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Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Ge­sicht. Auch der Schä­del be­weg­te sich. Er öff­ne­te den Mund, und der kno­chi­ge Kie­fer fiel her­ab. Er zwin­ker­te mit den Au­gen, doch konn­ten na­tür­lich die lee­ren Au­gen­höh­len nicht zwin­kern, und wenn, wie könn­te er es se­hen, wenn sei­ne ei­ge­nen Au­gen ge­schlos­sen wa­ren?
    Die lin­ke Hand fuhr her­auf, um das Ge­sicht zu be­rüh­ren. Na­se und Wan­gen wa­ren da; fes­tes Fleisch und Haut. Der Schä­del war nur ein Bild, kei­ne Rea­li­tät. Aber was hat­te es zu be­deu­ten?
    „Laßt uns nicht her­um­trö­deln“, sag­te The­ri­on. „Der Dra­che wird nicht den gan­zen Tag lang tot­spie­len.“
    Be­dau­ernd stand Bru­der Paul auf und ging um den Kelch her­um. Er war sich si­cher, daß der Schä­del et­was Wich­ti­ges zu be­deu­ten hat­te. Wenn es Teil des na­tür­li­chen Sym­bo­lis­mus der Kar­te war, warum hat­te er es dann nicht frü­her be­merkt? Wenn nicht, warum tauch­te es jetzt auf? Er war die­ser Kar­te vie­le Ma­le, ehe er zum Pla­ne­ten Ta­rot ge­kom­men war, be­geg­net; war der Schä­del im­mer auf dem Kelch ge­we­sen? Er konn­te sich nicht dar­an er­in­nern. Da war et­was – et­was Ver­bor­ge­nes und Schreck­li­ches –, aber er hat­te einen Auf­trag. Viel­leicht wür­de es sich spä­ter er­klä­ren las­sen.
    Er ging wei­ter. Dann merk­te er, daß er den Schä­del hät­te über­prü­fen kön­nen, in­dem er mit dem einen Au­ge ge­zwin­kert hät­te, um sich mit dem an­de­ren zu be­ob­ach­ten. Sei­ne Ge­dan­ken ar­bei­te­ten nicht klar, wenn auch sein Kopf ganz frei zu sein schi­en. Nun, es wür­de nichts aus­ma­chen, wenn er zu­rück­ging, um noch ein­mal auf den Kelch zu bli­cken. Wenn er noch dort war.
    Er blick­te zu­rück. Der rie­si­ge Kelch stand noch dort, und da­hin­ter lag der Kör­per des Dra­chens. Er be­dau­er­te, ihn ge­tö­tet zu ha­ben; das hät­te er wirk­lich nicht tun sol­len. Ei­gent­lich war er kein ge­walt­tä­ti­ger Mensch. Was war nur über ihn ge­kom­men? Er ver­spür­te einen schlech­ten Ge­schmack im Mund so­wie be­gin­nen­den Kopf­schmerz. Sein Ma­gen groll­te, als wol­le er sich sei­nes In­halts ent­le­di­gen. „Ich füh­le mich nicht wohl“, sag­te er.
    „Ein klei­ner Ka­ter“, sag­te The­ri­on rasch. „Igno­rie­re es. Das geht vor­bei.“
    „Ka­ter?“ – Oh, die Re­ak­ti­on auf das Ge­tränk. Schnell high, schnell wie­der down. Das paß­te gut!
    Nun be­fan­den sie sich schon an den Au­ßen­ge­bäu­den des Schlos­ses und stie­gen über den stei­len Saum­pfad hin­auf zum Gip­fel, auf dem es thron­te. Sie ka­men rasch vor­an, denn es war ein sehr schma­ler Berg, doch noch ra­scher er­mü­de­te Bru­der Paul. Dann sah er in ei­ner fast ver­ti­ka­len Fels­wand einen Ein­laß, ei­ne Art Höh­le. Und in die­ser Höh­le stand ein wei­te­rer Kelch. Er war bis zum Rand mit Edel­stei­nen ge­füllt: Per­len, Dia­man­ten und aus­ge­such­te an­de­re Stei­ne. Wun­der­schön!
    Bru­der Paul ging dar­auf zu, fand sich je­doch un­ver­mit­telt zu mü­de, um den gan­zen Weg zu schaf­fen. Er sah nun auch, daß sich der Kelch in ei­ner Art Kä­fig mit ei­nem Kom­bi­na­ti­ons­schloß be­fand. In dem Schloß war ein Bild mit drei auf­ge­reih­ten Zi­tro­nen zu se­hen.
    „Oh, ein al­ter Glückss­piel­au­to­mat“, mur­mel­te er. „Aber ich spie­le nicht ger­ne.“
    „Aber sieh dir die po­ten­ti­el­le Be­loh­nung an!“ rief The­ri­on. „Du wä­rest reich – ein Mul­ti­mil­lio­när in je­der Wäh­rung!“
    „Reich­tum be­deu­tet mir nichts. Brü­der und Schwes­tern des Or­dens wid­men ih­re Le­ben den nicht­ma­te­ri­el­len Din­gen, der Ein­fach­heit und den gu­ten Ta­ten.“
    „Aber denk an all die gu­ten Ta­ten, die du da­mit voll­brin­gen könn­test.“
    „Ich will nur in das Schloß hin­ein und die Ant­wort auf mei­ne Fra­ge fin­den“, ent­geg­ne­te Bru­der Paul. „Wenn ich doch nur die Kraft hät­te, das letz­te Stück hin­auf­zu­stei­gen.“
    „Hier, riech ein­mal dar­an“, sag­te The­ri­on und öff­ne­te ein win­zi­ges ver­zier­tes sil­ber­nes Käst­chen.
    Bru­der Paul sah hin­ein. In dem Käst­chen be­fand sich ein weiß­li­ches Pul­ver. „Was ist es?“
    „Ein Sti­mu­lans. Wird seid

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