Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo
aller Gorillamännchen werden also nur verhältnismäßig wenige Väter und geben ihren geschlechtsbestimmenden Erbträger, ihr Y-Chromosom, an die männlichen Nachkommen weiter. Die Folge dieser Fortpflanzungsstruktur ist eine geringe Vielfalt der Genvarianten auf dem Y-Chromosom.
Ein entscheidendes Merkmal des Menschen mag tatsächlich mit dem urzeitlichen Klimawandel zusammenhängen. Der Homo sapiens geht als einziges Säugetier permanent auf zwei Beinen – eine mögliche Anpassung an die Graslandschaft der Savanne, um einen besseren Überblick zu erhalten und ausdauernd mit hohem Durchschnittstempo laufen zu können. Weite Teile der menschlichen Anatomie sind vom Laufen geprägt. Das beginnt bei der Form der Füße und setzt sich über die Muskulatur und Sehnen in den Beinen fort. Auch das Becken, die Wirbelsäule und der Brustkorb zeigen spezifische Anpassungen an den aufrechten Gang und das zweibeinige Laufen. Sogar unser Schädel sitzt so auf den Halswirbeln, dass wir, wenn wir rennen, immer noch gut geradeaus blicken können. Und die Gänge unseres Innenohres, mit dem wir unser Gleichgewicht halten, sind im Vergleich zu denen von Schimpansen viel größer und empfindlicher für Reize durch Lageänderungen, sodass wir auf zwei Beinen nicht aus der Balance geraten. Im Vergleich zu den nächsten Verwandten aus dem Tierreich läuft der Mensch sehr effektiv. Betrachtet man den Muskelmasseneinsatz von Schim pansen, die sowohl auf allen vieren als auch zweibeinig lau fen, stellt man fest, dass die Affen im Vergleich zum Menschen wesentlich mehr Muskelmasse für den aufrechten Gang benötigen. Die Tiere sind also vergleichsweise ineffektiv. Der Mensch braucht hingegen für den aufrechten Gang nur etwa ein Viertel der aktiven Muskelmasse eines Schimpansen.
Gleichzeitig setzt der aufrechte Gang die vorderen Extremitäten für andere Aufgaben frei. Mit seinen Händen begreift der Mensch die Welt und formt sie in seinem Sinne. Die Geschicklichkeit und nützliche Macht seiner Finger beruht vor allem auf der Beweglichkeit und Größe der Daumen. Der Mensch kann mit Daumen und jedem beliebigen Finger der Hand einen präzisen Griff ausführen und Dinge zwischen den Fingerkuppen festhalten. Den sogenannten Pinzettengriff, beispielsweise zum Einklemmen feiner Gegenstände zwischen Zeigefinger und Daumen, beherrscht niemand so perfekt wie der Mensch.
Die Hände der Gorillas sind den menschlichen sehr ähnlich. Das erlaubt ihnen zahlreiche Manöver, die sehr an menschliche Praktiken erinnern, sei es bei der Futtersuche, dem Kraulen anderer Gruppenmitglieder oder dem Hantieren mit Ästen. Ihre Fingerfertigkeit beweisen Berggorillas beispielsweise beim Fressen, wenn sie selbst widerspenstige Kost wie Brennnesseln geschickt so verarbeiten, dass sie am wenigsten Schaden anrichtet.
Werkzeuggebrauch ist von allen Großen Menschenaffen bekannt. So wurde in der Republik Kongo ein Gorillaweibchen dabei beobachtet, wie sie einen Stock nutzte, um die Tiefe eines Gewässers zu überprüfen, das sie durchqueren wollte. Anschließend verwendete sie das Holz als Gehhilfe beim Durchwaten des Tümpels. Ein anderes Weibchen verwendete einen dünnen Stamm, den sie über eine tiefe, schlammige Stelle in einem Sumpf legte und balancierte über ihn wie über eine Brücke. Solche Beobachtungen eines Werk zeuggebrauchs sind bei frei lebenden Gorillas sehr selten. Dass sie ihre prinzipielle Fähigkeit, Hilfsmittel zu nutzen, nicht häufiger anwenden, liegt vielleicht einfach nur daran, dass sie es nicht müssen, um ausreichend Nahrung zu finden. Anders als beispielsweise Schimpansen benutzen Gorillas keine Angeln, um Termiten oder Ameisen aus den Gängen ihrer Baue herauszuziehen. Schimpansen fertigen sich dafür besondere kleine Stäbe aus Zweigen an, die sie in die Gänge schieben. Die wehrhaften Insekten verbeißen sich in den vermeintlichen Eindringling und lassen sich so massenhaft fangen – quasi als Ameise am Stiel.
Prinzipiell sind Gorillas zu ebenso erstaunlichen Leistungen wie Schimpansen fähig. So beobachteten Pfleger vom Dian Fossey Gorilla Fund im Jahr 2005 die aufgegriffene Gorillawaise Itebero dabei, wie sie Palmnüsse knackte, indem sie sie auf einen Stein legte und mit einem zweiten zuschlug. Dass sie damit an das nahrhafte Innere der hartschaligen Früchte kommen konnte, hatte sie ohne menschliche Hilfe entdeckt. Dieses Verhalten ist in freier Wildbahn nur von Schimpansen aus Westafrika bekannt. Die Affen müssen die Technik
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