Der Gott, den es nicht gibt - Westliche Religion und die Lüge von Gott
machen sich deswegen keine Gedanken. Ein Rosenstrauch bleibt klein, und eine Zeder kann 60 Meter hoch werden. Weder macht sich der Rosenstrauch Gedanken darüber, warum die Zeder so groß ist, noch ist die Zeder besorgt, weil der Rosenstrauch so wundervolle Blüten trägt. Eine Rose ist eine Rose, eine Zeder ist eine Zeder.
Ein Zen-Meister wurde einmal gefragt: »Warum sind wir Menschen so unglücklich?« Er antwortete: »Schau dir die Zypresse im Hof an.«
Der Fragende blickte in den Hof und auf die Zypresse. Er antwortete: »Das verstehe ich nicht.«
Der Meister erwiderte: »Schau noch einmal hin. Neben der Zypresse wächst eine Rose. Ich habe nie gehört, dass sich die Rose beklagt hätte: >Warum bin ich so klein?< Und ich habe auch noch nie gehört, dass sich die Zypresse beklagt hätte: >Warum blühen an mir keine Rosen? Ich bin so hoch gewachsen auf der Suche nach Blüten – 60 Meter hoch – und immer noch trage ich keine Rosen –
wo bleibt da die Gerechtigkeit?< Nein, sie hadern nicht. Ich gehe jeden Morgen hinaus – manchmal auch am Abend oder in der Nacht –, um zu sehen, ob sie miteinander streiten oder diskutieren.
Es ist immer vollkommen still. Beide sind zufrieden damit, wie sie sind, weil kein Vergleichen auftaucht; weil keine Vorstellung von Überlegenheit oder Unterlegenheit in ihnen auftaucht.«
Das Relative wird auch als illusorisch bezeichnet, weil es eure eigene Kreation ist, weil es nicht wirklich existiert. Andernfalls würdet ihr verrückt werden. Ihr geht vielleicht an irgendwelchen Bäumen vorbei und könntet anfangen zu denken: »Warum bin ich nicht grün? «
Das tut ihr nicht, weil ihr noch nicht ganz so neurotisch seid.
Weil ihr euch nicht vergleicht, gibt es kein Problem. Doch wenn du an einer Frau vorbeigehst, die sehr schön ist, und wenn du eine Frau bist, dann taucht sofort der Vergleich auf und damit Ärger und Neid. Doch worin besteht das Problem? Ihre Nase ist vielleicht ein bisschen länger. Doch was würdest du mit einer längeren Nase anfangen? Im Dunkeln sind alle Frauen gleich. Mach also einfach das Licht aus! Das ist der Grund, warum die Menschen sich im Dunkeln lieben. Wenn sie das Licht ausmachen, ist jede Frau eine Sophia Loren. Wo ist der Unterschied? Dasselbe Skelett, dieselben Knochen, dasselbe Blut, derselbe Schleim, dasselbe Deodorant, derselbe Schweiß, dasselbe Keuchen und Stöhnen ...
Dunkelheit besitzt eine großartige Eigenschaft. Sie macht alle gleich. Wer schert sich dann noch darum? Im Dunkeln kann man sich mit der hässlichsten Frau einlassen und sich vorstellen, sie sei Kleopatra.
Immer wenn ihr vergleicht, bringt euch dieses Vergleichen in einen illusorischen Raum.
... doch das Absolute zu sich zu nehmen ist nicht Erleuchtung.
Das ist das, was die Philosophen gemacht haben. Sie halten die Welt für illusorisch, also ist Gott das Absolute, das Nicht-Relative.
Gott ist jenseits aller Relativität . Die Welt ist relativ und verändert sich von Augenblick zu Augenblick; nichts ist von Dauer, nichts ist fest, alles ist im Fluss. Gott dagegen ist absolut. Das Absolute ist eine andere Bezeichnung für Gott. Er verändert sich niemals, er ist derselbe, immer derselbe, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Das ist eine Idee der Philosophen: Da sie die illusorische Qualität der Welt erkannt haben, erschaffen sie sich das extreme Gegenteil eines absoluten Gottes.
Einer meiner Professoren, S. S. Roy – der inzwischen ein alter Mann und längst emeritiert ist –, mochte mich sehr gern.
Seinetwegen wechselte ich an die Universität, wo er als Professor lehrte. Er versuchte mich ständig zu überreden ... ich studierte an einer anderen Universität, doch ich kam immer zu Debatten , Diskussionen und Rhetorikwettbewerben an die Universität, wo S.
S. Roy lehrte. Schon beim allerersten Mal, bei unserer ersten Begegnung, hatte er sich in mich verliebt. Er gehörte zur Jury dort –
die Jury hatte drei Mitglieder –, und er gab mir neunundneunzig von hundert möglichen Punkten. Ich bekam die meisten Punkte, ich gewann den Wettbewerb, und als ich mit meiner Medaille gerade gehen wollte, kam er zu mir und sagte: »Warte. Ich muss mich bei dir entschuldigen.«
Ich fragte ihn: »Wofür?«
Er antwortete: »Ich wollte dir eigentlich hundert Punkte geben, aber ich habe einen Punkt abgezogen, weil ich das Gefühl hatte, dass die Leute denken könnten, ich sei zu sehr von dir eingenommen. Also habe ich dir nur neunundneunzig Punkte gegeben. Verzeih mir bitte. Ich
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