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Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Titel: Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Jutzi
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Begegnung mit Europäern häufig das Leben kostete. Fatal verlief für die Berggorillas ja auch der erste Kontakt mit von Beringe. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass dort, wo sich vor etwa acht Millionen Jahren die Erblinien der Gorillas und des modernen Menschen trennten, zwei Abkömmlinge dieser Entwicklung erneut aufeinandertrafen und dies für einen der beiden ein tragisches Ende nahm. Denn nur aufgrund ihrer langen, so unterschiedlich verlaufenen Evolution war einer von beiden mit einer Schusswaffe ausgerüstet und konnte aus sicherer Entfernung tödliche Kugeln abfeuern, während dem anderen außer Flucht keine Verteidigungsmöglichkeit blieb.
    Die Region um die Virunga-Vulkane zeigt beispielhaft, welche Kräfte die Evolution antreiben. Durch die Kontinentaldrift brach vor etwa 140 Millionen Jahren der Superkontinent Gondwana auseinander. Aus der Landmasse bildeten sich Afrika, Indien, Südamerika und die Antarktis. Afrika trieb immer weiter nordwärts, bis es schließlich seine heutige, vorläufige Lage erreichte, in welcher der Äquator den Kontinent durchschneidet. Rund um den Globus erstreckt sich hier ein Band, in dem die besten Bedingungen für tropischen Regenwald herrschen. Für diesen müssen mindestens 1 600 Millimeter Niederschlag pro Jahr fallen, und die Durch schnittstemperatur des kältesten Monats darf 18 Grad Celsius nicht unterschreiten.
    Das feucht-warme Klima im heutigen Kongobecken war allerdings keine Konstante. Vor etwa zwei Millionen Jahren begann eine Periode mit mehreren Eiszeiten, die auch das Wettergeschehen im Herzen Afrikas beeinflussten. Es wurde trockener, und die Bäume des Regenwaldes waren den neuen Bedingungen nicht gewachsen, sondern mussten zäheren Gräsern weichen. Statt dichten Dschungels erstreckte sich nun über weite Teile Zentral- und Westafrikas immer wieder Savanne. So war während der letzten Eiszeit vor 25 000 bis 18 000 Jahren der Regenwald auf vergleichsweise kleine Areale an der Westküste und in den Bergregionen im Zentrum des Kontinents geschrumpft. Erst die darauf einsetzende Erwärmung und der damit einhergehende erhöhte Niederschlag in Äquatorialafrika ließen den Wald erneut wachsen.
    Der Regenwald des Kongobeckens schrumpfte und wuchs mit diesem Wechsel aus trockeneren und feuchteren Klimaperioden. Vor etwa 3 000 Jahren setzte erneut eine trockenere Phase ein. Gleichzeitig zogen Bantu von Norden, aus der Region des heutigen Nigerias und Kameruns, in die Region. Sie brachten neue Techniken des Ackerbaus mit, kultivierten Ölpalmen, Perlhirse und Yamswurzeln. Außerdem beherrsch ten sie die Verhüttung von Eisenerzen, wofür als Energie spender Holzkohle von entscheidender Bedeutung war. Sowohl die Ausdehnung der Landwirtschaft als auch der Energiehunger der Eisenhütten führten zusammen mit der Klimaveränderung zu einem erneuten Rückgang der Urwälder. Erst vor etwa 1 000 Jahren veränderte sich das Klima erneut in Richtung feucht-warm und der Dschungel gedieh, trotz der menschlichen Beanspruchung, wieder prächtig.
    Verglichen mit den tropischen Regenwäldern Amazoniens oder Indonesiens ist der Urwald des Kongos jung. Deshalb weist er auch eine geringere Artenfülle als ähnliche Ökosysteme anderer Kontinente auf. Tiere und Pflanzen hatten evolutionär betrachtet einfach noch zu wenig Zeit, alle Möglichkeiten ihres Lebensraumes auszuschöpfen.
    Ob es ein Klimawandel war, der die Entstehung des Homo sapiens entscheidend förderte, ist Gegenstand der wissenschaftlichen Diskussion. Gesichert sind auf jeden Fall Funde von Hominidenfossilien in Ost- und Zentralafrika, die eine solche Theorie stützen. Auch genetische Indizien verweisen auf die afrikanischen Wurzeln der Menschheit. Dort, wo eine Art entsteht, vermutet die Genetik immer die größte genetische Vielfalt, da am Geburtsort einer Spezies alle erdenklichen Varianten vorkommen sollten. Wandern einige Individuen der Urpopulation fort, nehmen sie nur einen Teil ihres vielfältigen Erbes mit. Die Ausbreitung führt also zu einer genetischen Verarmung.
    Auf molekularbiologischen Analysen beruht auch die Schätzung, dass der letzte gemeinsame Vorfahr von Gorilla und Mensch vor etwa acht Millionen Jahren gelebt hat. Fossilienfunde in Äthiopien weisen allerdings darauf hin, dass sich die Erblinien von Gorillas einerseits sowie Schimpansen und Menschen andererseits bereits vor etwa zehn Millionen Jahren getrennt haben. Das Erbmaterial von Mensch und Gorilla unterscheidet sich zu 2,5

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