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Der Gott des Krieges (German Edition)

Der Gott des Krieges (German Edition)

Titel: Der Gott des Krieges (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
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„Die Prophezeiung Kanochiens.“
    Es war Elay, der die Verse laut vorlas. Seine jugendl i che Stimme hallte von den Felsmauern wider.
    „Einst kommt der Tag, an dem der Kriegsgott Nordar sich von seinem Thron erhebt.
    Den hohen Norden wird er verlassen und wandern gen Süden, hin zu Kanochiens Grenzen.
    Der Berg der drei Stürme wird sein Ziel sein, und was lange Zeit geruht hat, ist dazu bestimmt, aufzuerstehen.
    Drei Stürme wartend in Eis und Schnee, gierend nach der Opfergaben zwei.
    Ein Menschenleben, willentlich gegeben, ist die erste Opfergabe.
    Der Menschenleben Dreißigtausend, mit Gewalt g e nommen, sind die zweite Opfergabe.
    Drei Stürme lebendig, ihr Tod ist besiegt.
    Vier Stürme vereint, aus Frieden wird Krieg.
    Und die Riesen des Nordens werden sich vereinen zu einem gewaltigen Heer.
    Über die Welt werden sie kommen, und Zerstörung und Tod werden sie bringen.
    Heil denen, die fähig sind, zum Schwert zu greifen.
    Dem Untergang geweiht sind jene, die zu schwach sind, das Schwert zu halten.
    Aus Trümmern wächst Neues, ein mächtiges Reich.
    Die neue Weltordnung lautet: Leben den Starken, Tod den Schwachen!“
     
    Sie traten durch einen Torbogen ins Freie. Geschützt von mächtigen Zinnen, zog sich ein breiter Weg auf dem Fe s tungswall entlang. Der steinerne Wall war über eine we i te Strecke unmittelbar entlang der Schreckensschlucht e r richtet worden. Ein weiterer Teil führte bis an die Felsen des Berges, so dass die Festung nach allen Seiten ein nicht zu umgehendes Hindernis bot. Zwischen den sei t wärts gelegenen Felsen stand ein Aussichtsturm, auf dem sich im Mondlicht die winzigen Silhouetten von Me n schen abzeichneten.
    Larkyen hatte gute Sicht auf die Straße, die gerad e wegs auf ein großes Tor im Wall zuführte.
    Das Durchbrechen des mit Metallbeschlägen verstär k ten Eichenholzes war die einzige Möglichkeit für den Feind, den Innenhof der Festung durchqueren und somit dem Verlauf der Straße folgen zu können.
    Schon konnte Larkyen die Brücke von Dylion sehen, die über die gähnende Weite der Schreckensschlucht hi n ausragte.
    Ein Stallbursche bot an, Larkyens Pferd zu versorgen. Auch wenn die Ausdauer des Pferdes aus dem Norden  ungebrochen war, wollte er dem Tier dennoch seine ve r diente Ruhe gewähren.
    König Elays Gastfreundschaft war selbst in dieser Krisenzeit beispielhaft. Er bot Larkyen und Tarynaar nicht nur Unterkünfte für die Nacht an, sondern wollte sie auch an der Lagebesprechung im großen Saal teilnehmen lassen. Beide jedoch lehnten dankend ab.
    Der König widmete sich nun seinen Soldaten  und trat an der Seite des Hauptmanns zurück ins Innere der Fe s tung.
    Larkyen blieb mit Tarynaar allein auf dem Wall. Bis auf den Wind, der durch ihre Haare blies, hörten sie lange Zeit nichts.
    Auch wenn Larkyen die Ruhe schätzte – vor der Schlacht erschien sie ihm zuweilen unerträglich. Obwohl er das magische Schwert nicht mehr bei sich trug, konnte er den Beginn des Kampfes kaum mehr erwarten. Immer wieder ertappte er sich dabei, wie er seine rechte Hand auf die lederne Schwertscheide legte.
    Tarynaar schien seine Gedanken zu erraten und brach das Schweigen.
    „Wir werden dir beizeiten eine neue Waffe schmi e den“, erklärte er. „Und ich werde dich die Kunst lehren, dem Stahl magische Eigenschaften zu verleihen.“
    „Es gibt so viele Geheimnisse um unsere Art. Durch König Elay erfuhr ich, dass wir sogar mächtig genug werden können, um die Toten auferstehen zu lassen.“
    Tarynaar nickte.
    „Elays Wissen um die Unsrigen ist groß, und auch du wirst noch vieles erfahren. Es ist bereits einige Zeit ve r gangen, seit ich Elay unterrichtet habe. Was er über uns e re Art und deren Fähigkeiten weiß, verdankt er meinen Lehren. Nachdem die dritte schwarze Sonne über der Welt erschienen war, fassten wir, die Söhne und Töchter der zweiten schwarzen Sonne, den Plan, euch alle, die wiedergeboren wurden, in die Geheimnisse der Unsrigen einzuweihen. Manchmal waren uns die Schamanen der Völker eine große Hilfe, oftmals traten wir selbst an die Wiedergeborenen heran. Doch jeder muss selbst en t scheiden, welche der Lehren er annimmt und wie er sie einsetzt.
    Wir müssen keine Raubtiere sein, keine Mörder, keine Krieger. Wir können unbemerkt unter den Menschen l e ben, können essen und trinken wie sie und wie wir es einst selbst taten. Das war es, wofür König Elay sich en t schied: Er bricht das Brot mit den Menschen und trinkt aus ihren Kelchen,

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