Der Gott, den es nicht gibt - Westliche Religion und die Lüge von Gott
Propheten«, ein Versuch, über den »Propheten« hinauszugehen, doch es gelang ihm nicht. Er hat mindestens fünfzig Bücher geschrieben: dreißig in Englisch und zwanzig in Libanesisch, seiner Muttersprache. Doch mit keinem anderen Buch kam er dem »Propheten« auch nur nahe –
bei den anderen Büchern war er es, der schrieb. »Der Prophet«
dagegen wurde unter dem gewaltigen Schatten von Friedrich Nietzsches Erkenntnissen geschrieben. Er lässt sich nicht mit »Also sprach Zarathustra« vergleichen, aber er kommt ihm recht nahe.
So war es auch mit Sengchaos Buch Chaolun und Sekitos Sandokai. Doch der Unterschied ist, dass beide erleuchtet waren.
Sandokai erreicht dieselbe Höhe wie Chaolun.
Weder Friedrich Nietzsche noch Khalil Gibran waren erleuchtet, aber Friedrich Nietzsche war ein Gigant im Vergleich zu Khalil Gibran. Beide waren nicht erleuchtet, doch Nietzsche erreichte die äußerste Grenze des Verstandes. Nur noch ein Schritt, und er wäre erleuchtet gewesen. Khalil Gibran kam nicht einmal an diese Grenze heran, darum wurde er auch niemals verrückt.
Nietzsches Wahnsinn ist ein Zeichen dafür, dass er fast reif für die Erleuchtung war, aber die Tür nicht finden konnte. Er hatte keine Vorstellung davon, dass es etwas jenseits des Verstandes gibt, und er rannte gegen die Wand im Versuch, sich einen Weg über den Verstand hinaus zu erzwingen. Doch man kann sich den Weg nicht erzwingen. Es gibt eine Tür, doch man muss sie kennen; Meditation ist der Name dieser Tür. Andernfalls verletzt man sich selbst, indem man gegen die Wände rennt. Auf diese Weise wurde Nietzsche verrückt.
Khalil Gibran wurde niemals verrückt. Er erreichte niemals auch nur die Grenzen des Verstandes; die Frage nach einem Weg über den Verstand hinaus stellte sich damit gar nicht. Doch allein der Schatten von Nietzsches überragendem Intellekt löste in ihm eine große Inspiration aus, und er schrieb »Der Prophet«.
Die beiden Bücher Chaolun und Sandokai stehen auf derselben Grundlage, sie erreichen dieselbe Höhe. Wir werden uns nun Sandokai zuwenden; die folgenden Sutren stammen aus Sandokai.
Jede Aussage ist magisch.
Hier nun die Sutren:
Der Geist des großen indischen Weisen wurde auf intime
Weise von Indien nach China übermittelt.
Er wurde auf intime Weise vermittelt, weil Bodhidharma, ein Mann von derselben Größe wie Gautama Buddha, nach China ging.
Er war voller Licht, voller Freude, voller Ekstase. Sein Frühling war gekommen. Er ging als Erleuchteter nach China. Das ist der Grund, warum hier das Wort »intim« verwendet wird.
Bevor Bodhidharma nach China ging, waren schon Tausende buddhistischer Gelehrter dort gewesen. Hunderte buddhistischer Schriften waren ins Chinesische übertragen worden. Fast ganz China war bereits buddhistisch geworden, als Bodhidharma endlich dort ankam. Doch keiner dieser Menschen war erleuchtet gewesen.
Es waren große Gelehrte gewesen, die hingegangen waren und die Schriften übersetzt hatten. Die Schriften waren wunderbar. China besaß nichts Vergleichbares. Es besaß nur ein einziges Buch von Laotse über das Tao, doch das reicht nicht an Buddhas Sutren heran, denn es ist ein geschriebenes Buch, und es war unter Zwang, unter Drohungen geschrieben worden.
Laotse hatte niemals in seinem ganzen Leben etwas geschrieben, und er sprach auch nicht. Die Menschen pflegten still an seiner Seite zu sitzen, und wenn in der Stille etwas geschah, gut. Wenn nichts geschah ... »Was kann ich da machen? «, war seine einzige Antwort. Einige wenige Menschen wurden erleuchtet, doch nur sehr wenige. Ein gewisser Tschuang Tse und ein gewisser Lieh Tse
– nur zwei Menschen wurden erleuchtet, indem sie still neben Laotse saßen. Schweigen zu verstehen ist nicht einfach; man muss dieselbe Tiefe erreichen. Ansonsten sitzt man vielleicht neben Laotse, doch der Verstand bewegt sich weiter im Kreis herum, eine ständige Flut von Gedanken. Außen ist man vielleicht still, doch im Innern läuft jede Menge Geschwätz ab.
Als der Tonfilm entstand ... zuvor hatte es nur Stummfilme gegeben. Die erste Bezeichnung für Tonfilme war »Talkies«. Und in indischen Dörfern heißen Kinofilme immer noch »Talkies«. In eurem Verstand läuft ständig dieses Talkie ab. Es spielt keine Rolle, ob ihr das möchtet oder nicht. Es ist ständig da, unabhängig von eurem Willen.
Obwohl also Tausende von buddhistischen Gelehrten nach China gegangen waren und das ganze Land zum Buddhismus übergetreten war, selbst der
Weitere Kostenlose Bücher