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Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Titel: Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Jutzi
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Fingern von der Erde und verspeist sie ebenfalls.
    Kabirizi schmeckt Bitteres, Scharfes und das Aroma frischen Grüns. Das ist genau das, was er jetzt braucht. So wie er bei seiner Mutter gesehen hat, wie man Blätter pflückt, wie man sie zusammenknüllen kann, um sie besser in den Mund zu schieben, wie man Zweige zerknickt, damit sie besser zwischen die Zähne passen, wie man Wurzeln mit den Fingern ausgräbt oder wie man Früchte vom Boden aufsammelt, so hat er auch gelernt, dass genau dieser Geschmack zu jenem seltsamen Gefühl in seinem Bauch gehört.
    Leicht nach hinten gelehnt sitzt Kabirizi vor dem Pfefferstrauch und kaut seine Medizin.
    Mittlerweile treibt die Sonne Dampf aus dem vollgesogenen Waldboden, der in feinen Schlieren Richtung Himmel aufsteigt. Die dichte Vegetation feuchtet die Atmosphäre zusätzlich an, sodass sich eine ungewöhnliche Schwüle über den Wald legt.
    Nach einer Weile, vielen Blättern, Zweigen und einigen Wurzelstrünken beruhigt sich Kabirizis Bauch. Der Gorilla verharrt kurz, dann hat er seine Unpässlichkeit beinahe schon vergessen. Jetzt zieht es ihn wieder zu seiner Sippe. Hoffentlich sind sie nicht zu weit gewandert. Gemächlich, aber bestimmt bahnt sich der Silberrücken seinen Weg durch den Wald. Immer wieder stoppt er, lauscht und riecht. Eine Lichtung, bedeckt mit Elefantengras und hell erleuchtet von der nun beinahe senkrecht stehenden Sonne, verführt Kabirizi zu einem längeren Aufenthalt. Er genießt die wärmenden Strahlen auf seinem Körper. Das Gras schmeckt gut, frisch und beinahe ein wenig süßlich. Die Wärme vertreibt auch den letzten Nachklang der kalten Nacht und der Bauchschmerzen. Kabirizi frisst und döst.
    Endlich erhebt er sich. Es ist höchste Zeit, den Platz inmitten seiner Gruppe wieder einzunehmen. Jetzt wird ihn nichts mehr von seinem Rückweg abhalten. Der Verband hat sich sicher bergauf bewegt. Alleine schon deshalb, weil Wasser bergab fließt und die Gorillas hoffen, weiter oben weniger vom nächtlichen Regen durchnässtes oder bereits getrocknetes Terrain vorzufinden. Wenn sie dann noch bald auf ein Feld gerade ausgetriebener Bambussprossen gestoßen sind, wird sie ihr Weg nicht weit geführt haben. Nach kurzer Zeit findet Kabirizi erste Spuren einer Gorillamahlzeit. Hier und da liegt die Rinde eines abgeschälten Zweiges und finden sich Fasern von zerkauten Bambustrieben. Der Silberrücken riecht den Kot eines seiner Untertanen. Das musste Bageni gewesen sein. Wie oft hielt der sich am Rand der Gruppe auf. Kabirizi findet immer mehr Pflanzenteile, die seine Sippe als Abfall ihrer Mahlzeit auf dem Waldboden verstreut hat. Geräusche hört er jedoch noch nicht. Da der Trupp um diese Zeit jedoch gerne Mittagsschlaf hält, hat die Stille keinen bedrohlichen Hintergrund. Schon stolpert Kabirizi über die ersten Körper, die unter einem Busch ruhen. Es sind Lesenjina, die ihre kleine Tochter Mutazimiza eng an sich drückt, und ihre erwachsene Tochter Tumaini. Mit Lesenjina ist nicht gut Kirschen essen, sie lässt andere nur unwillig an sich heran. Für Tumaini macht sie eine Ausnahme. Mit ihrer gerade einmal einjährigen Tochter Mutazimiza sowie Tumaini kuschelt sich Lesenjina besonders gerne zur Mittagszeit zusammen. Andere Gorillas, die sich in die Nähe der Mutter wagen, verscheucht sie meist mit einem unwirschen Grunzlaut. Als sie jedoch erkennt, dass es ihr Patron und Vater ihrer Töchter ist, der da gerade ihre Ruhe stört, dreht sie sich nur versonnen auf die andere Seite und döst weiter.
    Kabirizi stapft durch das Lager der Gruppe. Hier und da streckt sich ein zerzauster Gorillakopf kurz aus der Vegetation. Verschlafen vergewissern sich die Affen, dass es tatsächlich der Silberrücken ist, der sie aus dem Schlummer reißt. So schnell, wie der Anführer aufgetaucht ist, verschwindet er auch wieder im Blättergewirr. Viel Aufhebens macht die Gruppe jedenfalls nicht um die Rückkehr ihres Oberhauptes. Kabirizi sucht sich ein bequemes Plätzchen unter einem alten Kosobaum, um ebenfalls zu dösen. Da weckt Mafuko ihren Vater, indem sie ihm ein Stück einer Liane auf den Kopf wirft. Kabirizi fährt der Schreck in alle Glieder. Hat die Unverfrorene ihm schon wieder eine Schlange gebracht? Wuchtig schnellt sein Oberkörper nach oben. Mit einer Bewegung seines Armes wischt er sich das längliche, schlängelnde Ding vom Kopf. Kabirizi erkennt schnell, dass es nur ein harmloser Streich war, eine Abreibung hat Mafuko trotzdem verdient. Der

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