Der Golfklub Mörder Kommissar Morry
Kombinationen nachzuhängen."
„Ich liebe ihn", erklärte die Frau. „Aber wenn er auf mein Kind geschossen haben sollte, würde ich ihn töten..."
„Halten Sie ihn denn einer solchen Tat für fähig?"
Die Frau schaute die Beamten verdutzt an. Dann warf sie den Kopf in den Nacken und lachte lauthals. Nach dem vorhergehenden Verzweiflungsausbruch wirkte diese Geste roh und absurd. „Sie wollen mich aufs Glatteis führen, was?" fragte sie schließlich. „Damit haben Sie bei mir kein Glück. Markus hat mit der Sache nichts zu tun. Er ist in Liverpool, bei seinem Bruder! Jawohl! Warum überzeugen Sie sich nicht davon? Dort steht das Telefon."
„Das hat noch Zeit", meinte der Kommissar gelassen. „Sagen Sie uns bitte zunächst einmal, ab Sie Mr. Prentiss kannten."
„Mr. Prentiss? Warten Sie mal... ist das nicht der Makler, der Mann, dem das Arbeitsvermittlungsbüro gehört?"
„Ja, genau der."
„Oh, er verkehrte häufig bei uns, Einmal in der Woche ließ er sich sehen. Was ist mit ihm?"
„Er wurde heute Nacht im ,Westside Golf Klub' ermordet."
Die Frau schluckte. Ihre Augen weiteten sich. „Ermordet?"
„Ja", bestätigte der Kommissar. „Vergiftet, um präzise zu sein. Der Obduktionsbefund liegt noch nicht vor, aber wir glauben, daß es sich um Zyankali handelt."
„Du lieber Himmel . . . wer kann das getan haben? Ist denn die ganze Welt plötzlich verrückt geworden? Da schießt jemand auf mein armes Kind . . . und ein anderer vergiftet den bedauernswerten Mr. Prentiss. Wer kann das nur getan haben?"
„Um das zu klären, sind wir hier. Wer war übrigens die üppige Blondine, mit der er einmal bei Ihnen gesehen wurde?"
„Oh, das war June. June Nell. So viel mir bekannt ist, war sie einmal Solotänzerin bei einer guten Truppe. Sie verletzte sich den Fuß und war von da an gezwungen, die Tänzerei aufzugeben. Seit dieser Zeit läßt sie sich von Männern aushalten."
„Auch von Mr. Prentiss?"
„Du lieber Himmel ... ich möchte da nichts gesagt haben. Jedenfalls machten sie mir immer den Eindruck, als wären sie ganz verrückt aufeinander."
„Seit wann verkehrte Mr. Prentiss in Ihrem Lokal?"
„Warten Sie mal... ich würde sagen, seit über einem Jahr."
„Wann lernte er Miß Nell kennen?"
„Etwa um die gleiche Zeit, nehme ich an."
„Gab es noch andere Leute, mit denen er sich anfreundete?"
„Nein. Er war ein ziemlich verschlossener Typ. Ich war überrascht, wie ihn die kleine Nell aufzupulvern verstand."
„Wo wohnt die junge Dame?"
„Na, ganz so jung ist sie nicht mehr. Ich schätze ihr Alter auf zweiunddreißig. Sie wohnt gleich um die Ecke, in der Stanford Street. Die Nummer ist mir entfallen. Sie können das Haus nicht verfehlen. Im Erdgeschoß ist ein Bäckerladen."
„Sehen wir uns die Dame mal an", meinte der Kommissar und erhob sich.
*
„Ja", sagte Doktor Brooks und nickte. Er stand vor seinem Schreibtisch und hielt den Telefonhörer in der Hand. Von Zeit zu Zeit warf er einen Blick auf James Lee, den er gerade eingelassen hatte und der in der Nähe des Fensters Platz nahm. „Ja, natürlich... ich kann das gut verstehen. Ich brauche Ihnen nicht zu erklären, daß ich Ihre Entscheidung tief bedaure. Mir leuchtet jedoch ein, daß Sie die begreiflichen Ängste Ihrer werten Frau Gemahlin nicht noch weiter anzufachen wünschen . . . o ja, ich verstehe!"
Er legte seufzend den Hörer auf die Gabel und wandte sich an James, der nervös eine Zigarette rauchte. „Das ist der elfte Anruf, den ich heute morgen erhalte", erklärte der Doktor. „Ich bin fest davon überzeugt, daß es so weitergehen wird. Viele werden erst morgen anrufen, andere werden vorziehen, einen Brief zu schreiben, weil es ihnen widerstrebt, den Austritt heute, an einem Sonntag, zu erklären." Gramvoll schüttelte er den Kopf. „Eine scheußliche Situation! Dieser entsetzliche Mord an Prentiss kommt der Bankrotterklärung des Klubs gleich." Er strich sich über die Augen, als wolle er alle sorgenvollen Gedanken beiseite wischen und schaute dann James an. „Nun, was führt Sie zu so früher Stunde zu mir, mein Freund? Wollen Sie uns etwa auch verlassen?"
James legte ein Bein über das andere. „Ich wünschte, es handelte sich um eine ähnliche Lappalie", erwiderte er. „Aber es geht um ganz andere und sehr viel wichtigere Dinge. Die Polizei war vorhin bei mir."
„Was denn... so kurz nach der mitternächtlichen Befragung in den Klubräumen?"
James nahm einen tiefen Zug aus der
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