Der Gott seiner Vaeter
Schlafsack aus. Wir machten auch ein großes Feuer, damit er uns finden konnte. Und mehrere Stunden später kam er dann angehinkt und verzehrte unter Klagen und Stöhnen sein Essen. Und dann schlief er. Er war nicht krank, dieser Mann. Er war nur müde und erschöpft von der Schlittenreise und schwach vor Hunger. Aber Passuk und ich waren auch müde und erschöpft von der Schlittenreise und schwach vor Hunger, und wir taten alle Arbeit, und er tat nichts. Aber er hatte die Fettschicht, von der Bruder Bettles gesprochen hat. Und wir gaben dem Mann stets seine reichlich bemessene Ration.
Da trafen wir eines Tages zwei Gespenster, die durch die Stille gereist kamen. Es waren ein Mann und ein Junge, und sie waren weiß. Das Eis auf dem Le-Barge-See war gerissen, und durch den Spalt war der größte Teil ihrer Ausrüstung verschwunden. Sie trugen jeder eine Decke über der Schulter. Abends machten wir ein Feuer, an dem sie bis zum Morgen zusammengekauert saßen. Sie hatten ein klein wenig Mehl. Das verrührten sie in warmem Wasser und tranken es. Der Mann zeigte uns acht Tassen Mehl, es war alles, was sie besaßen, und Pelly, wo die Hungersnot ausgebrochen war, lag zweihundert Meilen fort. Sie sagten, nach ihnen käme ein Indianer, mit dem sie ehrlich geteilt hätten, aber er könnte nicht Schritt mit ihnen halten. Ich glaubte nicht, daß sie ehrlich geteilt hatten, denn dann würde der Indianer Schritt mit ihnen gehalten haben. Aber ich konnte ihnen keinen Proviant geben. Sie versuchten, einen Hund zu stehlen – den fettesten, der aber auch sehr mager war – , aber ich hielt ihnen meine Pistole vors Gesicht und sagte, sie sollten ihres Weges gehen. Und sie gingen ihres Weges, wie berauschte Männer, durch die Stille in der Richtung von Pelly.
Ich hatte jetzt noch drei Hunde und einen Schlitten, und die Hunde waren nichts als Haut und Knochen. Wenn man nicht viel Brennholz hat, so brennt das Feuer niedrig, und die Hütte bleibt kalt. So ging es uns. Wenn man zu wenig zu essen hat, beißt die Kälte stark, und unsere Gesichter waren so schwarz und erfroren, daß unsere eigenen Mütter uns nicht erkannt hätten. Und unsere Füße waren sehr wund. Wenn ich morgens zu gehen begann, brachte mich die Anstrengung, nicht laut zu schreien, in Schweiß – so schmerzten die Schneeschuhe. Passuk gab nie einen Laut von sich, sie ging voraus, um uns den Weg zu bahnen. Der Mann heulte.
Der Thirty Mile floß schnell, und die Strömung fraß Eis von unten weg, so daß es viele Löcher und Risse im Eis und viel offenes Wasser gab. Eines Tages fanden wir den Mann, wie er dasaß und sich ausruhte, denn er war, wie er zu tun pflegte, des Morgens vorausgegangen. Aber zwischen uns war offenes Wasser. Er war hinübergekommen, indem er dem Randeis folgte, wo es zu schmal für einen Schlitten war. Dann fanden wir eine Eisbrücke. Passuk wog nicht viel, und sie ging mit einer langen Stange in der Hand voraus für den Fall, daß ich einbrechen sollte. Aber sie war leicht, und ihre Schneeschuhe waren groß, und sie kam hinüber. Dann rief sie die Hunde. Aber die hatten weder Stangen noch Schuhe, und sie brachen ein und wurden unter Wasser fortgerissen. Ich klammerte mich hinten an den Schlitten, bis das Geschirr riß und die Hunde unter dem Eis verschwanden. Es war nicht mehr viel Fleisch an ihnen, aber ich hatte damit gerechnet, daß sie uns für eine Woche Proviant geben sollten, und jetzt waren sie fort.
Am nächsten Morgen teilte ich allen Proviant – es war sehr wenig – in drei Teile. Und ich sagte zum langen Jeff, jetzt könne er Schritt mit uns halten oder nicht, wie er es für gut befände, denn jetzt würden wir leicht und schnell reisen. Aber er erhob seine Stimme und jammerte über seine wunden Füße und andere Beschwerden, und er sagte viele harte Dinge von Kameradschaft. Passuks Füße waren wund, und meine Füße waren wund – ja wunder als die seinen, denn wir hatten mit den Hunden und dem Schlitten gearbeitet und geschleppt. Der lange Jeff schwor, daß er eher sterben wolle, ehe er sich wieder auf die Wanderung begäbe, und da nahm Passuk einen Schlafsack, und ich nahm eine Kasserolle und eine Axt, und wir schickten uns zum Aufbruch an. Aber sie sah den Anteil des Mannes und sagte: ›Es ist falsch, den guten Proviant an einen Säugling zu vergeuden. Es wäre besser, wenn er stürbe.‹ Ich schüttelte den Kopf und sagte: ›Nein – einmal Kamerad, immer Kamerad.‹ Aber sie sprach von den Männern in Forty Mile –
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