Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo
mitkommt, aber er ist froh, dass er ihn begleiten wird.
Zunächst geht es durch flaches, grünes Land. Sie rattern durch Dörfer und Bananenplantagen. Versteckt in der dichten Vegetation stehen überall ärmliche Holzhütten. Trotz der frühen Stunden sind schon viele Menschen unterwegs. Anfangs ist die Straße noch gut. Sie rumpeln zwar immer wieder durch Schlaglöcher, aber wenigstens ist dieser Weg noch asphaltiert. Das ändert sich bald. Noch vor der Parkgrenze wandelt sich die Straße in einen steinigen, schlammigen Pfad. Den Eingang zum Schutzgebiet kennzeichnet ein umgefallenes Schild. Es ist handgemalt und zeigt einen Gorilla vor einem Vulkan. Der Schriftzug mit dem Parknamen und dem Zeichen der kongolesischen Naturschutzbehörde ist halb abgeblättert, und das Blech ist an mehreren Stellen von Einschüssen durchbohrt. Wie rostige Tränen ziehen sich bräunliche Bahnen von diesen Löchern bis an den verbeulten Rand des Schildes. Robert versucht mit Jobogo, die Markierung der Parkgrenze wieder aufzurichten, aber immer wieder fällt sie um. Schließlich türmen sie einen kleinen Steinhaufen auf und lehnen das Schild dagegen.
Die Fahrt geht weiter durch Gelände, das sich kaum von dem außerhalb des Nationalparks liegenden unterscheidet. Auch hier bewegen sich erstaunlich viele Menschen, und die Tiere, die man sieht, sind Haustiere, überwiegend Ziegen und Kühe. Große Haufen mit Säcken warten am Wegesrand auf ihren Abtransport. Es handelt sich vor allem um Holzkohle, erklärt Jobogo. Der Park ähnelt mehr einer Farm als einem Naturreservat, denkt Robert. Erst nach einer ganzen Weile begegnen sie weniger Menschen, wird die Gegend einsamer, wirkt der Wald natürlich.
Sie quälen sich über Wege, die kaum als solche auszumachen sind. Pflanzen drängen sich dicht an den Pfad, sodass man nicht weit sehen kann. Selbst wenn hier noch Wildtiere wären, würde man sie wohl kaum erblicken. Stundenlang geht das so. Ohne die Herausforderung, den Wagen sicher über Felsen oder durch Schlammlöcher und Gräben zu bringen, eine fast einschläfernde Monotonie in Grün und Braun. Endlich wird das Terrain weniger unzugänglich, und die Stei gungen werden sanfter. Der Wald lichtet sich, und die Landschaft wandelt sich allmählich in Savanne. Kaum geben die Bäume den Blick auf ein offenes Stück Grasland frei, entdeckt Robert in der Ferne eine Rauchsäule. Da, eine zweite, und jetzt sieht er eine dritte. Was ist das? Während er mit Jobogo noch über die Ursache rätselt, fahren sie auf die schwarzen Wolken zu. Angestrengt starren beide auf den Qualm und versuchen, seine Quelle zu ergründen. Sie vertiefen sich so sehr in ihre Grübelei und sind sicher auch von den Strapazen der Fahrt ermüdet, dass sie, ehe sie sich versehen, schon bei dem lichterloh brennenden Lastwagen sind, von dem die erste Rauchsäule aufsteigt. Die Fracht, die er auf seiner Ladefläche transportiert hat, liegt weit verstreut im Gras. Fetzen von Plastik und Papier flattern durch die Luft. Aus dem Gerippe des Lasters steigen schwarze Wolken, und hier und da züngeln einige Flammen aus dem ausgebrannten Wrack. Wie gebannt starren Robert und sein Begleiter auf das schreckliche Bild und übersehen, dass sie mitten in einen Trupp Soldaten hineinfahren. Überall tauchen jetzt uniformierte Gestalten auf. Es müssen an die 100 sein.
Bunt zusammengewürfelt sieht dieser Haufen aus. Manchem fällt nur ein Unterhemd über die tarnfarbene Hose. Manchen Kopf ziert ein Barett, andere ein Helm. Sonnenbrillen sind ein beliebtes Utensil, selbst wenn die Gläser aus den Gestellen gebrochen sind. Das Schuhwerk reicht von Flipflops über Turnschuhe und Gummistiefel bis zu regulären schwarzen Militärstiefeln. Neben Maschinengewehren tragen einige Kämpfer Raketenwerfer auf ihren Schultern. Was sie damit anrichten können, belegen die drei in Flammen stehenden Laster. Robert hält an. Er schätzt die Situation ab. Sollen sie einfach weiterfahren? Ihr Fahrzeug hat längst das Interesse der Soldaten geweckt. Suchend blicken die Männer durch die Scheiben des Geländewagens. Robert greift in das Handschuhfach und angelt sich ein Päckchen Zigaretten. Er selbst raucht nicht, aber als kleines, Freundschaft stiftendes Geschenk haben sie sich schon oft bewährt. Er steigt aus und geht auf einen der Männer zu.
»Wo ist euer Kommandeur?«, fragt er einen mit einer Kalaschnikow Bewaffneten.
Der deutet in Richtung eins kleinen Pulks, in dem auffallend viele Männer ein Barett
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