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Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Lü­gen für ihn ver­ab­scheu­ens­wür­dig wa­ren, muß­te er sich so­fort ver­bes­sern. „Ich glau­be, ich er­ken­ne die­se Frau. Sie …“
    „Die Frau exis­tiert, um dem Man­ne zu die­nen“, be­merk­te The­ri­on.
    Der Mann war al­so nicht wirk­lich an der Iden­ti­tät die­ser Frau in­ter­es­siert. Für ihn wa­ren Frau­en aus­tausch­bar, ver­hüllt durch sei­ne all­ge­mei­ne Feind­se­lig­keit ih­nen ge­gen­über. Nun, in die­sem Fall spiel­te Bru­der Paul das Spiel mit, denn nach al­lem, was er von Ama­ranth wuß­te, wür­de sie al­le mit ei­ner sol­chen Mei­nung ge­hö­rig ei­nes Bes­se­ren be­leh­ren.
    Bru­der Paul ging auf die Frau zu. „In wel­cher Wei­se spie­gelst du mei­nen ver­bor­ge­nen Wil­len wi­der?“ frag­te er.
    Sie lös­te sich aus dem Kelch und stand vor ihm, ei­ne so schö­ne Ge­stalt, wie er sie sich nur vor­stel­len konn­te. „Ich bin die Lie­be.“
    Lie­be. Das war so­gar noch mehr, als er er­war­tet hat­te. „Hei­li­ge oder pro­fa­ne?“ frag­te er vor­sich­tig. „Ich bin mit ei­nem re­li­gi­ösen Auf­trag hier.“
    „Er sagt, er liebt Gott und kei­ne Frau“, warf The­ri­on ein.
    „Ich lie­be Gott und die Frau­en“, bell­te Bru­der Paul zu­rück. „Aber für mei­ne Missi­on muß ich …“
    Ama­ranth reck­te sich und be­ton­te ih­re wun­der­vol­len Brüs­te; Bru­der Paul er­kann­te die Ver­su­chung in an­de­rer Ge­stalt. Er wuß­te, daß die Ani­ma­ti­on ih­re Er­schei­nung nicht noch ver­bes­ser­te; sie war in je­der Hin­sicht so ver­lo­ckend wie im wirk­li­chen Le­ben. Ei­ne Frau, die nur in der Ani­ma­ti­on schön war … aber na­tür­lich soll­te die Äu­ßer­lich­keit nicht das ein­zig An­zie­hen­de sein.
    „Du hast tap­fer ge­kämpft, um in die­ses Schloß zu ge­lan­gen“, merk­te The­ri­on an. „Weist du nun zu­rück, was es dir bie­tet?“
    „Die Prä­zes­si­on bringt die­se Frau; was ich su­che, liegt an­ders­wo.“
    „Wo­her weißt du das?“
    Un­si­cher dach­te Bru­der Paul dar­über nach. Er hat­te ge­dacht, er ha­be die Ver­su­chung über­wun­den – und es war ei­ne un­ge­heu­re Ver­su­chung ge­we­sen! –, aber konn­te es sein, daß das Ziel sei­ner Su­che kör­per­li­che Lie­be war? Es schi­en kaum wahr­schein­lich, aber si­cher konn­te er auch nicht sein. Es gab zwi­schen den ein­zel­nen Ar­ten der Lie­be tie­fe Af­fi­ni­tät, auf der höchs­ten Ebe­ne als Re­li­gi­on aus­ge­drückt und auf der nied­rigs­ten als Sex. Oft sag­te man ‚Gott ist Lie­be’. Konn­te er die ei­ne Form oh­ne die an­de­re er­rei­chen?
    Er dach­te an die säu­er­li­chen Kom­men­ta­re des Hie­rophan­ten. Wie sah es mit sei­nem Glau­ben aus? War der Aus­druck kör­per­li­cher Lie­be not­wen­di­ger­wei­se im­mer schlecht? Die An­sich­ten des Hie­rophan­ten gli­chen ei­ner Par­odie von …
    „Der Hie­rophant!“ rief Bru­der Paul aus und wir­bel­te zu The­ri­on her­um. „Du!“
    „Du hast es al­so be­grif­fen“, sag­te The­ri­on schnip­pisch.
    „Du hast be­wußt die re­li­gi­öse Hal­tung zer­stört …“
    „Zer­stört? Das wür­de ich nicht sa­gen“, ent­geg­ne­te The­ri­on. „Ich hat­te ei­ne Rol­le zu spie­len, und da­her ha­be ich sie völ­lig frei ge­spielt. Ich ha­be die Es­senz ge­lie­fert an­stel­le blo­ßer Ka­suis­tik. Die mo­der­nen Re­li­gio­nen has­sen den Sex und das Ver­gnü­gen und ver­su­chen, es zu un­ter­drücken, weil ein Mann mit stei­fem Schwanz nicht zu ei­nem Pries­ter ge­hen wür­de. Die al­ten Re­li­gio­nen be­sa­ßen viel mehr Grips; sie kann­ten die an­de­re Sei­te der gött­li­chen Lie­be, näm­lich die kör­per­li­che Lie­be. Das ist ei­ne voll­stän­dig na­tür­li­che und not­wen­di­ge Funk­ti­on.“
    „Aber nicht au­ßer­halb der Ehe“, er­wi­der­te Bru­der Paul, der bei dem Ge­dan­ken zit­ter­te, auf wel­che Wei­se er ge­lei­tet wor­den war, noch ehe er sei­nen Füh­rer ge­wählt hat­te.
    „ Warum nicht? Was ist denn die Ehe schon, au­ßer ei­ner ge­sell­schaft­li­chen Ze­re­mo­nie, die die Be­sitz­rech­te ei­nes be­stimm­ten Man­nes an ei­ner be­stimm­ten Frau re­gelt? Küm­mert sich Gott viel­leicht um die Kon­ven­tio­nen der mensch­li­chen Kul­tur?

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