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Der Gott seiner Vaeter

Der Gott seiner Vaeter

Titel: Der Gott seiner Vaeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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unbesiegt. »Und dann verbleue ich dich und gebe es ihnen, den blöden Hunden, einem nach dem andern!«

Frauenmut

    Ein wolfartiger Kopf mit melancholischen Augen und von Reif bedeckt schob die Zeltzipfel beiseite.
    »He! Weg mit dir! Siwash! Weg mit dir, du verdammter Köter«, brüllten die Bewohner des Zeltes im Chor. Bettles schlug nach dem Hunde mit einem Blechteller, und das Tier zog sich schleunigst zurück. Louis Savoy band die Zeltzipfel wieder zu, stieß eine Bratpfanne vom Feuer und wärmte sich die Hände. Es war sehr kalt draußen. Vor achtundvierzig Stunden war das Spiritusthermometer bei achtundsechzig Grad Fahrenheit unter Null zersprungen, und seither hatte die Kälte gleichmäßig zugenommen. Man konnte nie wissen, wann die Kälteperiode vorbei war, und in solchen Stunden ist es unklug, falls es nicht der Wille der Götter ist, sich zu weit vom Ofen wegzuwagen oder mehr kalte Luft einzuatmen, als man muß. Zuweilen tun Menschen es, und zuweilen erfrieren sie sich dann auch ihre Lungen. Die Folge ist ein trockener, rasselnder Husten, und der Reiz ist besonders scharf, wenn Speck gebraten wird. Und dann – im Laufe des Frühlings oder Sommers – wird ein Loch in den gefrorenen Boden geschmolzen. Ein Leichnam wird hineingeworfen, mit Moos bedeckt und in der Gewißheit liegengelassen, daß er, wenn die Trompete des Jüngsten Tages ertönt, ganz unberührt und eiserstarrt auferstehen wird. Den Ungläubigen, die sich skeptisch in bezug auf die Auferstehung des Fleisches an diesem verhängnisvollen Tage verhalten, kann man kein geeigneteres Land als Klondike zum Sterben empfehlen. Man darf daraus jedoch nicht schließen, daß es ein gutes Land zum Leben sei.
    Es war sehr kalt draußen und auch nicht besonders warm drinnen. Das einzige, was man unter dem Begriff »Meublement« verstehen konnte, war der Ofen, und die Männer zeigten ihre Vorliebe für ihn sehr oft. Der halbe Fußboden war mit Kiefernzweigen bestreut; darüber hatten sie die Schlafdecke gebreitet, und darunter lag der Schnee des Winters. Im übrigen bestand der Fußboden aus mit Mokassins festgetretenem Schnee, der mit Töpfen und Pfannen und all dem andern Gerümpel, das zu einem arktischen Lager gehört, übersät war. Der Ofen glühte rot, und das Feuer prasselte darin, aber kaum drei Fuß entfernt lag ein Eisblock mit scharfen Kanten und so trocken, als sei er eben erst vom Bach gebrochen. Der Druck der Kälte draußen zwang die Wärme im Zelt emporzusteigen. Gerade über dem Ofen, wo das Rohr durch das Zeltdach hinausführte, befand sich ein winziger Kranz trockenen Segeltuchs, darum ein Kranz dampfenden Segeltuchs, und darum wieder ein nasser Ring, der Feuchtigkeit ausschwitzte, aber davon abgesehen waren sowohl Seiten wie Dach des Zeltes mit einer halbzölligen Kruste trockenen, weißen, kristallisierten Reifs bedeckt.
    »Oh! Oh! Oh!« Ein junger Bursche, der, bärtig, abgezehrt und müde in seinem Schlafsack schlief, stöhnte laut vor Schmerz und erhöhte nur, ohne zu erwachen, seine eigene Qual und seine Leiden. Er erhob sich halb aus den Decken, und ein krampfhaftes Zittern durchfuhr ihn, als schauderte er vor der Berührung mit Nesseln zurück.
    »Dreht ihn um«, sagte Bettles. »Er hat Krämpfe.« Ein Dutzend williger Kameraden warfen sich über ihn, rollten ihn herum und stießen und traten ihn mit unbarmherzigem Wohlwollen.
    »Der Teufel soll die Schlittenreisen holen!« murmelte er leise, während er den Schlafsack beiseite warf und sich aufrichtete. »Ich habe Amerika kreuz und quer durchreist, war Torwart in New York und habe mich auf alle möglichen Arten abgehärtet, und jetzt, da ich eine Pilgerfahrt in dieses von Göttern und Menschen verlassene Land mache, benehme ich mich wie ein weibischer Grieche, der nicht die einfachsten Voraussetzungen hat, ein ordentlicher Mann zu werden!« Er kauerte sich vor dem Feuer zusammen und drehte sich eine Zigarette. »Oh, ich heule nicht. Ich kann meine Medizin schlucken, wenn sie auch scheußlich schmeckt, jawohl, jawohl, aber ich schäme mich ehrlich und redlich, das ist alles. Hier liege ich nun nach dreißig dreckigen Meilen so mitgenommen, steif und wund an allen Gliedern, wie ein Tee saufendes, schlappschwänziges Mutterkind nach einer Landpartie. – Oha! Man kann krank und elend davon werden! Hast du ein Streichholz?«
    »Reiß das Maul nicht so auf, Junge!« Bettles reichte ihm das verlangte Streichholz und wurde ganz väterlich. »Vergiß nicht, daß man sich erst daran

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