Der Golfklub Mörder Kommissar Morry
Miß Brittle, gelogen zu haben?"
James schilderte kurz, wie es zu der Auseinandersetzung gekommen war.
„Das Geld hat sich in ihrem Mantel gefunden", erwiderte Morry. „Es steht also fest, daß es kein Raubmord war."
James wandte sich plötzlich ab und ging durch die offenstehende Tür ins Wohnzimmer. Der Kommissar folgte ihm. James ließ sich in einen Sessel fallen und schloß die Augen.
„Daphne", murmelte er. „Daphne! Es gab Stunden, wo ich glaubte..."
Er unterbrach sich und schwieg.
„Nun?" ermunterte ihn der Kommissar zum Weitersprechen. „Was glaubten Sie?"
„Ach, nichts!"
May kam zurück. Er hielt einen zerknüllten Zettel in der Hand.
„Ich habe ihn gefunden!" rief er triumphierend.
„Na bitte!" meinte James und hob die Lider.
May holte tief Luft. „Was heißt hier ,na bitte'?" fragte er und buchstabierte laut den Text, der auf dem Zettels stand. „Warum willst Du mich töten? Ich liebe Dich doch so!"
James blinzelte ungläubig. „Das ist nicht wahr!"
„Ist das der Zettel?" fragte May und hielt ihm das Papier vor die Augen.
„Es ist das gleiche Papier . . . und auch die gleiche Schrift", gab James zu, „aber nicht der gleiche Inhalt..."
„Sollen wir Ihnen das glauben?" fragte May.
James wurde wütend. „Es ist mir ziemlich gleich, was Sie glauben oder nicht. Ich habe keine Veranlassung, Sie zu beschwindeln! Auf dem Zettel, den ich im Wagen fand, standen nur sechs Worte. Sie lauteten: Ich will Dich nie Wiedersehen."
Kommissar Morry nahm den Zettel in die Hand. „Warum willst du mich töten?" wiederholte er leise und nachdenklich. „Ich liebe dich doch so."
„Man muß beobachtet haben, wie ich den Zettel zerknüllte und achtlos beiseite warf", sagte James. „Daraufhin schrieb man einen anderen, weil man vermutete, daß der Zettel nach dem Mord eine Rolle spielen würde. Es ist doch ganz klar, daß der Mörder nur versucht, die Polizei auf eine falsche Fährte zu lenken. Oder meinen Sie, ich hätte einen Zettel dieses Inhalts auf die Straße geworfen, wenn ich die Tat begangen hätte?" Er hob das Kinn und schaute den Kommissar an. „Wenn Sie in Erfahrung gebracht haben, wer den Zettel geschrieben hat, kennen Sie den Mörder!"
„Fahren wir zu Markus March", sagte der Kommissar. „Kommen Sie, May!"
*
Mrs. March war noch immer eine schöne Frau. Wohl zeigten sich im hellen, unbarmherzigen Tageslicht die Falten und Fältchen an den Schläfen und um die Augen herum, wohl sah man, daß die Haut allmählich schlaff und grau wurde, aber der Schnitt des Gesichts war von zeitloser Schönheit. Sie saß den beiden Beamten im Wohnzimmer ihres kleinen, über dem Lokal gelegenen Appartements gegenüber. Sie trug einen grünseidenen Morgenmantel, den sie am Hals mit einer schmalen, ringlosen Hand zuhielt. Ihr stumpfes Blondhaar, in dem einige Lockenwickel steckten, war von einem Kopftuch verborgen. Als sie sich eine Zigarette anzündete, bemerkte man, daß ihre Hände zitterten.
„Glauben Sie ja nicht, daß ich mich vor Ihnen fürchte", sagte sie, als sie bemerkte, daß die Beamten auf ihre Finger starrten. „Das Zittern kommt vom vielen Trinken. In unserm Gewerbe muß man kräftig mithalten. Da läuft einem jede Nacht eine Menge die Kehle runter. Kein Wunder, daß der Körper da zuweilen streikt."
„Warum fragen Sie uns nicht nach dem Grund unseres Besuches?" erkundigte sich der Kommissar freundlich.
„Ich bin nicht neugierig. Sie werden mich schon fragen, wenn Sie etwas wissen wollen.“
„Also gut, beginnen wir mit Mr. March. Wo befindet er sich im Augenblick?"
„In Liverpool, meine Herren."
„Seit wann?"
Mrs. March wurde plötzlich unruhig. Sie runzelte die Augenbrauen. „Ist es wegen Markus?" fragte sie. „Ist ihm etwas zugestoßen?"
Es war zu spüren, daß sie sich plötzlich Sorgen machte, und der Kommissar erwiderte: „Nein. Wann ist er losgefahren?"
„Gestern Abend. Er besucht seinen Bruder."
Der Kommissar beugte sich nach vorn. „Lieben Sie Ihren Mann?"
Mrs. March verengte die Augenschlitze und klaubte sich mit spitzen Fingern einen Tabakkrümel von den Lippen. Dabei mußte sie den Halsausschnitt des Morgenmantels loslassen. Er klappte auseinander und gab den Blick auf eine rosige, glatte Haut frei, deren Farbe und Charakter im krassen Gegensatz zur grauen Großporigkeit des Gesichtes stand. Sie zog den Ausschnitt sofort wieder zusammen und meinte: „Komische Frage. Natürlich liebe ich ihn."
„Ist es nicht so, daß er Ihrer Tochter
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