Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo
Rebellen der CNDP vor und versetzen die Bevölkerung in Angst und Schrecken. CNDP-Soldaten haben bereits schlimme Verbrechen begangen – und sie werden es wieder tun.
Nkunda greift an, denn er will das von ihm beherrschte Territorium erweitern. Er wittert die Chance auf einen entscheidenden Sieg. Er muss gewinnen, denn je länger die Pattsituation zwischen seinen Truppen und der kongolesischen Armee anhält, desto größer wird die Gefahr, dass sein Einfluss schwindet. Irgendwann kommt vielleicht ein so verlockendes Angebot von der Regierung in Kinshasa, dass ihm seine Männer untreu werden. Auch Nkunda weiß, dass seine Truppe nicht ewig zu ihm halten muss. Mit zusätzlichen Waffen aus Ruanda gut versorgt, rücken seine Männer vor. Monatelang wogen die Kämpfe hin und her. Die Front verläuft zwischen den Rangerposten in Bikenge und Bukima – mitten im Gorillasektor. Schwere Detonationen von Raketen und Granaten donnern über die Baumwipfel. Maschinengewehre erzählen ratternd von Tod und Zerstörung. Keiner Armee gelingt es, die Oberhand zu gewinnen. Immer wieder rücken die Rebellen vor, immer wieder schlägt die kongolesische Armee sie zurück. Nkundas Männer wollen Rumangabo erobern und die Straße von Rutshuru nach Goma in ihre Hand bekommen. Denn diese ist die Hauptschlagader des wirtschaftlichen Lebens in der Region. Wer die Straße besitzt, ist Herr der Lage und kontrolliert Waren, Waffen und Männer, die sich dort bewegen. Deshalb wehrt sich die Armee so verbissen. Deshalb greift Nkunda unaufhörlich an.
Immer wieder flauen die Kämpfe ab. Die Feuerpausen nutzen die Einheimischen, um auf ihren Feldern zu arbeiten und die Ernte einzuholen, falls die Früchte ihrer Arbeit nicht schon längst von Soldaten zerstört sind. Die Gefahr ist groß, dass Kämpfer nur so lange warten, bis alle Bohnen gepflückt, alle Maiskolben eingesammelt oder alle Kohlköpfe abgeschnitten sind, und diese dann beschlagnahmen. Aber man muss es riskieren. Wer zu Hause sitzen bleibt, wird bestimmt nicht satt. Die Bauern sehen, wo sich Truppen bewegen, woher Nachschub kommt und wo Geschütze postiert sind. Wer mit ihnen redet, bekommt eine Ahnung von der momentanen militärischen Situation. Und was sie Ende September erzählen, verheißt nichts Gutes. Aus Ruanda sind Kämpfer gekommen, Lkw transportieren neue Waffen zu den Stellun gen von Nkundas Männern. Es sieht ganz so aus, als ob sie eine große Offensive vorbereiten.
Die Kämpfe beginnen erneut mit unvermittelter Heftigkeit. Nkundas Soldaten sind so gut ausgerüstet, dass sie der kongolesischen Armee weit überlegen sind. Dazu sind sie gut ausgebildet und diszipliniert, jedenfalls wenn es ums Kämpfen geht. Schließlich scheint die Lage endgültig verloren. Robert will gerade mit seinem Wagen nach Rumangabo aufbrechen, da erhält er einen Anruf aus dem Hauptquartier: Guerillakämpfer haben den Posten umstellt, und er soll lieber in Goma bleiben. Zwar ziehen die schwer bewaffneten Männer am Abend wieder ab. Die Ranger versammeln aber trotzdem ihre Frauen und Kinder und raffen eilig ihre wenigen Habseligkeiten zusammen, um sie in Sicherheit zu bringen. Robert organisiert fünf Lkw. Auf ihnen transportiert er die Familien nach Goma. Jetzt muss er sich um 750 Menschen kümmern. Die Ranger selber bewachen vorerst Rumangabo, zumindest so lange, bis die wichtigsten Gerätschaften eingesammelt und transportfähig sind. Solaranlagen, Batterien, Computer, Funkgeräte, Waffen – all das wäre eine willkommene Beute für die Rebellen. Weshalb die Kämpfer nicht einfach zuschlagen, weiß niemand. Wahrscheinlich wollen sie ihre Kräfte für die Kämpfe mit der Armee schonen. Jedenfalls gelingt es den Rangern, ihre wertvolle Ausrüstung zu retten. Schlussendlich sind 1 300 Menschen zu versorgen. Über Nacht werden Robert und die ZGF von einer Natur schutz- zu einer humanitären Hilfsorganisation. An einem unbebauten Platz in Goma leben die Menschen aus Rumangabo und anderen Rangerposten in Zelten, die das Flüchtlingshilfswerk der UN aufgebaut hat. Toiletten und Waschgelegenheiten sind installiert. Trinkwasser und Nahrungsmittel müssen herbeigeschafft werden. Ohne die internationale Unterstützung wäre das nicht zu leisten.
Niemand hat mehr Zugang zu den Gorillas. Der gesamte Mikenosektor ist fest in der Hand der Rebellen – und Nkundas Männer rücken weiter vor. Sie wollen Goma erobern, sie wollen die Herren über die Region werden. Dabei werden sie nicht nur Tod und Folter über
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