Der Gott des Krieges (German Edition)
te nur zu gut, welches Leid damit einherging. Sein Weib Kara, seine Adoptiveltern, der Stamm, bei dem er aufg e wachsen war – sie alle wären in den Augen des Krieg s gottes zu schwach gewesen. Längst hatte Larkyen das gewaltige Ausmaß des einstigen Feldzuges von Boldar der Bestie begriffen. Ein jeder Tod war für den Krieg s gott und seine Brüder bestimmt.
Der Sturm des Nordens war schon seit langem g e plant, und selbst der mächtige Boldar war nur einer der Handlanger, um das beschworene Zeitalter der Starken einläuten zu können.
Larkyens Finger gruben sich in die Haut seiner Han d flächen, bis Blut hervor rann. Noch lange blickte er hi n auf in die Sterne, ehe die aufgehende Sonne das graue Gestein der Berge in ihr Licht tauchte. Sehnsüchtig e r wartete Larkyen die Mittagszeit. Blut für Blut, Tod für Tod.
Am Morgen begannen die Soldaten ihre Positionen ei n zunehmen. Befehlshaber brüllten Kommandos, und die Soldaten gehorchten wie ein Mann. Es dauerte nicht la n ge, bis Larkyen und Tarynaar nicht mehr allein waren. Bogenschützen, Speer- und Schwertträger hatten sich in mehreren geordneten Reihen über den Wall verteilt. Ihre blanken Rüstungen reflektierten die Strahlen der Sonne.
Im Innenhof wurde das Tor mit Baumstämmen ve r stärkt. Dahinter nahmen weitere Soldaten ihre Position ein. Sogar schwere Katapulte wurden aufgefahren.
Und da sie sich einer uralten Gottheit entgegenstel l ten, würden noch weitere Maßnahmen nötig sein.
Der Mittag schlich heran. Die Stille wurde jäh unterbr o chen, als vom Aussichtsturm der Ruf ertönte: „Feind in Sichtweite!“ In der Festung drang dieser Ruf plötzlich immer wieder aus Dutzenden von Kehlen.
Nun konnte auch Larkyen hinter den Zinnen die A n kunft des Feindes mitverfolgen. Die riesenhafte Gestalt des Kriegsgottes näherte sich schnell. Die Kedanier an seiner Seite ritten auf ihren Pferden im vollem Galopp.
Dieser Angriffsritt war anders als Larkyen es von den Nordmännern gewohnt war. Ritten sie sonst mit lautem Geschrei und Kriegeshymnen in die Schlacht, so hüllten sich diese Krieger in Schweigen – vielleicht weil ihr Ziel diesmal ein anderes war als bloße Unterwerfung und E r oberung, vielleicht aber hielt sie auch die Ehrfurcht vor der Anwesenheit ihres Gottes in Schach.
Im Innenhof der Festung erschien König Elay. Unter den kräftigen Soldaten mit ihren bärtigen Gesichtern schien der Junge auf dem ersten Blick fehl am Platz zu sein. Elay sprach mit den meisten seiner Soldaten auf fürsor g liche und respektvolle Weise. Und allen war ihnen anz u sehen, dass sie Mut und Hoffnung aus den Worten ihres Königs schöpften.
Nun nahm auch Elay seinen Platz auf dem Wall ein. An seiner Seite befand sich der Hauptmann.
Nur flüchtig sah der König zu Larkyen auf und sagte: „Ich habe meine Soldaten darüber informiert, dass sich unter den Kedaniern ein Majunayknabe befindet, der d a zu bereit ist, den drei Stürmen sein Leben als erste O p fergabe zu bieten. Die Bogenschützen werden versuchen, diesen Knaben zu töten. Es tut mir leid, Larkyen. Aber wir müssen so handeln.“
„Ich weiß, wir haben keine andere Wahl.“
Nur kurz dachte Larkyen an Arnyans Mutter, die ihren Sohn vielleicht nie wieder sehen würde.
Auf einen Wink des Hauptmanns hin ertönte der Ruf: „Katapulte, Abschuss!“
Ein lautes Knarren und Dröhnen drang aus dem Innenhof, als zehn Katapulte zeitgleich ihre steinernen Ladungen in hohem Bogen über den Wall hinweg schossen. Mit einem dumpfen Knall schlug einer der Gesteinsbrocken inmitten der kedanischen Reihen ein. Geröll und Schnee wirbelten hoch, und vier Nordmänner hatten ihre Leben verloren. Weitere Geschosse schlugen hinter den Reitern ein, einer der Brocken wurde von einem Axthieb Nordars zerschlagen, noch ehe er Schaden anrichten konnte.
„Bogenschützen!“ ertönte ein weiterer Ruf. Nur einen Atemzug später rasten Dutzende Pfeile auf die Angreifer nieder. Doch nur drei Kedanier fielen ihnen tatsächlich zum Opfer, die anderen ritten trotz einiger Verletzungen unverdrossen weiter.
Nun beschleunigte Nordar sein Tempo und gewann gegenüber seiner Anhängerschaft einen gravierenden Vorsprung.
Kein Pfeil, kein steinernes Geschoss, auch nicht die in Not geworfenen Speere konnten ihn stoppen, als er auf das Tor der Festung zuspurtete.
Mit ohrenbetäubendem Krachen prallte der massige Leib des Kriegsgottes gleich einem Rammbock auf das Eichenholz. Immer wieder warf er sich
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