Der Gott, den es nicht gibt - Westliche Religion und die Lüge von Gott
wurden die heiligen Schriften der Hindus erst gedruckt, als die Briten an die Herrschaft kamen. Und die Hindus waren sehr dagegen, sie zu drucken, denn sobald sie gedruckt sind, sind sie für alle verfügbar.
Vorher hatten sie handgeschriebene Schriften gehabt, und bestimmte Familien hatten das Monopol darauf besessen – sie waren vom Vater an den Sohn weitergegeben worden wie ein Erbe
– sie waren ihr Eigentum. Und die Öffentlichkeit durfte niemals wissen, was in diesen heiligen Schriften stand. Also waren sie allein die weisen Männer.
Die Hälfte der Menschheit, nämlich die Frauen, durfte die heiligen Schriften überhaupt nicht lesen. In Indien durfte die Hälfte der Bevölkerung, die Frauen, und zusätzlich ein weiteres Viertel der Bevölkerung, die Unberührbaren, nicht einmal einen Tempel betreten oder einem Brahmanen zuhören, wenn er Mantren aus den Veden rezitierte. Darauf stand die Todesstrafe.
Wozu diese Geheimnistuerei? Der Grund dafür ist, dass zwei Dinge eintreten, wenn alle das Wissen zur Verfügung haben.
Erstens werden die Menschen erkennen, dass nichts Heiliges daran ist. Achtundneunzig Prozent sind reiner Unsinn. Vielleicht zwei Prozent sind Aussagen mit einer gewissen Schönheit, mit einer gewissen Inspiration. Es kommt also zu einer großen Bloßstellung:
» Ihr habt diese Schriften vor uns verborgen, aber es ist überhaupt nichts an ihnen dran!« Und zweitens geht das Monopol verloren.
Die Menschen werden fähig, zu ihrem Trost selbst in den heiligen Schriften zu lesen.
Die Priester waren also sehr dagegen, dass ihre Bücher publiziert wurden. Schließlich stimmten sie zu, weil ihnen unter der britischen Herrschaft nichts anderes übrig blieb; sie hatten keine Macht. Sie stimmten zu, doch nur unter der Bedingung, dass die Bücher in Sanskrit veröffentlicht wurden , das keine lebende Sprache ist. Nur die Priester sprechen sie, nur die Brahmanen sprechen sie. Sanskrit war niemals eine Sprache der allgemeinen Bevölkerung. Buddha sprach Pali, nicht Sanskrit. Mahavira sprach Prakrit, nicht Sanskrit, weil die gemeine Bevölkerung Sanskrit nicht verstand.
Sie hielten also nicht nur die Veden geheim, sondern sie machten auch ihre Sprache zu einem Monopol der Brahmanen, der Priester. Und das war überall auf der Welt so, auf unterschiedliche Weise. So ist man gezwungen, zu den Priestern zu gehen. Wenn man sich elend fühlt und nirgendwo Licht sieht und die Nacht sehr dunkel ist und immer dunkler wird und es keine Hoffnung auf eine Morgendämmerung zu geben scheint, wo soll man dann suchen?
Dann gibt es nur die Priester, die behaupten, dass sie Gott kennen, die behaupten, dass sie das Monopol auf Gottes Botschaft für die Menschen besitzen.
Der Mensch wurde zu einer leichten Beute für diese Leute, weil er auf sie hörte und es ihnen gelang, ihn zu überzeugen. Sie waren gebildeter, sie waren die einzigen gebildeten Menschen. Sie verstanden es, zu argumentieren, zu überzeugen – die Massen wurden in Unwissenheit gehalten –, und so argumentierten sie gegen die Natur, und sie überzeugten die Menschen. Und sie waren sehr überzeugend. Beispielsweise leidet jeder unter der Ehe, und die Ehe ist eine Erfindung der Priester. Sie ist ein gutes Mittel, um die Menschen unglücklich zu machen.
Ihr solltet als Individuen in Freiheit leben. Aus dieser Freiheit heraus könnt ihr lieben, doch nicht gegen eure Freiheit. Wenn ihr eure Freiheit um der Liebe willen aufgebt, werdet ihr verzweifeln.
Die Ehe war also ein Mittel, um die Menschen dazu zu bringen, ständig übereinander herzufallen, ständig miteinander zu kämpfe n, denn man konnte sich nicht trennen. Keine Religion ließ eine Scheidung zu, und es liegt in der menschlichen Natur, dass man sich irgendwann langweilt. Niemand kann jeden Tag dasselbe essen
– außer mir. Meinen Köchen und den Leuten, die sich um mich kümmern – ihnen wird langweilig. Ich esse immer dasselbe, und ihnen wird langweilig, weil sie mir immer dasselbe auftischen müssen.
Doch solange man nicht erleuchtet ist, wird es einem mit allem irgendwann langweilig. Man braucht immer wieder etwas Neues.
Ihr müsst euch jedes Jahr ein neues Auto kaufen. Das bedeutet nicht, dass das neue Auto besser ist als das alte, höchstwahrscheinlich ist es das nicht. Das ältere war besser gebaut, hatte eine stabilere Karosserie, einen stärkeren Motor. Die neuen Autos werden immer mehr zu Spielzeugen. Doch weil ihr jedes Jahr das Modell wechselt, braucht es keine stabilen Autos.
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