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Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Titel: Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Jutzi
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Silberrücken springt in das Gebüsch, aus dem der Anschlag kam. Mafuko hat versäumt, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Nun steht der Vater vor ihr, groß, mächtig, Furcht einflößend. Sie kauert sich zusammen, richtet den Blick zu Boden. Kabirizi grunzt ärgerlich und schnaubt durch seine Nase. Mafuko wagt nicht, sich zu rühren. Schließlich packt der Vater ihr Bein und schleift sie ein wenig hinter sich her. Mafuko lässt es geschehen, sie wehrt sich nicht, schreit nicht. Wenn sie den Vater gewähren lässt, beruhigt er sich schnell wieder. Ein Leid wird er ihr niemals zufügen. Aber auch schon der Schrecken und auch ein wenig die Scham darüber, so leicht ertappt worden zu sein, sind Strafe genug für die Schelmin. Kabirizis Ärger ist nicht von Dauer. Nach wenigen Metern, die er Mafuko hinter sich hergezogen hat, was deutlich an der Spur durchs Unterholz zu erkennen ist, lässt er die Tochter wieder los. Der Silberrücken positioniert sich noch einmal vor seinem unartigen Nachkommen und nimmt zufrieden wahr, dass jede Aufmüpfigkeit, jede Clownerie aus Mafuko gewichen zu sein scheint. Sie kauert vor ihm und schaut zu Boden. Mürrisch grunzt Kabirizi noch einmal und wendet sich einer Mahlzeit zu.
    Während er dasitzt und Blätter kaut, besucht ihn Ruzuzi. Der Kleine liebt es, sich an die starken Arme des Vaters zu schmiegen, deren Fell ein wenig zu zausen, um dann, wie erschrocken über seine eigene Unbotmäßigkeit, zur Mutter zu laufen. Hat er sich in ihrer Nähe wieder etwas beruhigt, startet er eine neue Visite bei Kabirizi. Der Silberrücken mag sei nen Sohn, seine Agilität und seine Lebensfreude. Und er mag, dass es Ruzuzi offensichtlich genießt, einen starken, mächtigen Vater zu haben.
    Jetzt schaut Kayenga vorbei. Der Schwarzrücken lässt sich meist nur flüchtig sehen. Er präsentiert sich dem Patron. Kabirizi nimmt ihn beiläufig wahr. Sein regelmäßiges Kauen und seine entspannte Körperhaltung signalisieren: »Alles in Ordnung, solange du nicht störst.« Flink klettert Kayenga in einen großen, lorbeerartigen Baum. Er liebt es, sich an einer Hand von einem Ast herabhängen zu lassen und vorzugaukeln, dass er gleich abstürzen wird. Mit weit aufgerissenem Maul pendelt er dann über den Köpfen der anderen. Meist erringt er damit nicht allzu viel Aufmerksamkeit. Nur die zwei, drei Mal, als das Kunststück schiefgegangen ist und er mit lautem Poltern auf den weichen Waldboden plumpste, fuhr einige Unruhe in die Gruppe. Die schmerzhaften Prellungen, die sich Kayenga durch diese Unfälle zugezogen hat, halten ihn allerdings nicht davon ab, seine Trapeznummer immer wieder vorzuführen. Auch jetzt treibt ihn der Übermut dazu, sich einen Ast zu suchen, um seine Kapriolen vorzuführen.
    Kabirizi schenkt ihm allerdings keine Beachtung. Er kaut Blätter und verdaut. Die morgendliche Pflanzenkur hat ihre Wirkung nicht verfehlt. Sein Darm arbeitet wieder ohne Krämpfe, und für Kabirizi ist es so, als ob die Beschwerden nie da gewesen wären. Die Läuse, die bereits zu Beginn des Tages besonders lästig gewesen sind, quälen ihn dagegen immer noch. Wie heftig Kabirizi auch kratzt, die Stiche der Plagegeister jucken entsetzlich. Zu seinem Leidwesen kennt Kabirizi kein Kraut, das gegen die Parasiten gewachsen wäre.
    Jetzt sieht der Silberrücken Bonane. Ihre Mutter Janja ist sicher nicht weit. Wahrscheinlich hält sich auch Rubiga, Bonanes Großmutter, ganz in der Nähe auf. Seit der Geburt ihrer neuen Tochter Ndakasi hält sie zwar mehr Abstand zu anderen Gorillas, die Nähe ihrer nächsten Verwandten ist ihr aber nach wie vor angenehm. Wie für ein Gruppenbild tauchen die drei Weibchen am Rand eines Gebüsches auf. Kabirizi betrachtet sie wohlwollend. Er kennt die drei gut. Er kennt Rubigas besonnenes Wesen. Er kennt Janja, die Tochter von Rubiga und seinem Vorgänger Ndungutse, die wegen ihrer fehlenden Zehen besonderen Schutz braucht. Und er kennt Bonane, seine Tochter, die er mit Janja gezeugt hat. Es würde ihn nicht wundern, wenn sich die Verspielte gleich in die Wipfel der Bäume aufmachen würde, um dort mit ihrem Onkel Kayenga zu toben. Oder wird sie sich gleich von Rubiga lausen lassen?
    Doch bevor sich die Frage entscheidet, ob Rubiga ihre Enkelin krault oder sich doch lieber dem Silberrücken zuwendet, hört Kabirizi aufgeregtes Brüllen vom Rand der Gruppe. Sofort richtet er sich auf. Was war das? Kabirizi lauscht. Auch die drei Weibchen stehen erstarrt und achten auf ein weiteres

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