Der Gott von Tarot
Jahrhunderten benutzt, um dem Menschen zu ermöglichen, ohne Ermüdung schwerer zu arbeiten. Absolut sicher. Macht nicht süchtig. Versuch es.“ Er schob es Bruder Paul unter die Nase, und dieser roch fast unfreiwillig daran.
Die Wirkung war erstaunlich. Plötzlich fühlte er sich furchtbar stark, gesund und klar. „Donnerwetter! Was ist es?“
„Kokain.“
„Kokain? Du hast mich angelogen! Das ist eine der schlimmsten Suchtdrogen!“
Würdig schüttelte Therion den Kopf. „Nein. Es gibt keine körperliche Abhängigkeit. Es ist das reinste natürliche Stimulans ohne schädliche Nebenwirkungen. Viel besser als Alkohol. Aber wenn du es nicht glaubst, dann gib doch die Probe zurück.“
„Die Prise? Wie soll ich das denn machen?“
„Das ist doch deine Erscheinung. Du kannst alles.“
Bruder Paul wunderte sich. Wenn er alles tun konnte, warum fand er dann nicht den Weg aus diesem Sumpf heraus? Nun, vielleicht konnte er es wirklich, wenn er es nur stark genug wünschte. Aber er fühlte sich nun so wohl, warum sollte er das rückgängig machen? Er wollte ja immer noch zum Schloß und hatte bereits soviel Mühle investiert, daß es Verschwendung bedeutete, wenn er jetzt aufgäbe. „Oh, laß nur.“
Seine Augen wanderten zu dem juwelengefüllten Kelch zurück. „Doch erst noch diese Kleinigkeit.“ Er schritt hinüber zu dem Käfig und griff nach dem Hebel des einarmigen Banditen. „Was muß ich in diese Maschine hineinstecken, um mitspielen zu können?“
„Einen lächerlichen Preis. Nur ein Siebtel deiner Seele.“
„Gebongt!“ sagte Bruder Paul lachend. Und verspürte ein sonderbares Zerren, das ihn einen Moment lang betroffen machte. Wenn der Preis für diesen Kelch ein Siebtel war und es insgesamt sieben Kelche gab … und er hatte bereits einige hinter sich gelassen … aber er fühlte sich so gut, daß er es bald wieder vergaß. Kraftvoll zog er an dem Hebel.
Verschwommen tanzten die Symbole durch das Schauglas des Automaten. Schwerter, Stäbe, Münzen und etwas Undefinierbares – vielleicht Schleifenlinien? Wo waren die Zitronen geblieben? Dann kamen sie zum Stillstand: ein Kelch – zwei Kelche – drei Kelche!
Die Käfigtür sprang auf. Der Kelch neigte sich nach vorn. Die Reichtümer ergossen sich über den Höhlenboden. Gewonnen!
„Ich habe gespielt und gewonnen!“ rief Bruder Paul.
Therion nickte. „Das ist deine Animation“, wiederholte er. „Ich zeige dir nur den Weg, wie du es ausschöpfst.“
Irgend etwas lag in dieser Bemerkung – oh, vergiß es! „Gib diese Juwelen den Wohlfahrtsinstitutionen der Welt“, sagte Bruder Paul. „Ich muß weiter.“ Vorsichtig stieg er über die glitzernden Steine auf seinem Weg und verließ die Höhle.
Nun war der Aufstieg wieder leichter. In wenigen Augenblicken erreichten sie das Hauptportal. Es stand offen, und sie schritten ins Schloß hinein.
„Wie ein Dornröschenpalast“, bemerkte Therion.
„Wie in einem Märchen“, stimmte ihm Bruder Paul zu.
Aus irgendeinem Grund fand Therion diese Bemerkung überaus komisch. „Zeige mir, über was du lachst, und ich sage dir, wer du bist“, sagte er keuchend zwischen den einzelnen Lachstürmen. Aber es war er, der lachte, nicht Bruder Paul. Sonderbarer Mann!
„Komisch“, meinte Bruder Paul, „wie ich eine Animationsreihe beginne, um herauszufinden, was Animationen verursacht, und mich selber in dieser Phantasiewelt finde, wo ich einen Drachen töten muß, mich selber als Skelett sehe und ein Siebtel meiner Seele gegen einen weltlichen Schatz setze, den ich nicht brauche. Warum kann ich nicht unmittelbar zu den Wurzeln vordringen?“
„Das kannst du schon, wenn du weißt, wie es geht“, erwiderte Therion.
„Ich habe dich doch als Führer
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