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Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Men­schen­ge­stalt mit dem Kopf ei­nes Hahns und Bei­nen ei­ner Schlan­ge, und er ist der Gott der Heil­kun­de. An­schei­nend hält sie dich für einen Gott.“
    „Mich?“ rief Bru­der Paul ent­setzt aus. „Ich ein heid­nischer Gott?“
    „Ab­ra­xas war im rö­mi­schen Reich ein höchst mo­di­scher Gott. Viel­leicht sieht sie dich als mo­der­ne In­kar­na­ti­on. Wenn du ihr viel­leicht dei­ne Fü­ße zeigst …“
    Bru­der Paul mur­mel­te ei­ne höchst un­hei­li­ge Sil­be. Aber The­ri­on be­trach­te­te den Tor­so Ama­ranths. „Sie ist ge­wiß ein ge­sun­des, gut er­nähr­tes Ex­em­plar“, be­merk­te er, als be­trach­te er ein Voll­blut­pferd. „Zu fast al­len Zei­ten wa­ren die meis­ten Men­schen schlecht er­nährt: Erst in den ver­gan­ge­nen Jahr­hun­der­ten hat sich ein gu­ter Er­näh­rungs­stand ver­brei­tet. Man sieht je­doch nur sel­ten ei­ne so fei­ne Ge­stalt, auch heu­te noch.“
    Wem woll­te er die Fi­gur ver­kau­fen? „Du ver­ehrst wirk­lich einen heid­nischen Gott?“ frag­te Bru­der Paul die La­dy. Ir­gend­wie war ihm die Be­deu­tung des­sen noch nicht klar ge­wor­den, oder er hat­te es nicht rich­tig ge­glaubt, als sie, die Ko­lo­nis­tin, die­sen Sach­ver­halt er­wähn­te.
    „Aber das ist doch ei­ne freie Ge­sell­schaft“, mein­te The­ri­on. „Nie­mand darf nach dem Ver­trag ir­gend­ein Mit­glied ei­ner an­de­ren Re­li­gi­on, was im­mer ih­re Form ist, ver­fol­gen. Das ist das ein­zi­ge, das auf die­sem Pla­ne­ten einen mör­de­ri­schen Krieg ver­hin­dert. Ich bin si­cher, IAO hat eben­so viel Recht hier­zu­sein wie je­der christ­li­che Gott.“
    Das Mäd­chen schlüpf­te aus ih­rem Ge­wand und stell­te sich voll­stän­dig nackt vor sie hin. Ihr Kör­per war be­rau­schend, nicht nur, weil sie gut er­nährt war; an ihr gab es kein Fett, wo es nicht auch hin­ge­hör­te. Sie trat auf Bru­der Paul zu.
    Be­un­ru­higt wich er zu­rück.
    „Die al­ten Pries­te­rin­nen führ­ten die Gläu­bi­gen mit den di­rek­tes­ten Mit­teln zur Ver­ei­ni­gung mit ih­ren Göt­tern“, fuhr The­ri­on fort. „Sie will dir hel­fen, dei­nen wah­ren Wil­len zu ent­de­cken; willst du ihr nicht fol­gen?“
    „Aber das ist nicht die Art von Ver­ei­ni­gung, die ich su­che“, pro­tes­tier­te Bru­der Paul. „Nicht mit IAO, nicht …“
    „Und wenn IAO der Gott von Ta­rot ist, und du wei­gerst dich, ihn zu tref­fen?“
    „Un­mög­lich!“ Aber Bru­der Paul merk­te auch, daß es nicht un­mög­lich war. Un­wahr­schein­lich viel­leicht, aber theo­re­tisch durch­aus mög­lich. Das gan­ze Pro­blem des Pla­ne­ten Ta­rot, der Grund, warum er her­ge­kom­men war, war doch, ob­jek­tiv zu be­stim­men (wenn es die Um­stän­de er­laub­ten), wel­cher Gott die Leit­fi­gur hin­ter den Ani­ma­tio­nen war oder ob es kein Gott war. Er muß­te sei­ne re­li­gi­ösen Vor­ur­tei­le aus dem Spiel las­sen. Denn – da­zu zwang er sich – IAO Ab­ra­xas, der Gott der An­be­tung, konn­te es wirk­lich sein. Und wenn es I A O nicht war, muß­te er die­se Tat­sa­che doch ge­nau un­ter­su­chen. Die ver­sam­mel­ten Re­li­gio­nen des Pla­ne­ten Ta­rot war­te­ten auf sein Ur­teil. Nie­mand ih­rer ei­ge­nen Ver­tre­ter konn­te die­se Un­ter­su­chung durch­füh­ren, weil ein je­der un­ter ih­nen zu sehr dem je­wei­li­gen Gott er­ge­ben war, um noch ob­jek­tiv blei­ben zu kön­nen. Je­ne, die es am auf­rich­tigs­ten ver­sucht hat­ten, wa­ren An­fäl­le von Glau­bens­zwei­fel er­le­gen, in ei­ni­gen Fäl­len mit fa­ta­lem Aus­gang.
    Bru­der Paul hat­te nicht vor, bei sei­nem Aben­teu­er zu ster­ben. Aber er woll­te auch an kei­ner Weiß­wä­sche­rei oder Auf­wär­mung von per­sön­li­chen Vor­ur­tei­len teil­ha­ben. Die Ethik sei­nes Or­dens und sein Stolz ver­lang­ten, daß er die Wahr­heit such­te. Der Auf­trag ging über sei­ne klei­nen Skru­pel weit hin­aus. Er muß­te IAO ei­ne faire Chan­ce ge­ben.
    „Aber ist es wirk­lich not­wen­dig …?“ frag­te er kläg­lich mit Blick auf die nack­te Pries­te­rin. „Wenn sie ei­ne zeit­ge­nös­si­sche An­hän­ge­rin von Ab­ra­xas ist, lä­ge es in ih­rem In­ter­es­se, mich da­von zu über­zeu­gen, daß ihr Gott der näm­li­che sei,

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