Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gott seiner Vaeter

Der Gott seiner Vaeter

Titel: Der Gott seiner Vaeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
Vom Netzwerk:
die nicht zum Hängen geboren sind.«
    »Und du richtest deinen Fußboden hier schön zu.«
    Cardegee versuchte Zeit zu gewinnen. »Hör mal – ich will dir was sagen – , jetzt werden wir uns mal hübsch die Köpfe zerbrechen, um rauszukriegen, was wir tun sollen. Du hast etwas Goldstaub verloren. Du sagst, daß ich weiß, wo er ist, und ich sage, daß ich es nicht weiß. Jetzt wollen wir mal die Höhe bestimmen und dann den Kurs danach setzen – «
    »Quatsch!« fiel ihm der andere ins Wort, »jeden Kurs, der gefahren wird, bestimme ich. Und wenn du dich von der Stelle rührst, kriegst du eine Kugel in den Leib, und das so sicher wie nur was.«
    »Beim Heil meiner Mutter – «
    »Der Gott gnädig sein möge, wenn sie dich liebt. Also! Ach du möchtest –?« Der Seemann hatte sich angeschickt, sich zur Wehr zu setzen, aber Jacob Kent kam ihm zuvor und drückte ihm die kalte Mündung gegen die Stirn. »Lieg jetzt still! Wenn du dich nur um ein Haarbreit rührst, ist es aus mit dir.«
    Es war eine ziemlich mühselige Arbeit, da er die ganze Zeit darauf achten mußte, sich nie mehr von dem Gewehr zu entfernen, als daß er den Drücker erreichen konnte, aber er war nicht umsonst Weber, und in wenigen Minuten hatte er den Seemann an Händen und Füßen gebunden. Dann schleppte er ihn vor die Tür und legte ihn neben die Hütte, wo er die Aussicht über den Fluß hatte und sehen konnte, wie die Sonne sich zum Meridian emporarbeitete.
    »Ich gebe dir Frist bis Mittag und dann – «
    »Was dann?«
    »Dann schicke ich dich stantepeh in die Hölle. Wenn du aber gestehst, will ich dich hier behalten, bis die nächste Abteilung von der reitenden Polizei vorbeikommt.«
    »Gott strafe mich, wenn das nicht eine schöne Erklärung ist! Da bin ich – unschuldig wie ein Lamm, und da bist du, mit einem Loch im Kopf und ganz versessen darauf, es mit mir anzulegen und mich in die Hölle zu expedieren, du verdammter alter Räuber! Du – «
    Jim Cardegee schüttete einen Sack von Flüchen aus, daß er sich selber übertraf. Jacob Kent holte sich einen Schemel heraus, um sie in Ruhe genießen zu können. Als der Seemann alle erdenkbaren Kombinationen seines Wortschatzes erschöpft hatte, begann er im stillen gründlich über die Sache nachzudenken und verfolgte dabei ständig mit den Augen die Sonne, die sich mit unziemlicher Eile über den östlichen Himmelsbogen emporarbeitete. Seine Hunde, die erstaunt waren, daß sie noch immer nicht vor den Schlitten gespannt wurden, umdrängten ihn. Seine Hilflosigkeit machte einen starken Eindruck auf die Tiere. Sie fühlten, daß etwas nicht in Ordnung war, wenn sie auch nicht wußten, was. Und sie scharten sich um ihn und gaben heulend ihr Mitgefühl zu erkennen.
    »Hopp! Los, ihr Siwashs!« rief er, trat, sich wie ein Wurm windend, nach ihnen und merkte, daß er direkt am Rande eines Erdlochs lag. Sobald die Tiere auseinander gejagt waren, begann er darüber nachzudenken, welchen Wert das Erdloch für ihn haben mochte, das er zwar nicht sah, dessen Vorhandensein er aber fühlte. Und es dauerte auch nicht lange, bis er zu dem Ergebnis gelangte. Er sagte sich, daß die Menschen ihrer Natur nach faul sind. Sie tun nicht mehr, als sie notgedrungen tun müssen. Wenn sie eine Hütte bauen, müssen sie Erde aufs Dach legen. Von dieser Voraussetzung aus gelangte er zu dem logischen Schluß, daß man die Erde nicht weiter trug, als unbedingt notwendig war, deshalb lag er am Rande des Loches, dem die Erde entnommen war, die das Dach von Jacob Kents Hütte bildete. Bei richtiger Ausnutzung dieses Wissens, sagte er sich, könnte er dadurch einen Aufschub erlangen, und jetzt wandte er seine Aufmerksamkeit den Elchlederriemen zu, mit denen er gebunden war. Seine Hände waren auf dem Rücken gefesselt, und sie waren naß von der Berührung mit dem Schnee. Er wußte, daß ungegerbtes Leder, wenn es feucht wurde, dehnbar war, und versuchte, es ohne sichtbare Anstrengung immer mehr zu strecken.
    Mit gierigen Augen folgte er der Schlittenspur, und als er in Richtung von Sixty Mile einen Augenblick einen dunklen Fleck vor dem weißen Hintergrund einer Eisstauung auftauchen sah, warf er einen besorgten Blick auf die Sonne. Sie hatte jetzt fast den Zenit erreicht. Immer wieder sah er den schwarzen Fleck sich über die Eisbänke arbeiten und in Senkungen zwischen ihnen verschwinden, aber er wagte nur einen flüchtigen Blick hinüberzuwerfen, aus Furcht, den Verdacht seines Feindes zu erregen. Als Jacob Kent

Weitere Kostenlose Bücher