nüchtern geworden sein."
    „Der Himmel erhalte Ihnen Ihren Optimismus", sagte der Doktor. „Glauben Sie wirklich, es war ein Betrunkener?" Plötzlich fuhr er zusammen und sagte erregt: „Schauen Sie dort hin! Da, durch die offene Verandatür! Hinter dem großen Busch . . . unterhalb des grünen Lampions!"
    Prentiss und James folgten der Aufforderung.
    „Ich kann nichts sehen", meinte Prentiss.
    „Ich auch nicht", assistierte James.
    „Ein Schatten . . . ein dunkler, gleitender Schatten. Ich habe es ganz deutlich gesehen. Es ist besser, ich sage McLean Bescheid."
    „Wie Sie wollen", meinte Prentiss. „Ich persönlich neige freilich zu der Ansicht, daß es sich um eines unserer Liebespärchen gehandelt haben wird."
    McLean kam herangeschlendert. „Na, Doktor?" fragte er unbekümmert. „Was gibt es?"
    „Ich habe eben da draußen einen verdächtigen Schatten bemerkt."
    „Wo?"
    „Dort, hinter dem Busch."
    „Ich gehe mal raus und schaue nach."
    „Soll ich mitkommen?"
    „Vielen Dank . . . das würde nur unnötiges Aufsehen erregen."
    Nachdem McLean sie verlassen hatte, wandte sich Prentiss an den Doktor.
    „Warum so nervös, mein Freund? Einige der Gäste beobachten uns schon ebenso neugierig wie beunruhigt. Bloß keine Panikmache! So etwas überträgt sich doch sofort auf die Stimmung!"
    „Also gut, setzen wir frohe Gesichter auf", schlug der Doktor vor.
    James hob sein Glas. „Lassen Sie uns auf einen heiteren und möglichst harmonischen Abend ohne Zwischenfälle trinken!"
    Sie leerten die Gläser. Prentiss entfernte sich und Doktor Brooks wischte sich den Bierschaum vom Mund. „Komischer Heiliger, dieser Prentiss", knurrte er. „Kann den Burschen nicht ausstehen."
    Sie schauten ihm hinterher. Prentiss blieb einige Sekunden hinter dem Klavierspieler stehen und tätschelte ihm die Schultern. Dann lief er weiter und unterhielt sich mit einem alten grauhaarigen Herrn, der einen Kneifer trug und ein Glas Whisky in der Hand schwenkte. Gerade, als James seine Aufmerksamkeit wieder auf Daphne konzentrieren wollte, bemerkte er, wie sich Prentiss mit einem erstaunten und erschreckten Gesichtsausdruck an den Hals griff und den Mund öffnete. Sein blasses, wächsernes Gesicht überzog sich mit einer brennenden Röte. Der kleine grauhaarige Mann trat entsetzt einen Schritt zurück und warf dabei einen Stuhl um. Dadurch wurde auch die Aufmerksamkeit der übrigen Gäste auf die Szene gelenkt. Prentiss stöhnte, als bekäme er keine Luft mehr.

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