Der Gott, den es nicht gibt - Westliche Religion und die Lüge von Gott
philosophische Aussage. Es ist nicht existentiell. Versuche also zu verstehen, dass ein Mensch, der niemals über den Verstand hinausgegangen ist, trotzdem gewisse Aussagen machen kann, die der Wahrheit sehr nahe kommen. Doch selbst nahe ist weit entfernt.
Er sagt, dass die menschliche Energie bisher wie ein See war, der ausfloss in Richtung Gott, nach außen. Er wartet auf den Tag, an dem der See nicht mehr ausfließen wird, an dem sich ein Damm bilden wird, so dass sich die Energie des Menschen höher und höher aufstauen kann. Er kommt sehr nahe an den Punkt der Meditation.
Eure Energien fließen nach außen, hin zu Objekten, zu Geld, zu Macht – und wenn ihr religiös seid, zum Paradies, zu Gott – doch all das ist außen. Eure Energien fließen also aus, und das Ergebnis davon ist, dass ihr euch vollkommen leer fühlt, hohl, unwürdig, als Versager. Nietzsche stellt sich vor, dass irgendwann der Tag kommen muss, an dem die Menschen einen Damm errichten, um dieses Ausfließen zu verhindern, so dass sich die ganze Energie im Innern ansammeln kann. Statt sich als dünne Schicht nach außen zu verbreiten, beginnt sie wie eine Säule im Innern anzusteigen.
Er hat vollkommen Recht, doch es ist nicht seine eigene Erfahrung. Er stellt es sich nur vor – »eines Tages«.
Ich biete euch diesen Tag an, den er sich vorstellte. Was ist Meditation? Meditation bedeutet einfach nur, alle Energien von außen abzuziehen und zum innersten Zentrum zu bringen. Und wenn sich die Energien ansammeln, steigen sie nicht nur höher, sie gehen auch gleichzeitig tiefer, so wie die Wurzeln eines großen Baumes. Die Wurzeln wachsen tiefer und tiefer nach unten, und der Baum wächst höher und höher nach oben.
Genauso werden euer Bewusstsein und eure Lebensenergie gleichzeitig weiter nach oben und nach unten wachsen. Sie berühren die Tiefen der Erde – das ist Materialismus. Und sie berühren die Sterne – das ist eure Spiritualität. So wie ein Baum nicht ohne Wurzeln wachsen kann, wird auch Spiritualität ohne Wurzeln in der Erde niemals gedeihen.
Der Osten weiß genau, dass seine Art von Spiritualität versagt hat, und doch behaupten die Menschen dort immer noch, dass Materialismus sich gegen Spiritualität richte. Aufgrund dieser Vorstellung leidet der gesamte Osten unter Armut und Hunger. Es wurden keine Wissenschaften entwickelt, es wurde keine Technologie entwickelt, die den Menschen helfen kann. Und der Westen hat ebenfalls gelitten, weil man dort denkt, die Wurzeln seien genug, der Stamm und die Blüten und die Früchte seien nicht notwendig. Doch was soll man allein mit den Wurzeln anfangen?
Der Westen hat tiefe Wurzeln in der Erde entwickelt, in Form von Technologie, von Wissenschaft, von objektiver Forschung, doch innerlich fühlt er sich vollkommen leer. Der Osten hat riesige Bäume entwickelt, deren Zweige zu den Sternen streben, doch sie fallen immer wieder um, denn ohne Wurzeln kann ein Baum nicht stehen. Beide brauchen eine große Begegnung. Osten und Westen, Materialismus und Spiritualität, das Innere und das Äußere, das Oben und das Unten – beide müssen zu einer gewissen Synchronizität finden, nur dann wird der Mensch ganz werden.
Doch deine Sorge ist unnötig. Du sagst: »Mir scheint, er war auf der richtigen Spur damit, dass es darum geht, nach innen zu gehen, doch das Aufstauen von Energien klingt für mich verdächtig nach Askese. «
Er wusste überhaupt nichts von Meditation, also verwendete er das Wort »aufstauen«. Doch dieses Wort sollte symbolisch verstanden werden. Es stammt von einem Philosophen, der sich immer noch im Bereich des Verstandes bewegt. Nietzsches Verstand zählte vermutlich zu den großartigsten, die es je auf dieser Erde gab, denn er konnte sich etwas jenseits des Verstandes vorstellen, während er noch im Verstand lebte. In einer dunklen Zelle ohne jede Öffnung konnte er sich doch in seinen Träumen den Sonnenaufgang vorstellen. Er hat ihn niemals gesehen. Seine Vorstellungskraft war enorm und sollte gewürdigt werden.
Nein, er war kein Asket. Er war vollkommen gegen Askese, also konnte er nicht meinen, was du befürchtest. Es klingt so, als würde das Festhalten aller Energien im Inneren bedeute n, dass man sie gefangen hält, so dass sie nicht nach außen fließen können. Doch er war einfach nicht in der Lage, die richtigen Worte zu finden, weil ihm die Erfahrung fehlte.
Wenn deine Energien wie eine Säule nach oben steigen und gleichzeitig in die tiefsten Tiefen
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