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Der Gott seiner Vaeter

Der Gott seiner Vaeter

Titel: Der Gott seiner Vaeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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scheuere!«
    »Huh!« fügte er hinzu, während der andere ihn mit seinem Klappmesser befreite. »Was los ist, das möchte ich selber gern wissen. Kannst du es mir vielleicht sagen, du Esel?«
    Als sie Jacob Kent auf die Seite drehten, war er mausetot. Die Büchse, ein altertümlicher, schwerer Vorderlader, lag neben ihm. Stahl und Holz waren auseinandergesprengt. Das Ende des rechten Laufes zeigte einen klaffenden Riß, der mehrere Zoll lang war. Der Seemann hob ihn neugierig auf. Ein glitzernder Strom von Goldstaub lief durch den Sprung heraus, und im selben Augenblick verstand Jim Cardegee den Zusammenhang.
    »Weiß der Teufel«, brüllte er, »das ist doch die Höhe! Hier ist sein verfluchter Goldstaub. Gott strafe mich und dich dazu, Charley, wenn du nicht gleich läufst und einen Waschzuber holst!«

Jan, der Unverbesserliche

    »Denn weder Gottes noch Menschen Gesetz reicht über den Dreiundfünfzigsten nordwärts.«

    Kratzend und um sich tretend wälzte Jan sich auf dem Boden. Er kämpfte jetzt mit Händen und Füßen, und er kämpfte grimmig und schweigend. Zwei von den drei Männern, die sich an ihn hingen, riefen sich zu, was sie tun sollten, und bemühten sich, den untersetzten haarigen Teufel zu bändigen, der sich nicht bändigen lassen wollte. Der dritte Mann heulte. Sein Finger stak zwischen Jans Zähnen.
    »Laß jetzt den Unsinn, Jan, und sei vernünftig«, stöhnte der Rote Bill, indem er Jan die Arme um den Hals schlang, daß er fast erstickte. »Warum kannst du dich nicht ruhig und friedlich hängen lassen, zum Donnerwetter?«
    Aber Jan ließ den Finger des dritten Mannes nicht los und wand sich auf dem Zeltboden zwischen Topfen und Pfannen.
    »Du bist kein Gentleman«, schalt Taylor, dessen Körper dem Finger folgte und sich jedem Ruck von Jans Kopf anzupassen versuchte. »Du hast Herrn Gordon umgebracht, einen so tapferen und rechtschaffenen Kavalier, wie je einer auf einer Schlittenbahn hinter den Hunden gefahren ist. Du bist ein Mörder und hast keine Ehre im Leibe.«
    »Und du bist kein guter Kamerad«, fiel der Rote Bill ihm ins Wort, »sonst würdest du dich ohne Lärm und Spektakel hängen lassen. So, Jan, benimm dich jetzt! Mach uns nicht so viel Mühe. Nur ruhig – wir wollen dich hübsch ordentlich hängen, damit die Sache ein Ende hat.«
    »Stütz alle Mann!« brüllte Lawson der Seemann.
    »Stopft seinen Kopf in den Bohnentopf und setzt den Deckel drauf.«
    »Aber mein Finger«, protestierte Taylor.
    »Dann laß den Finger zum Teufel gehen! Der ist ja doch nur im Wege.«
    »Aber ich kann nicht, Herr Lawson. Das Biest hat ihn schon ganz im Hals, und er ist schon fast aufgefressen.«
    »Klar zum Wenden!«
    Als Lawson diese Warnung rief, kam Jan hoch, und die vier Kämpfenden taumelten gegen die andere Seite des Zeltes in ein Gewirr von Fellen und Decken. Sie wichen eben noch dem Körper eines Mannes aus, der unbeweglich dalag und aus einem Schuß am Halse blutete.
    Alles dies kam von der Tollheit, die Jan gepackt hatte, von der Tollheit, die einen Mann packt, der die harte Rinde der Erde zerschürft, lange unter harten und primitiven Verhältnissen gelebt hat und wie ein primitiver Urmensch herumgekrochen ist, während sich vor seinem Blick die fetten Täler der Heimat zeigen und seine Nase den Duft von Heu und Gras, Blumen und frischgepflügter Erde wittert. Fünf eisige Jahre hatte Jan gearbeitet – am Stuart River, in Forty Mile, Circle City, Koyokuk, Kotzebue, überall hatte er unter traurigen, harten Verhältnissen seine Saat ausgestreut, und jetzt erntete er die Frucht in Nome – nicht dem Nome mit den goldenen Ufern und den roten Sandstrecken, sondern dem Nome von 1897, als Anvil City noch nicht erbaut und der Eldorado-Distrikt noch nicht entdeckt war. John Gordon war Yankee und hätte klüger sein sollen. Aber er knurrte Jan in einem Augenblick an, als seine blutunterlaufenen Augen flammten und er vor Pein mit den Zähnen knirschte. Und deshalb roch es im Zelt nach Salpeter, und deshalb lag der eine ganz still da, und deshalb kämpfte der andere wie eine in die Ecke gedrängte Ratte und wollte sich nicht auf die anständige und friedliche Art hängen lassen, die seine Kameraden ihm vorschlugen.
    »Wenn Sie gestatten, Herr Lawson, so möchte ich, ehe wir mit dem Radau hier fortfahren, doch bemerken, daß es eine gute Idee wäre, diesem netten Bürschlein die Zähne auseinander zu bringen. Er will weder zubeißen noch loslassen. Er ist so klug wie eine Schlange, so klug wie

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