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Der Gott seiner Vaeter

Der Gott seiner Vaeter

Titel: Der Gott seiner Vaeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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und Bär in der Kälte umkommen mußten. Und deshalb kam ich in die Wärme und saß mit euch an eurem Lagerfeuer, und seht, ich wurde einer der Euern.
    Ich habe viel gesehen. Ich habe seltsame Dinge erlebt, auf langen Reisen mit vielerlei Männern. Und auf Grund all dieser Dinge messe ich eure Handlungen nach euerm Wesen, und ich beurteile Männer und denke meine Gedanken. Und deshalb – wenn ich harte Worte über einen eures Schlages rede, so weiß ich, daß ihr nicht gekränkt darüber sein werdet, und wenn ich gute Worte über eine vom Volk meines Vaters rede, so werdet ihr nicht sagen: ›Sitka Charley ist ein Siwash, und deshalb ist ein unehrliches Licht in seinen Augen, und er weiß nicht die Wahrheit zu reden.‹ Ist es nicht so?«
    Der ganze Kreis murmelte seine Zustimmung.
    »Das Weib hieß Passuk! Ich erwarb sie im ehrlichen Handel von ihren eigenen Leuten, die an der Küste zu Hause waren und deren Chilcat Totem am Ende eines salzigen Meerarmes lag. Ich fühlte nichts für das Weib, und ich kümmerte mich auch nicht darum, wie sie aussah, denn sie hob kaum die Augen vom Boden, und sie war furchtsam und bange, wie Frauen zu sein pflegen, wenn sie einem Fremden, den sie nie zuvor gesehen, in die Arme geworfen werden. Wie ich euch sage, es war keine Stelle in meinem Herzen, wo sie unterschlüpfen konnte, denn ich stand vor einer weiten Reise und brauchte jemand, um meine Hunde zu füttern und in den langen Tagen auf dem Flusse die Paddel mit mir zu schwingen. Eine Decke genügte für zwei – und deshalb wählte ich Passuk.
    Habe ich euch nicht erzählt, daß ich im Dienst der Regierung stand? Wenn nicht, so ist es gut, daß ihr es wißt. Und deshalb wurde ich mit Schlitten und Hunden und gedörrtem Fleisch an Bord eines Kriegsschiffes genommen, und mit mir kam Passuk. Und wir zogen gen Norden, nach dem vereisten Rand der Beringsee, wo wir an Land gesetzt wurden – ich selbst, Passuk und die Hunde. Ich bekam auch Geld von der Regierung, denn ich war ihr Diener, und Karten über Land, das menschliche Augen nie gesehen hatten, und geschriebene Botschaften. Diese Botschaften waren versiegelt und sehr klug gegen das Wetter gesichert, und ich sollte sie den Walfängerschiffen des Nordlandes überbringen, die am großen Mackenzie-Fluß vom Eis eingeschlossen waren. Nie hat es einen so großen Fluß gegeben – mit Ausnahme unseres Yukon, des Vaters aller Flüsse.
    Aber alles dies hat nichts mit der Sache zu tun, denn meine Geschichte betrifft weder die Walfänger noch den Winter, den ich eingeschlossen im Eis am Mackenzie verbrachte. Später, im Frühling, als die Tage länger wurden und der Schnee eine Kruste erhielt, zogen wir nach Süden, Passuk und ich, nach dem Lande Yukon. Es war eine schwere Reise, aber die Sonne zeigte uns, wo wir unsere Füße hinsetzen sollten. Es war damals, wie ich schon sagte, ein nacktes Land, und wir arbeiteten uns mit Stange und Paddel Ströme hinauf, bis wir Forty Mile erreichten. Herrlich war es, wieder einmal weiße Gesichter zu sehen, und deshalb fuhren wir ans Ufer. Aber der Winter war ein strenger Winter. Dunkelheit und Kälte senkten sich über uns, und mit ihnen kam die Hungersnot. Der Verwalter der Company gab jedem Mann vierzig Pfund Mehl und zwanzig Pfund Speck. Bohnen gab es nicht. Und die Hunde heulten beständig, und es gab schlaffe Magen und gefurchte Gesichter, und starke Männer wurden schwach, und schwache Männer starben. Es herrschte auch viel Skorbut.
    Da versammelten wir uns eines Abends im Magazin, und die leeren Regale machten, daß wir unsere eigene Leere desto mehr fühlten. Wir sprachen leise beim Schein des Feuers, denn die Lichter wurden aufgehoben für die, welche noch nach Luft schnappen konnten, wenn der Frühling kam. Wir erörterten die Lage, und irgend jemand sagte, daß einer von uns nach dem Salzwasser ziehen und der Welt von unserem Elend erzählen müßte. Alle Blicke richteten sich auf mich, denn sie hatten gemerkt, daß ich ein großer Schlittenfahrer war. ›Es sind siebenhundert Meilen bis nach Haines Mission am Meere‹, sagte ich, ›und jeder Zoll des Weges muß auf Schneeschuhen zurückgelegt werden. Gebt mir eure besten Hunde und euern besten Proviant – dann will ich hingehen. Und Passuk soll mich begleiten.‹
    Alle waren mit mir einig. Aber einer von ihnen stand auf, der lange Jeff, ein Yankee mit schweren Knochen und schweren Muskeln. Dazu war er ein Mann, der gern das große Wort führte. Er sei auch ein mächtiger

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