Der Gott seiner Vaeter
Schlittenfahrer, sagte er, von klein auf an Schneeschuhe gewöhnt und mit Büffelmilch aufgezogen. Er wollte mit mir gehen, damit er, wenn ich umfiele, der Mission den Bescheid bringen könnte. Ich war jung und kannte die Yankees nicht. Wie konnte ich wissen, daß große Worte gleichbedeutend mit der Fettschicht waren oder daß die Yankees, die die großen Dinge verrichteten, ihren Mund hielten? Und so nahmen wir denn die besten Hunde und den besten Proviant und machten uns auf den Weg, wir drei – Passuk, der lange Jeff und ich.
Nun ja, ihr habt selbst Schnee gestampft und euch an der Schlittenstange abgemüht, und die hochgepreßten Eismassen der Flüsse sind euch nicht unbekannt, und deshalb will ich nicht von der Mühe reden, sondern nur sagen, daß wir einige Tage zehn Meilen machten, andere dreißig, meistens aber nur zehn. Und der beste Proviant war nicht gut, und wir mußten von Anfang an sparen. Ebenso waren die besten Hunde schlecht, und wir hatten genug damit zu tun, sie auf den Füßen zu halten. Am White River wurden unsere drei Schlitten zu zwei Schlitten, und wir waren nur zweihundert Meilen vorwärts gekommen.
Aber wir vergeudeten nichts, denn die Hunde, die aus dem Geschirr genommen wurden, mußten denen, die übrigblieben, zur Nahrung dienen.
Nicht ein Lebenszeichen, nicht eine Rauchsäule, ehe wir Pelly erreichten. Hier hatte ich auf Proviant gerechnet, und hier hatte ich gedacht, den langen Jeff zurückzulassen, denn er jammerte und war von der Schlittenreise sehr mitgenommen. Aber die Lungen des Faktors waren angegriffen, seine Augen schimmerten, und sein Depot war beinahe leer; ja, und er zeigte uns das leere Depot des Missionars und sein Grab, das von einem hohen Steinhaufen bedeckt war, um die Hunde fernzuhalten. Es war eine Schar Indianer am Orte, aber keine Kinder und alten Männer. Es war klar, daß nur wenige von ihnen den Frühling sehen sollten. Und so zogen wir denn weiter, mit leeren Magen und schweren Herzen und fünfhundert Meilen Schnee und Schweigen zwischen uns und Haines Mission am Meer.
Es war die Zeit der größten Dunkelheit, und zur Mittagszeit stieg die Sonne nicht über den südlichen Horizont. Aber die Eisschraubungen wurden geringer, der Weg besser, und so trieb ich die Hunde an und reiste früh und spät. Wie gesagt, bei Forty Mile mußten wir für jeden Zoll des Weges Schneeschuhe benutzen. Und die Schuhe nagten große Löcher in unsere Füße, und die Risse und Wunden wollten nicht heilen. Und mit jedem Tag wurden diese Wunden quälender, bis der lange Jeff morgens, wenn wir die Schuhe anzogen, wie ein Kind weinte. Ich ließ ihn vor dem leichten Schlitten gehen, damit er eine Schlittenbahn trete, aber er nahm die Schneeschuhe ab, weil es bequemer war. Daher wurde die Schlittenbahn nicht getreten, seine Mokassins machten große Löcher, und in ihnen wateten die Hunde. Die Hunde waren so mager, daß ihre Knochen fast durch die Haut stießen, und es war nicht gut für sie. Deshalb sprach ich harte Worte zu dem Mann, und er machte mir Versprechungen, brach aber immer wieder sein Wort. Da schlug ich ihn mit der Hundepeitsche, und von da ab wateten die Hunde nicht mehr im Schnee. Er war ein Kind – teils wegen der Schmerzen und teils wegen der Fettschicht.
Aber Passuk. Während der Mann am Feuer lag und weinte, bereitete sie das Essen, und morgens half sie die Schlitten beladen und abends sie abladen. Und sie rettete die Hunde. Immer war sie auf ihren Schneeschuhen an der Spitze und machte den Weg gangbar. Passuk – wie soll ich es euch erklären? – ich hielt es für selbstverständlich, daß sie diese Dinge tat, und dachte nicht mehr daran, denn meine Gedanken waren mit andern Dingen beschäftigt, und außerdem war ich jung an Jahren und kannte die Frauen nicht sehr. Erst später lernte ich es verstehen.
Und mit dem Mann wurde es immer schlimmer. Die Hunde hatten nicht mehr viel Kraft, aber er setzte sich heimlich auf den Schlitten, wenn die andern vorausfuhren. Passuk sagte, sie wollte den einen Schlitten nehmen, so daß der Mann nichts zu tun hätte. Am Morgen gab ich ihm die Ration, die ihm zukam, und schickte ihn allein fort. Die Frau und ich taten alle Arbeit im Lager, wir beluden die Schlitten und schirrten die Hunde an. Mittags, wenn die Sonne die Schneekruste schmolz, pflegten wir den Mann zu überholen, der dasaß, während die Tränen ihm auf den Backen gefroren. Abends setzten wir alles instand, stellten seine Ration beiseite und breiteten seinen
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