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Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Wer re­giert denn hier? Gott oder der Mensch?“
    „Aber ge­wiß doch Gott!“ rief Bru­der Paul.
    „Aber warum hat Gott den Men­schen dann nicht vor sei­ner hoch­zeit­li­chen Ze­re­mo­nie im­po­tent ge­macht oder es so ge­re­gelt, daß er nur auf be­stimm­te Sti­mu­li wie Ge­ruch rea­gie­ren kann? Tie­re ha­ben da­mit kei­ne Pro­ble­me.“
    „Aber der Mann ist auch kein Tier“, ent­geg­ne­te Bru­der Paul. „Der Mensch hat ein Be­wußt­sein. Er kon­trol­liert sei­ne Trie­be.“
    „Dann we­delt der Schwanz den Hund. Der Mensch kon­trol­liert die na­tür­li­chen Trie­be, die ihm Gott ge­ge­ben hat, an­statt sich mit ih­nen so aus­zu­drücken, wie es Gott mit ih­nen vor­hat­te.“
    „Nein. Das mensch­li­che Be­wußt­sein stammt von Gott!“
    „Und Gott wur­de im Bild des Men­schen ge­schaf­fen.“
    Ein auf­schluß­rei­cher Hieb! Na­tür­lich war der Mensch im Bild Got­tes, aber wenn man so ar­gu­men­tier­te, wür­de The­ri­on ein­fach dar­auf hin­wei­sen, daß Gott von da­her ein ge­schlecht­li­ches We­sen sei, aber un­ver­hei­ra­tet. Nun war sich Bru­der Paul un­si­cher, ob das Sa­kra­ment der Ehe in sei­ne Vor­stel­lung paß­te, denn es traf zu, daß Tie­re nicht hei­ra­te­ten. Tie­re wa­ren ab­so­lut na­tür­lich, aber un­schul­dig.
    Doch er muß­te im­mer noch dar­an glau­ben, daß ei­nes der Din­ge, die den Men­schen vom Tier un­ter­schie­den, sei­ne Mo­ral, sein hö­her ent­wi­ckel­tes Be­wußt­sein war. „Ich will mit dir lie­ber nicht über die Ehe­strei­ten“, mein­te Bru­der Paul, „und auch nicht die­se jun­ge Frau miß­brau­chen. Ich möch­te nur die Rea­li­tät hin­ter dem Bild si­chern.“
    „Aber du un­ter­liegst wie­der der Prä­zes­si­on“, mein­te The­ri­on trau­rig. „Du be­stehst dar­auf, die pri­va­ten Re­geln dei­nes Er­den­le­bens in die­sen Rah­men hin­ein­zu­tra­gen, und wei­gerst dich, zu­zu­ge­ben, daß sie nicht mehr pas­sen. Du denkst, du kannst die Schwie­rig­kei­ten über­win­den, in­dem du ein­fach nach vorn schrei­test. Wann wirst du mer­ken, daß du nicht ge­win­nen kannst, wenn du nicht die Spiel­re­geln be­folgst? Du hast erst drei Kel­che pro­biert.“
    Ver­su­chung, Sieg und Reich­tum. Of­fen­sicht­lich muß­te er al­le hin­ter sich brin­gen, ehe er die Er­hel­lung er­reich­te. Kei­ne Ab­kür­zun­gen. Doch be­deu­te­te die Ge­gen­wart die­ser Frau, die ei­gent­lich in die­ser Ani­ma­ti­on ge­fan­gen wur­de, daß er sie se­xu­ell pro­bie­ren muß­te? The­ri­on schi­en da­für zu plä­die­ren, was son­der­bar war, denn er haß­te die Frau­en aus­drück­lich. Of­fen­sicht­lich konn­te sich Bru­der Paul nicht er­lau­ben, The­ri­ons Wor­ten all­zu ge­nau zu fol­gen, weil sie viel­leicht nicht not­wen­di­ger­wei­se des­sen Wil­len wi­der­spie­gel­ten. Die­se Frau war viel­leicht ver­füh­re­risch, aber er brauch­te nicht ver­führt zu wer­den.
    „Ich möch­te gern mit dir re­den“, sag­te Bru­der Paul zu der Frau. „Was hörst du gern?“
    „Ich be­te dich an, IAO“, ant­wor­te­te sie.
    „Mein Na­me ist Bru­der Paul vom Hei­li­gen Or­den der Vi­si­on“, sag­te er. Das reich­te für ei­ne of­fi­zi­el­le Vor­stel­lung in­ner­halb die­ser Ani­ma­ti­on, falls das über­haupt hel­fen konn­te. „Du … ich glau­be, wir ken­nen uns schon aus dem … äh … ech­ten Le­ben. Und du hast auch das Ta­rot­spiel der Bru­der­schaft vom Licht re­prä­sen­tiert. Wie soll ich dich nun nen­nen?“
    Sie öff­ne­te ihr Kleid. Dar­un­ter war sie nackt, schlank und ro­sa­weiß, mit vol­len Brüs­ten. Kör­per­lich stell­te sie sein Ideal­bild von ei­ner Frau dar, was of­fen­sicht­lich der Grund für die ers­te An­zie­hung ge­we­sen war. Er such­te nach dem sub­li­men Ein­ver­ständ­nis von Gott, aber sein Fleisch hat­te an­de­res im Sinn.
    „Ich be­te dich an, IAO“, wie­der­hol­te sie.
    Bru­der Paul wei­ger­te sich mitz­u­ma­chen. „Ich dach­te, im ech­ten Le­ben wür­dest du einen schlan­gen­fü­ßi­gen Gott na­mens Ab­ra …“ An den ge­sam­ten Na­men konn­te er sich nicht mehr er­in­nern.
    „Sie re­det von IAO – oder auch Ab­ra­xas, wört­lich ge­nom­men“, er­klär­te The­ri­on. „Er hat

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