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Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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tech­ni­scher Be­griff. Er um­faßt die Er­de und al­le dre­hen­den Din­ge und so­mit die mensch­li­che Tech­no­lo­gie und My­tho­lo­gie. Die Prä­zes­si­on der Tag­und­nacht­glei­che …“ Er hol­te tief Luft. „Es gibt ein­fach ei­ne Men­ge ro­ta­ti­ons­mä­ßi­ger Träg­heit bei ei­nem sich dre­hen­den Ob­jekt, und wenn man ei­ne äu­ße­re Kraft an­setzt, um die Rich­tung zu än­dern, muß man mit die­ser Träg­heit fer­tig wer­den. Wenn man das ver­steht und die ge­nau­en Vek­to­ren kennt …“
    The­ri­on lä­chel­te. „Und dei­ne Igno­ranz zieht hier den Schluß­strich, weil die Träg­heit des Den­kens kom­ple­xer ist als je­de zu­fäl­li­ge Un­ter­su­chung ent­hül­len kann. Er­ken­ne dich sel­ber – oder wie ich es lie­ber aus­drücke: Tu, was du willst.“
    „Ja“, stimm­te Bru­der Paul zu und er­faß­te schließ­lich doch die Be­deu­tung die­ses Sat­zes. Je­mand konn­te nicht wirk­lich tun, was er woll­te, wenn er sich nicht zu­vor voll­stän­dig be­griff, um her­aus­zu­fin­den, was er wirk­lich woll­te. Was er wirk­lich woll­te – und nicht, was er in sei­ner Igno­ranz für sein Wol­len hielt. Vie­le Men­schen blie­ben auf der Sei­te der Igno­ranz, un­er­müd­lich nach Reich­tum oder Macht stre­bend, die ih­nen le­dig­lich Un­glück brach­ten. An­de­re streb­ten nach Glück, de­fi­nier­ten es aber le­dig­lich ma­te­ri­ell. An­de­re wie­der­um ver­such­ten dies wie­der­gutz­u­ma­chen, in­dem sie es aus­schließ­lich nicht­ma­te­ri­ell de­fi­nier­ten und Schi­mä­ren such­ten. Wie es viel­leicht auch Bru­der Paul ge­tan hat­te. „Mein letzt­end­li­cher Wil­le ist fein­ge­spon­ne­ner und ge­wun­de­ner als ich sel­ber be­wußt er­ken­nen kann. Da die­se Ani­ma­tio­nen zu­min­dest teil­wei­se mei­nem Un­be­wuß­ten ent­sprin­gen, ver­fal­le ich der Prä­zes­si­on, wenn ich durch rein be­wuß­te Ge­dan­ken zu len­ken su­che. So ver­wi­cke­le ich mich und fin­de mich im rech­ten Win­kel ab­ge­trie­ben wie­der, kämp­fe ge­gen den Dra­chen der Ver­su­chung und Gott weiß was noch al­les!“
    Wie­der­um nick­te The­ri­on und sah aus wie ein her­un­ter­ge­kom­me­ner Stra­ßen­phi­lo­soph. „Ich weiß auch noch et­was: Es war dein ei­ge­nes Be­wußt­sein, ge­gen das du ge­kämpft hast.“
    „Du weißt es; ei­gent­lich bist du kein schlech­ter Füh­rer“, mein­te Bru­der Paul. „Du kennst mei­nen ei­ge­nen Wil­len bes­ser als ich. Aber wie wenn man ein Pferd zum Was­ser führt …“
    „Das ist das gan­ze Ge­setz“, stimm­te The­ri­on zu.
    Sie wa­ren kreuz und quer durch das ver­las­se­ne, un­heim­li­che Schloß ge­gan­gen. Nun be­tra­ten sie ei­ne der obe­ren Kam­mern – und sa­hen ei­ne Frau. Sie saß in ei­nem rie­si­gen Kelch, da­her wuß­te er, dies war ei­ne wei­te­re Vi­si­on der sie­ben Kel­che, mit der er auf die ei­ne oder an­de­re Wei­se fer­tig wer­den muß­te. Er ver­mu­te­te, der ur­sprüng­li­che Kelch, der mit dem Schloß, den er ge­wählt hat­te, war le­dig­lich ein Ein­gangs­punkt ge­we­sen; und ehe er hin­durch­ge­lang­te, wür­de er vom In­halt al­ler sie­ben kos­ten. Hät­te er zu­erst die Frau ge­wählt, hät­te er wohl auch den Schä­del, die Ver­su­chung und das Schloß ge­fun­den, aber viel­leicht in an­de­rer Rei­hen­fol­ge. Mit der Prä­zes­si­on gab es kei­nen leich­ten oder di­rek­ten Weg zu ei­nem Ziel. Aber nun zu die­ser Frau: Sie war ein Wun­der an na­tür­li­cher Sym­me­trie und kul­ti­vier­ter Äs­the­tik, mit Haar wie Som­mer­wei­zen …
    „Ama­ranth!“ keuch­te Bru­der Paul.
    „Bit­te?“ frag­te The­ri­on.
    Na­tür­lich kann­te die­ser Mann nicht den Pri­vat­na­men, den Paul der Kno­chen­bre­cher­da­me ge­ge­ben hat­te. Aber nun war er si­cher: Ama­ranth war in die­se Ani­ma­ti­on ge­langt, und hier war sie, die Schau­spie­le­rin in ei­ner ganz be­son­de­ren Rol­le. Die Haupt­cha­rak­tere die­ser Sze­ne wur­den von Le­ben­di­gen ge­spielt, die ih­re Tex­te, wie sie wa­ren, auf­sag­ten oder even­tu­ell an­hand von Leit­li­ni­en frei spra­chen. „Ein pri­va­ter Ge­dan­ke, völ­lig un­wich­tig“, mein­te Bru­der Paul und wuß­te, daß er log. Da

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